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Keine Spuren im Schnee

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„Komm, wir nehmen den Bus und fahren noch zu mir, wir haben noch gar nicht über meine Geburtstagsparty gesprochen.“

„Oh gut.“

Lisa war immer für alles zu haben, was sich nicht im Internat abspielte. Besonders wohl allerdings fühlte sie sich zu Hause bei Faith, deren Vater sie geradezu verehrte.

Lisa war die ersten Jahre ihres Lebens bei ihrer Großmutter aufgewachsen, da ihre Eltern, als sie kaum drei Jahre alt war, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren. Nachdem auch ihre Großmutter gestorben war, lebte sie in Waldeck.

Dort hatte sie kurzerhand Faith und ihren Vater „adoptiert“ und sich auf diese Weise selbst die Familie geschaffen, die sie nicht mehr besaß.

Lisa hatte sich für die Nacht im Internat abgemeldet und mit Roberts Hilfe erreicht, dass sie bei Faith übernachten durfte.

Robert kannte die Direktorin Frau Dr. Kirchheim-Zschiborsky, Annegret, wie er sie nannte, recht gut.

Die Direktorin mochte diesen attraktiven, leicht melancholischen Mann mit den grauen Schläfen, die ihn eher jünger als älter aussehen ließen.

Sie hegte eine ausgesprochene Schwäche für ihn.

Die Vorträge über seine Reisen, die er gelegentlich vor ihren Schülern hielt, waren so amüsant und interessant, dass sie sich nie einen entgehen ließ.

Faith und Lisa saßen mit Robert im Wohnraum am flackernden Kaminfeuer. Die Mädchen kuschelten sich mit hochgezogenen Beinen auf dem weichen, schon ziemlich durchgesessenen Sofa ein, während Robert vor dem Feuer in seinem Lieblingssessel saß und sein Rotweinglas nachdenklich zwischen den Fingern drehte.

Lisa hatte einen großen Block auf den Knien und ging einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nach: Sie machte Listen.

Eine Liste mit den Mitschülerinnen und Mitschülern, die zu Faiths siebzehnten Geburtstag eingeladen werden sollten, eine zweite Liste mit den Einkäufen.

Sie kochte leidenschaftlich gern und fand es langweilig, dass Faith auf einem kalten Büffet bestand.

Robert warf ein: „Wir könnten grillen.“

Lisa sah verblüfft auf. „Wir haben zehn Grad minus, es ist Winter, auch nächste Woche noch.“

Robert löste den Blick von seinem Glas. „Das macht doch nichts, wir ziehen dicke Jacken an, machen ein großes Feuer, hängen den alten Rost darüber, und alles ist gut.“

„Ich fass es nicht, zehn Grad minus und der Mann will grillen!“

Lisa sah ihre Freundin auffordernd an: „Sag doch auch mal was!“

„Warum nicht?“ Faith sah auf und blickte ihren Vater an.

„Du hast manchmal richtig gute Ideen. Wer grillt schon im Winter. Mal was anderes.“

Lisa sah kopfschüttelnd von einem zum anderen, warf Block und Kugelschreiber auf den Couchtisch, stand auf und streckte sich.

Sie blickte durch die großen Scheiben der Türen, die in den Garten führten, und erstarrte.

Dort, im kalten Licht des Mondes, das den Schnee noch bleicher erscheinen ließ, stand eine dunkle unbewegliche Gestalt und starrte sie aus kalt leuchtenden Augen an.

Lisa konnte nichts Genaues erkennen, aber irgendetwas am Umriss der Gestalt kam ihr bekannt vor. „Da draußen ist jemand“, sagte sie leise zu Robert. Ihre Stimme zitterte ganz leicht. Als Robert aufstand um nachzusehen, war da nichts als schneeweiße Fläche, ohne eine Spur auf dem unberührten Schnee.

FAITH

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