Читать книгу FAITH - Ursula Tintelnot - Страница 43
Die Artisanen
Оглавление„So also“, dachte Robert, „nannten die Bewohner dieses grauen Landes hier die steinernen Felsspitzen. ,Feenkamine.‘“
Wer mochten diese Leute sein und woher kamen sie?
Als seien die Gesichter aus grauem Staub geformt, stachen einzig die weißen Augäpfel daraus hervor.
In der kostbaren kurzen Zeit, in der er sich bei Magalie in der Anderswelt aufgehalten hatte, erinnerte er sich, hatte er ähnliche Geschöpfe gesehen. Nur sahen sie weder so bedrückt und traurig aus, noch waren sie so schweigsam und verängstigt wie diese hier.
Hinter dieser Traurigkeit und der Angst verbarg sich noch etwas anderes. Diese Männer strahlten eine nur mühsam unterdrückte Wut aus.
„Die Artisanen“, hatte Magalie ihm erklärt, „sind unsere begabtesten Künstler, sie schmieden jedes Metall zu einmaligen Stücken. Sie entwerfen nicht nur die Objekte selbst, sondern können sie auch selbst bauen. Sie sind also nicht nur Künstler, sondern auch außerordentlich gute Handwerker.
Ob sie Schmuck aus edelsten Metallen wie Gold oder Platin herstellen oder riesige Bauteile aus Eisen, immer sind die Ergebnisse traumhaft schön.“
Robert hätte sich gern öfter in der Schmiede aufgehalten. Er war fasziniert von der Kunstfertigkeit der Artisanen und bewunderte das Geschick, mit dem sie kostbarste Steine und Metalle in phantastische Schmuckstücke verwandelten.
Eisen oder Gold, in ihren Händen erwachte Metall zum Leben und schien zu wachsen, ja sich selbst zu erfinden.
Die seltsamsten Formen nahmen wie von Zauberhand Gestalt an. Kaum berührt, erwuchsen aus den unförmigsten Klumpen, aus scheinbar toter Materie, lebendig scheinende Wunder aus Blüten, Blättern oder Tierkörpern, Motive aus Flora und Fauna, die sich miteinander verbanden, sich zu Geschmeide oder Gebrauchsgegenständen zusammenfanden.
Kein Stück glich dem anderen.
Jedes dieser Kunstwerke war ein Unikat, nur für einen einzigen Besitzer gedacht.
Niemals würde ein Artisan, der seine Aufgabe ernst nahm, ein genau gleiches Kunstwerk noch einmal herstellen.
Den Männern und Frauen der Artisanen stand das Glück, mit einer solchen Begabung gesegnet zu sein, ins Gesicht geschrieben.
Aus ihren dunklen Gesichtern leuchteten strahlende Augen. Die breiten Lippen waren ständig bereit, sich zum Lachen zu öffnen. Sie genossen es, über ihre Arbeit zu sprechen.
So wie Robert nie müde wurde, ihnen zuzuschauen und sie zu befragen, so wurde es ihnen nie zu viel, ihm zu antworten, mit ihm über ihre Kunst zu reden.
Der Stamm strotzte vor Selbstvertrauen und Zuversicht in das eigene Können.
Sie liebten ihre Kinder und zogen sie auf in dem Wissen, dass auch in ihnen eines Tages die Begeisterung für das geniale Handwerk ihrer Mütter und Väter erwachen würde.
Schon die ganz Kleinen gingen mit Feuer so selbstverständlich um, wie andere Kinder mit ihrem hölzernen Spielzeug.
Selten gab es Brandwunden. Die Artisanen waren von Kindheit an erstaunlich unempfindlich gegen die Hitze des Feuers.
Sollten das hier die glücklichen Geschöpfe sein, die er aus Magalies Lichtem Reich kannte?
Er schaute in ihre elenden, ausgelaugten Gesichter, aus denen tiefe Resignation sprach.
Da traf ihn der Blick eines einzelnen Artisanen.
Und Robert erkannte ihn sofort. „Florus“, dachte er erschrocken.
Florus war einer der Jüngeren gewesen und er war mit besonderer Begabung ausgestattet. Florus war einer der Besten.
Robert hatte ihm oft zugesehen und dabei das Gefühl gehabt, einen Zauberer bei der Arbeit zu beobachten.
Florus senkte sofort den Blick und der Moment war vorbei, bevor Leathan misstrauisch werden konnte.