Читать книгу Tabu Von Herzen geliebt - Ute Dombrowski - Страница 11

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Mit dem Beginn der Herbstferien wurde das Wetter wieder besser. Katja hatte gepackt und die Sachen bei Arne im Auto verstaut. Nun zog sie Nelly die dünne Jacke an und setzte sie in den Kindersitz. Arne kam und umarmte Katja.

„Ich freue mich sehr auf eine Woche mit euch. Vielleicht können wir Benjamin noch bei der Lese helfen. Das würde ich gern einmal probieren. Hast du auch immer mitgemacht?“

„Natürlich, im Herbst ist ja die Hauptsaison. Da muss jeder helfen. In diesem Jahr haben sich Olivier und Christian um fleißige Erntehelfer bemüht, da Benjamin ja noch nicht kann. Er erledigt im Weingut die anfallenden Arbeiten.“

Nach sechs Stunden Fahrt stiegen sie im Weingut wieder aus dem Auto, Nelly war gerade aufgewacht und lief in die Arme von Benjamin. Dann küsste sie Benni, der schwanzwedelnd daneben stand, auf die kalte Hundenase.

„Benni, sei lieb und komme mit.“

Die beiden verschwanden im Garten, Benjamin umarmte Arne freundschaftlich und küsste Katja auf die Wange.

„Ich freue mich, dass ihr da seid. Für heute habe ich schon Feierabend gemacht. Der Kaffee ist fertig und Kuchen habe ich auch, den hat diesmal Verena gebacken. Christian und sie kommen auch gleich, ich muss sie nur schnell anrufen, dass ihr da seid.“

Arne packte die Sachen aus und trug sie hinein, während Katja und Benjamin hinter das Haus gingen, um nach Nelly zu schauen. Benjamin sah Katja von der Seite an. Sie sah gut und glücklich aus.

„Wie geht es dir denn?“

„Mir ist fast das Herz stehengeblieben, als Christian mich anrief, aber wir konnten vernünftig reden. Das muss nun wohl so sein, denn wir haben Verantwortung für Nelly. Ich lebe jetzt mit Arne zusammen und er tut mir gut. Er nimmt mich nämlich so, wie ich bin und hält mir nicht meine Vergangenheit vor.“

„Das freut mich für dich, dann muss ich mir keine Sorgen machen, wenn Christian nachher mit Verena hier auftaucht? Nicht, dass ihr euch noch …“

„… an den Kragen geht?“, unterbrach Katja ihn lachend. „Keine Angst, ich bin in friedlicher Absicht hier. Ich hoffe, das ist Verena auch. Muss ich denn damit rechnen, dass Luise hierher kommt?“

„Ich weiß es nicht, aber ich glaube, Christian hat ihr ganz schön die Meinung gesagt und Verena hat auch mit ihr geredet. Wenn sie kommt, dann wird sie nett zu euch sein müssen. Außerdem bin ich ja auch noch da. Ich werfe jeden raus, der sich nicht korrekt verhält.“

Katja küsste Benjamin dankbar auf die Wange. Es war ein schönes Gefühl, diese tiefe Freundschaft zu spüren. Morgen wollten Bea und Hannes kommen, Bea hatte sich auch wieder beruhigt, nachdem Cora ihr ins Gewissen geredet hatte. Wie Hannes hatte sie ihr klargemacht, dass Katja ihre Freunde brauchte, um ihr Leben neu zu ordnen. Alle waren froh, dass es Arne gab, der vernünftig genug war, um Katja auf den richtigen Weg zu bringen.

Sie setzten sich zu Nelly und auch Arne kam hinzu. Benjamin nahm sein Handy und rief bei Christian an. Der versprach, in zwanzig Minuten bei ihnen zu sein, natürlich mit Verena.

Auch Christian machte sich Sorgen wegen des Zusammentreffens der beiden Frauen.

„Ich möchte dich bitten, dich Katja gegenüber freundlich zu verhalten. Sie ist die Mutter meines Kindes und mir damit sehr wichtig.“

„Du hältst mich anscheinend für einen Drachen, mein Lieber. Na, schönen Dank auch. Aber keine Angst, ich kann mich sehr wohl benehmen. Solange sie mich nicht anzickt, bin ich ein Engelchen.“

Sie umarmte Christian innig und presste ihren weiblichen Körper gegen seinen. Christian küsste sie leidenschaftlich.

„Na, ein Engelchen scheinst du mir gerade nicht zu sein, eher ein Teufelchen. Aber wir haben keine Zeit mehr, das herauszufinden, ich habe gesagt, wir sind in zwanzig Minuten da.“

Verena lehnte sich lasziv gegen den Türrahmen und begann sich auszuziehen.

„Dann solltest du nicht zögern, mein Schatz.“

Christian konnte Katja für diesen einen Moment vergessen. Mit ein paar Minuten Verspätung kamen sie im Weingut an.

„Ich habe Hunger und brauche Kaffee, wie gut, dass ihr endlich da seid“, sagte Arne und sah schon ganz schlapp aus, so, wie er auf dem Tisch zusammengebrochen war.

Nelly eilte zu Arne und half ihm, sich wieder aufzurichten. Dann rannte sie zu Christian und fiel ihm um den Hals. Er drückte sie an sich und Katja sah eine Träne in seinem Augenwinkel.

„Es tut mir leid, aber Verena hat im Bad getrödelt. Schön, dass ihr da seid.“

Christian reichte Arne die Hand und küsste Katja auf die Stirn. Verena hatte einen dicken Kloß im Hals, so greifbar war die Liebe ihres Freundes zu dieser Frau. In ihr erwachte die Eifersucht und mit ihr der Kampfgeist.

„Gib ruhig mir die Schuld, wir wollen ja niemandem verraten, dass wir aus einem ganz anderen Grund nicht losgehen konnten.“

Dabei sah sie Katja an und zwinkerte. Christian hatte nur Augen für Nelly, so sah nur Benjamin die Bosheit in Verenas Augen aufblitzen. Oh weh, dachte er, das kann nicht gutgehen. Aber Katja hielt sich wacker und ging nicht auf die offene Provokation ein. Sie fasste nach Arnes Hand und küsste ihn.

„Ja, das verstehe ich, nicht wahr, Schatz?“

Benjamin schüttelte den Kopf und bat alle zu Tisch. Die beiden Frauen hatten ihre Territorien abgesteckt. Man musste abwarten, wie das weitergehen würde. Er dachte: Wenn jetzt noch Luise hier auftaucht …

Benjamin goss Kaffee ein und teilte Kuchen aus.

„Iih, Rosinen“, rief Nelly entsetzt und spuckte einen braunen Krümel auf den Teller. „Nelly mag keine Rosinen. Nur Schokolade.“

Verena lächelte und beugte sich zu ihr herüber.

„Dann werde ich das nächste Mal einen Schokoladenkuchen für dich backen, kleine Prinzessin. In Ordnung?“

Nelly nickte und kuschelte sich an Christian, auf dessen Schoß sie sich gesetzt hatte.

„Bist du mein Papa?“

„Ja, meine Kleine, ich bin dein Papa. Erst war Benjamin dein Papa, jetzt bin ich es. Verstehst du das?“

Nelly nickte.

„Und die Tante Verena ist meine Freundin. Ist sie auch Nellys Freundin?“

Nelly nickte wieder. Danach lächelte sie Katja an, die die ganze Zeit am Tisch nichts gesagt hatte.

„Mama und Arne, Papa und Rena.“

„So ein schlaues Mädchen! Mein schlaues Mädchen.“

„Und Onkel Benjamin und Benni.“

Nun brachen alle in Gelächter aus, denn Nelly hatte alle Personen in Paare eingeteilt, wie sie es verstand. Christian küsste seine Tochter auf die Nase und setzte sie zu Benni auf den Boden. Sie liefen die Treppe hoch in Nellys Kinderzimmer.

„Ich möchte Nelly ein Kinderzimmer einrichten“, sagte Christian nun feierlich. „Dann kann sie auch mal bei uns übernachten. Wie wäre es denn, Katja, wenn du das mit Verena zusammen machst? Ihr habt als Frauen doch einen besseren Geschmack.“

Die beiden sahen sich an und nickten.

„Prima, mein Arbeitszimmer muss weichen, das Mädchenzimmer ist wichtiger. Also tobt euch richtig aus.“

„Und wenn ihr dafür unterwegs seid“, mischte sich Arne jetzt ein, „möchte ich hier im Weingut helfen, auch mal Wein lesen. Geht das, Benjamin?“

„Klar, du darfst gerne morgen um fünf aufstehen und mit rausgehen. Olivier wird dir alles erklären.“

„Was werde ich erklären?“, vernahmen alle eine Stimme von der Tür her und drehten sich um.

Im Türrahmen erschien Olivier, verschwitzt und erschöpft von der Arbeit. Seine Augen leuchteten, als er die Besucher sah. Er trat an den Tisch und begrüßte Katja und Arne herzlich.

„Wie geht euch?“

„Es ist alles gut, Olivier, ich habe gehört, du bist sehr fleißig? Arne möchte dir gerne morgen im Weinberg helfen.“

„Gut, kommst du mit in Arbeiten. Aber musst du gut aufstehen. Ganz in frühen Morgen.“

Sein Deutsch war holprig, aber auch lustig anzuhören. Er konnte jetzt alles verstehen und wusste immer, sich auszudrücken. Der alte Heise hatte schon mehrfach bei Marie und Benjamin angerufen, um nur Gutes zu hören über den zukünftigen Chef des Weingutes in Fréjus. In den nächsten Wochen würden er und Benjamin den neuen Wein machen und beide freuten sich auf das, was sie voneinander lernen konnten.

Olivier setzte sich an den Tisch, bekam Kaffee und Kuchen und zog sich danach zurück, um unter die Dusche zu gehen. Christian spielte draußen mit Nelly, Katja und Verena räumten den Tisch ab, Benjamin hatte sich ins Büro zurückgezogen, um die Post von heute durchzusehen.

„Ich denke, wir werden keine Freundinnen“, begann Verena, „aber Nelly zuliebe sollten wir uns einigermaßen verstehen. Was denkst du?“

„Ich glaube, wir sind erwachsen und schaffen das.“

Katja hatte nicht vor, sich auf längere Gespräche mit Verena einzulassen. Sie fühlte ihre Feindseligkeit beinahe körperlich. Katja dachte: Sie muss sich prima verstehen mit Luise, so wie sie mich beide hassen.

„Wollen wir uns morgen um das Kinderzimmer kümmern?“

Katja nickte und stellte den Geschirrspüler an.

„Es eilt ja nicht, aber wir können morgen alles ausmessen. Nelly hat solange hier ein schönes Zimmer und sie fühlt sich bei Benjamin wohl.“

„Das stimmt schon, aber das Kind gehört zu seinem Vater, nicht zum Onkel. Komm doch nach dem Frühstück herüber. Christian ist sowieso mit bei Benjamin. Oder noch besser: Ich lade dich zum Frühstück ein.“

Katja schluckte ihren Ärger hinunter und willigte ein. Sie hatte ja Benjamin versprochen, sich vernünftig zu verhalten. Dazu gehört wohl auch, sich mit Verena zu arrangieren.

„Gut, ich bringe die Brötchen mit.“

Katja und Verena sahen sich feindselig an, aber sie wussten, dass sie beide einen Schritt aufeinander zumachen mussten: Katja wegen Nelly, Verena wegen Christian.


Tabu Von Herzen geliebt

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