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Kapitel 2

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Kommissar Kirsch und seine Frau Moni waren nach ihrer Kreuzfahrt, die sie an die Ostsee, nach Kopenhagen, Stockholm, Tallinn und Sankt Petersburg brachte, wieder in ihrem Wiesenbach gelandet. Kirschs letzten Urlaubstag wollten sie aber noch in den heimischen Gefilden, im Schwarzwald, genießen.

Ihr Weg sollte sie diesmal nach dem schönen Ort Furtwangen und nach Gütenbach, zum ‚Balzer Herrgott‘, führen. Kirsch und auch seine Frau Moni lieben einfach die alten Kulturdenkmäler, wie auch den ‚Balzer Herrgott‘. Es ist ein ehemaliges Kreuz, das von einem Baum ganz umhüllt wird, man sieht nur noch das Antlitz des Herrgotts, das von Ästen und Blättern umkränzt wird.

Moni hatte ein kleines Picknick vorbereitet, Schnitzel, Kartoffelsalat und Radieschen eingepackt, und das wollten sie an einem schönen Rastplatz beim Keuz zu sich nehmen. Allerdings ist der Ausblick beim ‚Balzer Herrgott‘ nicht so ergiebig, denn das Denkmal steht mitten im Wald und ganz in der Nähe befindet sich auch noch das Mörderloch, ein Waldstück, das ganz tief, bis in die Ebene eines Tales, hinunterreicht.

Doch vom Mörderloch wollte Moni gar nichts hören, hatte doch ihr Mann, der Kriminalkommissar, immer auch mit schrecklichen Morden und Mördern zu tun. Aber so ein Besuch beim Kulturdenkmal ‚Balzer Herrgott‘ fand auch ihr Gefallen und so fuhren die Kirschs von Wiesenbach nach Gütenbach. Direkt am Wald befand sich ein großer Parkplatz, da stellten sie ihr Auto ab und holten ihre Wanderstöcke und ihre Rucksäcke hervor.

Dann ging es los. Sie warfen noch einen kurzen Blick hinüber zu den Bauernhöfen der Gegend und in die Richtung von Neukirch. Bald kam auch schon der Waldweg und schwarze Tannen säumten ihren Weg. Ganz in der Nähe des ‚Balzer Herrgotts‘ hatten sie einen Rastplatz auserwählt, denn Kirsch verspürte schon wieder etwas Hunger, obwohl sie noch gar nicht solange unterwegs waren. Dort an diesem Rastplatz sollte dann das Picknick eingenommen werden.

Angekommen schnaufte Moni schon ein bisschen. Als sie gerade dabei war, den Tisch zu decken, sah sie, dass etwas unter der danebenstehenden Bank lag. Sie bückte sich und dann hörte Kirsch nur noch einen markerschütternden Schrei. Er zuckte nur so zusammen und ließ sein Messer fallen. Das wäre fast auf die ausgestreckte, blutverkrustete Hand gefallen, die unter der Bank lag, was aber Kirsch noch nicht bemerkte.

„Was ist denn los, Moni, weshalb schreist du denn so?“, rief Kirsch bestürzt aus, der noch keine blutverkrustete Hand gesehen hatte.

„Da, schau, da liegt eine Hand, die ist ganz starr und blutverkrustet.“

Kirsch riss Moni nur so von der Stelle, dass sie beide fast über die Bank gefallen wären. Vor lauter Schreck fiel ihm dann doch noch das Messer aus der Hand.

Moni schleppte sich schnell auf die Seite.

Kirsch stolperte ein bisschen, bückte sich und wollte das Messer aufheben, und dann sah er die Bescherung und die blutverkrustete Hand.

Dann sah er auch einen Körper, einen weiblichen Körper. Er wollte jedoch nichts berühren, um keine Spuren zu verwischen.

„Moni, wo ist mein Handy?“, rief er ganz aufgebracht hervor.

„Moni, wo ist mein Handy?“, rief er nochmals und seine Stimme überschlug sich fast.

„Kirsch, du hast es doch in deinen Anorak gesteckt, da muss es sein!“

„Wir müssen sofort die Polizei verständigen!“

Helen und Eugen, seine treuen Weggefährten aus Wiesenbach, hätte er gerne auch noch einbestellt, aber der Tatort lag doch ein bisschen zu weit weg von Wiesenbach, wie Kirsch überlegte.

„Ich rufe die Freiburger Kollegen an, die kenne ich besser, obwohl auch die Villinger in Betracht kämen. Wir sitzen da, glaube ich, direkt an der Grenze zu den beiden Städten und Landkreisen.“

Doch irgendwie hatte er keinen Empfang, da die Tannen doch zu dicht beieinanderstanden.

„Moni, ich muss zum Parkplatz zurückgehen und von dort die Polizei verständigen. Vielleicht kann ja auch noch jemand vom Hof unterhalb des Parkplatzes dazukommen?“

„Kannst du alleine bei der Leiche bleiben?“

Moni schaute Kirsch nur mit entsetzten Augen an.

„Ich bleibe keine Minute länger hier, vielleicht ist der Mörder noch unterwegs oder sitzt unten im Mörderloch und kommt dann womöglich wieder hoch.“

„Wie stellst du dir das denn vor, mich hier alleine sitzen zu lassen?“ Moni explodierte fast vor lauter Angst und zappelte nur so herum.

„Natürlich das geht gar nicht, dass du da alleine sitzen bleibst, das sehe ich ja ein“, entgegnete Kirsch.

„Ich mache noch ein paar Fotos, nicht, dass noch die Leiche verschwunden ist, wenn ich wieder zurückkomme.“

Also fotografierte Kirsch die Leiche von allen Seiten. Das Gesicht sah man nicht, sondern nur dunkle, schwarze Haare bedeckten den Kopf.

„Ich glaube, es ist eine Frau!“, sagte Kirsch zu Moni, die sich vor lauter Angst nur so schüttelte.

So kannte Kirsch seine Frau gar nicht, die sonst immer sehr tapfer ist, ihre Angst niemals zeigt, und schließlich hatten die beiden auch schon so manche Bluttat erlebt.

Aber in diesem dunklen Wald war es für Moni einfach gar zu gruselig. Auf der einen Seite der ‚Balzer Herrgott‘, der seinen starren Blick auf Kirsch und Moni gerichtet hatte, und dann auf der anderen Seite, das Mörderloch mit seinen tiefen Gefilden, wo sich ein Mörder tagelang verstecken kann.

Selbst Kirsch war es nicht geheuer.

Moni packte ihre Habseligkeiten wieder ein, nicht mal ein Schnitzel oder den Kartoffelsalat hatten die beiden angerührt, geschweige denn gegessen. Das Essen war ihnen leidlich vergangen.

Schnell richtete Moni alles zusammen und dann liefen sie los. Fast hätten sie noch ihre Wanderstöcke vergessen.

Auf dem Parkplatz angekommen, setzten sie sich erst mal ins Auto, denn die Aufregung mit der Leiche und dem vielleicht noch herumgeisternden Mörder war doch zu groß.

Dann holte Kirsch sein Handy hervor und rief die Telefonnummer 112 an, wie ein ganz normaler Tourist.

Er schilderte den Polizisten, dass er eine Leiche direkt am Rastplatz des ‚Balzer Herrgotts‘ gefunden hatte, und dass er auch Fotos von der Leiche und dem Rastplatz gemacht hatte.

„Können Sie uns diese Fotos schnellstens herschicken?“, fragte der Polizist, denn da wusste er ja noch nicht, dass auch Kirsch als Kommissar tätig war.

Kirsch kam natürlich dieser Bitte sofort nach und dann warteten die beiden bis das ganze Polizeiaufgebot, mit Personal und Fahrzeugen, anrückte.

Eugen und Helen, seine beiden Assistenten aus Wiesenbach, hatte Kirsch natürlich auch gleich angerufen und auch sie machten sich auf den Weg, denn diese Leiche am ‚Balzer Herrgott‘ wollten sie sich auch nicht entgehen lassen.

Kirsch erwartete die Polizisten, die schließlich aus Freiburg angereist kamen, und informierte sie über den Leichenfund. Ziemlich schnell fuhren sie gemeinsam den Waldweg entlang bis zum ‚Balzer Herrgott‘ und auch die KTU kam gleich angerückt. Schließlich trafen auch noch Helen und Eugen ein, die ihren Chef, den Schwarzwälder Kommissar Kirsch, nur mit großen Augen ansahen, denn nun wussten sie, dass Kirsch, obwohl noch im Urlaub, wieder in seinem Metier, dem Mörderjagen, angekommen war.

Helen meldete sich zuerst zu Wort und auch Eugen war ziemlich aufgeregt. Dass nun ihr Chef wieder in eine Mordsache verwickelt war, machte sie nicht gerade glücklich. Damit war ja auch wieder Mehrarbeit für die beiden angesagt. Schließlich kannten sie auch Kirsch, seine Ungeduld und seine Sturheit bei den Ermittlungen. Natürlich vergasen sie auch nicht ihren Bürgermeister Wohlgemuth, der sicherlich gar nicht darüber erfreut sein würde, dass Kirsch an seinem letzten Urlaubstag wieder eine Leiche entdeckt hatte, und so wie es sich bisher schon aus den Worten von Kirsch ergab, womöglich auch diese nach Wiesenbach transportieren lassen wird.

„Oh Gott, Herr Kirsch, was wird auch der Bürgermeister dazu sagen, dass Sie sich nun auch dieser Leiche annehmen werden?“, meinte Eugen, der sich als erster wieder gefangen hatte, und gleich schon darauf verweisen wollte, dass der Bürgermeister über diese erneute Leiche sicherlich nicht erfreut sein würde.

„Eugen, was hast du nur, ich kann doch nichts dafür, dass mir gerade an meinem letzten Urlaubstag diese Leiche, noch an meinem Picknickplatz, serviert wird“, murmelte Kirsch mehr in seinen Schnauzer als zu Eugen. Er blickte ihn mit seinen braunen Hundeaugen mitleidsvoll an.

„Doch lass uns jetzt zu den Kollegen von Freiburg gehen, schauen wir mal, was sie entdeckt haben. Ich habe ja die Leiche gar nicht angefasst!“

Die Spusi hatte auch schon alles abgesperrt und Kirsch und Eugen mussten vor der Sperre bleiben, damit sie nicht noch mehr Spuren verwischten.

„Habt ihr auch Doktor Dorer verständigt?“, wollte Kirsch auch noch wissen.

„Ja, er weiß Bescheid und er wird so schnell wie möglich herkommen, hat er gesagt“, versicherten die beiden.

Dann stellte sich noch Kommissar Schnebel vom Freiburger Kommissariat vor und Kirsch und Schnebel besprachen die weiteren Details.

„Wir konnten auch noch keinen Hinweis finden, um welche Person es sich handelt. Ausweispapiere sind keine vorhanden.“

Es ist eine jüngere Frau, so zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, vermutet unsere Pathologin, die die Leiche schon kurz untersucht hat“, erzählte Kommissar Schnebel.

„Kann man schon was zur Ermordung sagen?“, fragte Kirsch ganz ungeduldig.

Die Pathologin meinte: „Dass sie mit einem Halstuch erwürgt worden ist. Man sieht es auch an ihren Händen, dass sie sich stark dagegen gewehrt hat, denn ihre Hände sind ganz rot angeschwollen, weil sie das Halstuch ziemlich fest gehalten hat, als es wohl der Mörder von hinten über sie geworfen hat.“

„Glauben Sie, dass der Mörder ein Mann oder eine Frau war?“, wollte Kirsch wissen.

„Dazu hat sie sich noch nicht geäußert, wobei man schon sehr viel Kraft dafür benötigt, um die Person mit einem Halstuch zu erwürgen.“

„Wir müssen einen Aufruf in der Zeitung machen!“, gab Kirsch auch noch von sich, was Kommissar Schnebel aus Freiburg jedoch ziemlich irritierte.

„Wir, ja, wollen Sie denn mit mir zusammenarbeiten?“, antwortete Kommissar Schnebel.

„Ich habe die Leiche gefunden und ich bin Kommissar und wir können uns da auch bei den Ermittlungen austauschen“, erwiderte Kirsch, denn die Leiche, die er zusammen mit Moni am ‚Balzer Herrgott‘ gefunden hatte, wollte er nicht so schnell wieder hergeben.

„Wollen Sie wirklich die Leiche nach Wiesenbach überführen lassen?“, fragte Kommissar Schnebel doch etwas ungläubig nach, denn das hatte er noch nie erlebt, dass Leichen bei einem Morddezernat so begehrt sind.

„Jetzt warten wir noch Doktor Dorer ab, den ich auch herbestellt habe, wie auch meine beiden Assistenten, Helen und Eugen, dann wissen wir vielleicht noch etwas mehr.“

Und kaum hatte Kirsch den Namen, Doktor Dorer, auch schon ausgesprochen, kam dieser angehetzt und lief mit seinem Köfferchen den Weg entlang. Von Weitem sah man ihm schon an, dass er nicht gerade über den Leichenfund erfreut war.

„Habt ihr denn in Freiburg keine Pathologen, muss ich jetzt aus Wiesenbach hierher kommen?“, rief er den beiden Kommissaren ärgerlich zu, die sich nur stumm ansahen und gar nicht reagierten.

„Doktor Dorer, Sie sind doch so bewandert mit der Obduktion von Leichen“, antwortete Kirsch schmunzelnd.

Der Doktor würdigte ihn gar keines Blickes, denn er wusste nur zu gut, dass er bei Kirschs Sturheit einfach nicht weiter kam.

„Da sind ja nur Sie daran schuld, weil Sie mir die Leichen nur so am Fließband liefern“, erwiderte der Doktor, der sich aber schon der Leiche zuwandte, und dabei eine fremde Person entdeckte, die sich an der Leiche zu schaffen machte.

„Wer ist denn das, was machen Sie denn an der Leiche?“, schnaubte der Doktor ein bisschen, was eigentlich sonst nicht seine Art war.

Aber jetzt, mitten an einem Sonntag, zu einer Leiche gerufen zu werden, das gefiel ihm gar nicht, wo er doch gerade so schön an seiner Briefmarkensammlung saß und die neuen Briefmarken bewunderte, die er auf einer Auktion ersteigert hatte.

Das wäre jetzt viel schöner, die Briefmarken zu bewundern, als sich dieser Leiche anzunehmen und sie womöglich noch zu sezieren, dachte Dorer.

„Kirsch sitzt mir jetzt schon im Nacken, ich sehe es ihm ja direkt an, dass er schon gleich wissen will, wie die junge Frau ermordet wurde?“, murmelte Doktor Dorer vor sich hin und schaute zu Kirsch.

Doch Kirsch beachtete ihn nicht weiter.

„Ich bin Susanne Bauer, die Freiburger Pathologin“, antwortete die junge Frau, die sich gerade noch über die Leiche gebeugt hatte, als sie so schnöde von Doktor Dorer angesprochen wurde.

„Sie, Sie sind Pathologin, ja weshalb ruft man dann noch mich?“, wandte sich der Doktor ziemlich ärgerlich wieder an Kirsch.

„Wenn wir so eine patente Pathologin aus Freiburg haben, weshalb brauchen Sie dann noch mich?“, wollte er gleich vom Kommissar wissen.

Kommissar Schnebel zuckte nur mit seinen Augen und wollte sich aus dem kleinen Geplänkel zwischen Kirsch und Doktor Dorer zurückziehen.

Auch die Freiburger Pathologin guckte nur perplex von einem zum anderen.

Kirsch war es dann doch etwas leid, dass er den Doktor am Sonntagnachmittag gerufen hatte, aber er hielt halt große Stücke auf Doktor Dorer, und das sagte er ihm auch gleich, sodass dieser dann wieder etwas besänftigt war.

„Können wir jetzt etwas über den Zustand der Leiche erfahren?“, schlug Kommissar Schnebel vor, denn er war schon etwas genervt von Kirsch und dem Doktor.

„Ich kann auch bestätigen, dass die junge Frau mit einem Tuch oder Strick, auf jeden Fall mit einem fasrigen Gegenstand ermordet wurde. Ansonsten kann ich nichts entdecken, allerdings hat sie auch ein paar Hämatome an den Oberarmen. Sicherlich wurde sie an diesen gepackt und festgehalten. Sie hat sich sehr stark gegen das Halstuch oder den Strick gewehrt, das können wir an ihren Fingernägeln entdecken, die ganz blutunterlaufen sind und sie sind auch teilweise abgebrochen“, bemerkte Doktor Dorer.

„Ich denke, sie ist schon einige Stunden tot, aber den genauen Todeszeitpunkt kann ich Ihnen jetzt auf die Schnelle nicht sagen“, entgegnete der Doktor noch.

„Sie ist sehr modern angezogen und auch stark geschminkt im Gesicht. Ihre hochhackigen Schuhe passen gar nicht in diese Gegend und auch ihr Kostüm nicht. Es sieht zu elegant aus für einen Spaziergang im Wald“, brachte noch die junge Pathologin aus Freiburg vor.

Kirsch und der Freiburger Kommissar Schnebel einigten sich dann darauf, dass die Leiche nach Wiesenbach überführt wird, aber der Freiburger Kommissar wollte weiterhin in die Ermittlungen einbezogen werden.

„Es ist gut möglich, dass die junge Frau aus Freiburg stammt, sie ist sehr elegant angezogen, sie könnte direkt aus einer gesellschaftlichen Veranstaltung kommen“, informierte der Freiburger Kommissar Kirsch.

„Ja glauben Sie, bei uns in Wiesenbach gibt es keine gesellschaftlichen Veranstaltungen?“, schnaubte Kirsch.

Kommissar Schnebel bemerkte, dass er schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten war, und versuchte Kirsch zu beruhigen.

„Sicherlich gibt es bei Ihnen auch gesellschaftliche Veranstaltungen, aber in Freiburg sind es sicherlich mehr“, meinte der Kommissar und schaute augenzwinkernd zu Kirsch.

„Wir sind jetzt auch mit einem Mordfall an einer jungen Studentin beschäftigt, sodass ich Ihnen gerne diesen Fall mit der jungen Dame überlasse“, bemerkte der Kommissar weiter.

„Ob diese Tat eventuell mit der Tat an der Studentin zusammenhängt, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber wir müssen alles in Erwägung ziehen“, sprach Schnebel weiter und Kirsch nickte dazu, blickte aber betrübt zum Kollegen.

Auf einmal fiel ihm auch noch seine Frau Moni ein, die irgendwo draußen, allein auf dem Parkplatz, auf ihn wartete.

Helen und Eugen verdonnerte er dazu, nach seiner Frau zu sehen, damit sie nicht so alleine auf dem Parkplatz ausharren musste, bis der Kommissar schließlich eintreffen würde.

„Wir nehmen die Leiche mit und wir arbeiten zusammen, das ist mir sehr recht“, antwortete Kirsch, der jetzt schnell zu seiner Moni wollte, die sicherlich gar nicht erfreut war, so mutterseelenallein an diesem Mörderloch zu verweilen.

„Wir sind ja schnell von Wiesenbach in Freiburg und umgekehrt, jeweils eine halbe Stunde, mehr benötigen wir nicht, vorausgesetzt die Autobahn ist frei und es gibt keine Baustellen“, entgegnete Kirsch und lächelte vor sich hin.

„Morgen früh werde ich gleich unseren Bürgermeister Wohlgemuth informieren, und wir werden eine Pressekonferenz abhalten. Zunächst müssen Fotos von der Leiche in allen Zeitungen erscheinen“, meinte Kirsch, „und wenn es notwendig werden würde, kommen wir auch nach Freiburg. Wir haben eine gute Pressestelle in Wiesenbach, und die wird sich auch mit Ihrer Pressestelle in Verbindung setzen.“

Alle Informationen der Spusi sollten schnellstens nach Wiesenbach gelangen, forderte Kirsch, und so wurde dann auch die Leiche nach Wiesenbach überführt. Doktor Dorer sandte Kirsch noch einen Blick bei seinem Abgang zu, der für Kirsch gar nichts Gutes verheißen sollte.

Nach kurzer Zeit kam Kirsch dann auch auf den Parkplatz, wo Moni immer noch im Auto ausharrte, bestens betreut von Helen und Eugen.

Alle drei warfen Kirsch auch nur wieder einen sehr bezeichnenden Blick zu, der soviel heißen sollte, was hast du dir da nur wieder aufgehalst, und selbst Eugen und Helen hatten diesmal für Kirsch nicht mal einen mitleidsvollen Blick übrig.

So fuhren dann Kirsch und Moni sowie Helen und Eugen nach Wiesenbach zurück, Doktor Dorer fuhr ihnen hinterher.

Moni war gar nicht glücklich, dass sich Kirsch in diesen Mordfall und in diese Leiche so verbissen hatte und unbedingt die Leiche nach Wiesenbach mitnehmen wollte.

Sie setzte Kirsch dann auch im Auto noch mit Worten zu, die dieser gar nicht hören wollte.

Doch dann kehrte auch wieder Ruhe ein, als sie sich ihrem Haus näherten.

Auf der anderen Straßenseite sahen sie gerade noch Bürgermeister Wohlgemuth, wie er mit einem Hund die Straße entlanglief.

„Hat er jetzt auch einen Hund?“, wollte Kirsch von Moni wissen.

Doch die hatte keine Ahnung. Sie selbst war ja nicht so viel mit dem Bürgermeister zugange wie Kirsch.

Kirsch und Moni gingen dann in ihr Haus und Susi, die kleine schwarze Katze kam ihnen auch gleich entgegengelaufen.

„Du hast wohl Hunger!“, meinte Moni und holte den Fressnapf, füllte ihn und die kleine schwarze Katze schlang das Fressen nur so hinunter.

Kirsch war eigentlich der Hunger vergangen. Aber er schlich immer wieder in die Küche und schaute in den Kühlschrank.

Doch Moni sagte nichts dazu, denn auch ihr war das Essen verleidet, wenn sie an die Leiche und an die Folgen der Ermittlungen dachte.

Als Kirsch wieder in seinem Lieblingssessel Platz genommen hatte, genehmigte er sich doch noch ein Glas Rotwein, einen Schlummertrunk, wie er sagte, der ihn sanft in seine Träume entführte.

„Morgen muss ich dem Bürgermeister von dieser Leiche berichten“, murmelte er noch in seinen Schnauzer.

Und dann schlief Kirsch friedlich ein und die Leiche in seinem Traum wurde immer kleiner und kleiner.

Von Wölfen und Schafen

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