Читать книгу FAITH - Ursula Tintelnot - Страница 16
Schwester Dagmar
ОглавлениеEine dreiviertel Stunde später betraten Lisa und Faith das Klassenzimmer.
Erwartungsvoll sah Faith in die Richtung, in der sie Richard vermutete.
Er saß noch nicht auf seinem Platz. Sie packte ihre Tasche aus und legte ihre Bücher auf den Tisch. Als ihr der Bücherstapel aus der Hand rutschte, hatte sie das Gefühl, als ob ihre Finger nicht mehr ihr gehorchten, sondern fremdgesteuert seien.
Das Gepolter war nicht zu überhören, aber niemand in der Klasse blickte auf, nicht einmal Lisa, die direkt neben ihr stand, schien etwas wahrzunehmen.
Der Einzige, der zu ihr herübersah, war Richard, der in diesem Moment den Raum betrat. Er sah sie aus seinen strahlend blauen Augen an, zwinkerte ihr einmal zu und ging zu seinem Platz.
Als sie, inzwischen mit hochrotem Kopf, ihre Bücher vom Boden aufheben wollte, lag der ganze Stapel brav auf ihrem Tisch. Ihr brach der Schweiß aus. Hatte sie Fieber, wurde sie doch wahnsinnig? Inzwischen war Faith aschfahl im Gesicht.
Sie fiel auf ihren Stuhl und barg den Kopf in den Händen.
Lisa zog sie vom Stuhl hoch, schubste sie in Richtung Tür und brachte sie resolut zu „Möchtichnicht“, so nannten die Schülerinnen und Schüler Schwester Dagmar, die auf der Krankenstation ein straffes Regiment führte. Jedenfalls konnte man das glauben, wenn man sie das erste Mal sah.
Nachdem sie erst einmal „Möcht ich nicht!“ zu allem, worum sie gebeten wurde, gesagt hatte, entsprach sie fast jeder Bitte mit größter Sorgfalt.
Faiths bleiches Gesicht allerdings rang diesmal Möchtichnicht nur ein besorgtes „Oje!“ ab. Sie wies Lisa an, Faith auf die nächste Liege zu packen.
Als Lisa sich dann jedoch anschickte, im Krankenzimmer bei ihrer Freundin zu bleiben, wischte Schwester Dagmar sie mit einer Handbewegung und einem „Möcht ich nicht!“ aus dem Zimmer. Und diesmal meinte sie es ernst.