Читать книгу FAITH - Ursula Tintelnot - Страница 31
Patricia blamiert sich
Оглавление„Maybach 63, diese High-End-Luxuslimousinen definieren die Spitze exklusiven Automobilbaus“, piepste Lisa plötzlich neben Faith mit hoher Stimme und arrogant hochgezogenen Augenbrauen. Sie imitierte damit vollendet, was Patricia eine halbe Stunde zuvor ihren Freundinnen mitgeteilt hatte. Die beiden Mädchen brachen in haltloses Gelächter aus. Sie klammerten sich an die Haltestange im Bus, als sie an die Szene dachten, die sich gerade noch vor ihren Augen abgespielt hatte.
Patricia, von oben bis unten ganz in Weiß gekleidet, was ihre prachtvolle schwarze Mähne besonders gut zur Geltung brachte, war oben auf der Treppe vor de m Eingangsportal der Schule erschienen.
Begleitet wurde sie von einigen ihrer Vasallen die, Miriam allen voran, ihr Gepäck trugen.
Die Stufen waren von Herrn Zorn, dem Hausmeister, der von den Schülern nur der „Zornige“ genannt wurde, eben mit Salz enteist und danach mit Asche bestreut worden, sodass ein grauer feuchter Belag die Treppe bedeckte.
Der Chauffeur ihres Vaters stand neben dem riesigen Wagen, eben diesem Maybach 63, die Mütze in der Hand, und riss in dem Moment die Wagentür auf, als Patricia die Stufen hinabstieg.
Drei schneeweiße Zwergpudel, die alle zierliche goldene Halsbänder trugen, hüpften aus dem Wagen, rasten auf Patricia zu und sprangen mit ohrenbetäubendem Kläffen an ihr hoch.
Das Mädchen sah danach aus wie ein verdreckter Harlekin und schrie wie ein Fischweib, während sie versuchte, sich die kleinen Biester mit Tritten vom Leib zu halten.
Nachdem die Hunde eingesammelt worden waren, stieg Patricia wütend in den Wagen, nicht ohne dem Chauffeur zuzuzischen, er könne sich schon mal einen anderen Job suchen.
Lisa und Faith lachten immer noch, als sie bei Robert ankamen, der stöhnend zum dritten Mal an diesem Tag Schnee schippte. Ihre Augen leuchteten vor Vergnügen, ihre Wangen glühten vor Kälte. Robert dachte, dass es eine Freude war, die beiden jungen Mädchen anzusehen.
„Könntet ihr einem alten Mann wie mir diese Schwerstarbeit mal abnehmen?“
Lisa lachte ihn unverhohlen aus, warf ihm eine Kusshand zu und verschwand wortlos in der Küche. Faith umarmte ihn.
„Komm, alter Mann, fegst du jetzt schon für die Rehe und Hasen heute Nacht?“
Sie zerrte ihren Vater mit ins Haus.
„Lisa macht ihren wunderbaren Nudelauflauf, wir beide haben noch Zeit für eine Zankpatience.“ Dieses Kartenspiel für zwei Personen, bei dem sie ihren Vater regelmäßig schlug, liebte Faith besonders.
Lisa hörte mit halbem Ohr die Streitereien zwischen Vater und Tochter. Jedes Mal gerieten sich die beiden bei diesem Spiel in die Haare, erfanden neue Regeln und behaupteten, der andere habe gemogelt.
Nicht umsonst hieß das Spiel Zank- oder Streitpatience.
Lisa schnitt Schinken und abgezogene Tomaten in kleine Stücke, machte aus Sahne, Eiern und gehobeltem Käse eine Sauce, mischte das Ganze mit den gekochten Nudeln und füllte alles in eine gebutterte Auflaufform, um diese dann in den vorgeheizten Backofen zu schieben.
Sie dachte an das Restaurant, das sie eröffnen wollte. Kochen war nun mal ihre große Leidenschaft. Es würde ein kleines Lokal mit wenigen Tischen und einer Sterneküche werden. Dass sie einen Stern erhalten würde, war für Lisa völlig selbstverständlich. Im Geist sah sie bereits die weiß gedeckten Tische, an denen Feinschmecker saßen, die von weit her kamen. Lisas würde dieser Tempel der Gaumenfreude heißen.