Читать книгу FAITH - Ursula Tintelnot - Страница 22
Gargoyles
ОглавлениеPlötzlich brach von rechts ein grauer Wolf aus dem Wald und jagte knapp vor dem Auto über die Straße. Robert war so erschrocken, dass er das Steuer verriss und der Motor absoff.
Der Wagen blieb quer auf dem Weg stehen. „Nichts passiert“, stotterte Faith und sah alarmiert zu ihrem Vater hinüber.
Der hatte die Arme auf das Steuerrad gelegt und den Kopf darauf fallen lassen.
Den grauen Wolf hatte sie schon einmal gesehen. Die Narbe, die das Tier vom Maul bis zum Auge trug, war nicht zu übersehen.
Als Faith die wild wirbelnde graue Wolke sah, die auf sie zuraste, fasste sie hilfesuchend nach der Hand ihres Vaters.
Robert wurde blass, als er bemerkte, wie dieser dunkle Strom sich immer mehr zu einer schwarzen Gestalt verdichtete.
Panisch versuchte er den Motor anzuwerfen und den Wagen wieder auf Spur zu bringen.
Die Räder des Geländewagens drehten immer und immer wieder kreischend durch, während da draußen die Welt immer dunkler wurde. Ein rasender schwarzer Strudel, der das Auto und seine Insassen zu verschlingen drohte.
Bevor die Welt um sie herum jedoch in völliger Schwärze versank, hörte Faith das Geräusch rauschender, schwerer Flügelschläge.
Rote Augen leuchteten riesig aus steinernen Gesichtern. Aufgerissene Mäuler mit nach außen gebogenen Fangzähnen.
Zwei Kreaturen, mit prachtvollen, weit ausgebreiteten Schwingen durchbrachen die Schwärze um sie herum. Kurz darauf spürte sie, wie ein heftiger Ruck den Wagen in die ausgefahrene Spur des Weges zurückbrachte.
Sie glaubte, ein wütendes Brüllen zu hören. Der schwarze Strudel da draußen setzte zu einem irrwitzig kreiselnden Tanz an. Fast schwarze Nebelfetzen klebten an den Fenstern. Rußige Flecken durchschnitten die Luft, die zum Atmen zu dick schien.
Robert konnte keinen Meter weit sehen und er hätte, obwohl das Auto jetzt in der richtigen Fahrtrichtung mitten auf der Straße stand, nicht weiterfahren können, wären nicht die winzigen blauen Wölkchen gewesen, die den schwarzen Nebel durchdrangen und die Dunkelheit verdrängten.
Das Tosen vor den Fenstern nahm zu, als die beiden rasenden Farbspiele sich fesselten und wieder losließen, um sich gleich darauf von Neuem aufeinander zu stürzen.
Immer dichter wurde die blaue Wolke, aus den kleinen Wölkchen wurde eine einzige große Wolke, die vor Robert und Faith her tanzte und ihnen den Weg wies. Der dunkle Fleck hinter ihnen wurde kleiner, bis er ganz verschwand.
Die blaue Wolke löste sich auf.
Zurück blieben eine weiße Winterlandschaft und das Gefühl, noch einmal davongekommen zu sein.