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Schule schwänzen

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Als Faith erwachte, war es bereits hell und die Sonne schien. Der Himmel trug dieses gläserne, intensive Blau, das es nur im Winter gab. Mit einem Sprung war sie aus dem Bett und rannte hinunter in die Küche, wo ihr Vater Zeitung lesend am Frühstückstisch saß. Das Feuer im Ofen bullerte, sie konnte die Glut durch die Eisenringe auf der Herdplatte sehen. Gemütlich war es, heimelig und warm. Der Schrecken von gestern schien nicht mehr ganz so groß. Robert sah auf und blickte ihr seelenruhig entgegen. Auf dem Tisch standen frische Brötchen, Käse, Butter und Marmelade, und es roch herrlich nach Kaffee.

„Warum hast du mich nicht geweckt?“

Robert senkte die Zeitung.

„Du hast so fest geschlafen, ich wollte dich nicht wecken.“

„Aber ich hab Schule.“

„Ich habe“, grinste er, „mit Frau Dr. Kirchheim-Zschiborsky telefoniert und ihr von der leichten Unpässlichkeit, die dich heute Morgen befallen hat, berichtet. Sie hat vollstes Verständnis, dass du, wenn überhaupt, erst zur dritten Stunde kommst.“

Robert schien sehr zufrieden mit sich zu sein. „Was bist du nur für ein Vorbild“, grinste Faith zurück.

„Völlig ungeeignet, Minderjährige zu erziehen.“

Mit erstaunlichem Appetit fiel sie über das Frühstück her und bat Robert um den Teil der Zeitung, den er bereits gelesen hatte.

Zwei Tassen Kaffee und drei Brötchen später rannte Faith keuchend durch den Wald.

Ihr Herz schlug wild. Das Geifern des großen Wolfes hinter ihr kam immer näher. Es war das Tier mit der Narbe im Gesicht. Sie hatte den Wolf schon mehrfach gesehen, aber nie hatte er Anstalten gemacht, sie anzugreifen oder gar zu verfolgen.

Sie war fast bis zum Dorf gelaufen, nachdem sie sich entschlossen hatte, heute gar nicht zur Schule zu gehen. Der Tag war trocken gewesen und das Wetter lud zum Laufen geradezu ein. Aus dem Augenwinkel sah sie schattenhaft eine weitere dunkle Gestalt auf sich zustürmen.

Faith schluchzte halb wahnsinnig vor Angst auf, versuchte jetzt, dem Wolf hinter sich und dem zusätzlichen Angreifer zu entkommen.

Tränen traten ihr in die Augen. In einem Moment der Unaufmerksamkeit stolperte sie über eine Baumwurzel und stürzte, aber sie fiel nicht.

Sie fühlte, wie zwei starke Arme sie umfingen und hielten. Faith wagte nicht, die Augen zu öffnen.

„Alles gut“, hörte sie eine Stimme, die ihr sehr bekannt vorkam.

Richard! Es war Richard, in dessen Armen sie lag.

Oh Gott, war das peinlich! Sie befreite sich aus seinen Armen und drohte dabei noch einmal zu fallen. Faith sah sich unruhig nach allen Seiten um.

„Was ist los?“

Richard sah sie an.

„Da war dieser Wolf, ein Wolf mit einer riesigen Narbe im Gesicht. Ich habe ihn schon ein paar Mal gesehen. Man kann ihn leicht an dieser Narbe erkennen. Aber nie hat er mich angegriffen oder verfolgt. Wölfe tun so etwas eigentlich nicht“, setzte sie atemlos hinzu.

„Ich habe nichts gesehen“, behauptete Richard, aber sein Blick wich dem ihren aus und er sah beunruhigt aus.

Log er sie an? Er musste etwas gesehen haben, warum sonst war er so plötzlich an ihrer Seite gewesen? Er hatte sie gerettet, aber wovor? Vor dem Sturz oder vor einem Wolf, den er vorgab, nicht gesehen zu haben?

Faith war sicher, das Tier hinter sich gesehen und gehört zu haben, bevor Richard sich ihr näherte. Warum stritt er das ab? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem attraktiven Jungen. Und sie, Faith, würde es herausfinden!

„Was machst du eigentlich hier?“

Faith war noch immer etwas außer Atem, aber ihre Neugier war geweckt.

„Solltest du nicht in der Schule sein?“

„Und du?“, parierte Richard sofort, ohne ihre Frage zu beantworten.

Dieser Junge war sehr anziehend und Faith hatte seine Umarmung keineswegs als unangenehm empfunden. Sie wandte sich ab.

„Ich sollte gehen.“

FAITH

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