Читать книгу Tabu Von Herzen geliebt - Ute Dombrowski - Страница 5
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ОглавлениеChristian war direkt nach Hause gelaufen. Verena rannte hinterher, aber sie hatte Mühe, ihn einzuholen.
„Jetzt warte doch bitte. Bleib stehen!“, rief sie hinter ihm her.
Als sie bei ihm angelangt war, griff sie nach seiner Hand, aber er schüttelte sie wütend ab. Unbeirrt eilte er weiter. Verena hielt so gut wie möglich Schritt.
Daheim schloss er zitternd die Tür auf. Im Schein der kleinen Lampe über der Tür sah Verena, dass Christian weinte. Er ging ins Wohnzimmer, ohne Licht zu machen, und ließ sich auf die Couch fallen. In seinem Kopf war das blanke Chaos.
Er war der Vater von Nelly. Eigentlich hatte er es immer gespürt, aber er hätte nie gedacht, dass Katja nicht die Wahrheit sagte. Was hatte sich die Frau dabei gedacht? Dass er mit ihr geschlafen hatte, verdrängte er vollkommen. Auch, dass Verena neben ihm saß, hatte er vergessen.
Nun würde er ein Recht haben, Nelly zu sehen. Warum hatte Benjamin nichts gesagt? Christian wusste nicht mehr, wem er noch trauen konnte. Dann fiel sein Blick auf Verena. Er legte den Arm um sie und zog sie gierig an sich. Was soll‘s, dachte Christian, ich liebe sie zwar nicht, aber mit ihr ist alles unkompliziert. Vielleicht war sie die richtige Frau für ihn. Sie kam mit Kindern gut aus, also konnte sie sicher auch eine gute Ersatzmutter für Nelly sein.
Christian nahm Verena auf den Arm und trug sie ins Bett, wo er über sie herfiel. Sie ließ ihn gewähren, aber ganz tief in ihrem Inneren wusste sie, dass Christian nicht sie meinte. Er hätte jetzt mit jeder Frau geschlafen, nur um nicht an Katja denken zu müssen. In dem Augenblick war ihr klar, dass ihr Freund, der Mann, mit dem sie glücklich war, eine andere liebte und das würde sich nie ändern.
Am nächsten Morgen wachte sie vom Klingeln an der Haustür auf. Christians Seite im Bett war leer. Verena stand auf, zog sich den Bademantel über und ging hinunter in Richtung Küche. Dort saß Benjamin mit Christian vor einer Tasse Kaffee. Sie blieb still stehen.
„Katja kann mich mal!“, hörte Verena Christian sagen. „Das ist eine Ungeheuerlichkeit. Sie hat uns betrogen. Ich verstehe gar nicht, warum du sie in Schutz nimmst. Aber ihr wart ja schon immer dicke Freunde, wenn es darum ging, mich zu bescheißen. Warum hast du mir das nicht vorher gesagt? Verdammt, du bist mein bester Freund!“
„Mann, Christian, ich finde es doch genauso beschissen wie du. Der Arzt hatte mich vor kurzem in sein Zimmer gerufen. Er hatte wohl schon mit Katja geredet und wollte es mir so schonend wie möglich beibringen, dass ich nicht der Vater von Nelly sein kann. Ich habe es immer geahnt, aber es niemals wahrhaben wollen.“
Tränen liefen über sein Gesicht.
„Ich kann verstehen, wenn du böse auf mich bist. Es ist sowieso alles egal. Die Frau, die ich mal geliebt habe, ist fort. Mein Bein wurde abgeschnitten und ich bin für immer ein Krüppel. Und nun habe ich auch keine Tochter mehr, die ich mehr liebe als mein Leben. Es tut mir leid, dass das so gelaufen ist, aber ich werde zu Katja halten, denn ich will Nelly wenigstens ab und zu sehen.“
Er wollte aufstehen und gehen, aber Christian hielt ihn fest. Verena hatte genug gelauscht. Nun trat sie zu den Männern an den Tisch.
„Da hat euch die liebe Katja ja mal so richtig verarscht. Meine Herren, so eine böse Frau. Das hätte ich niemals gedacht, als ich sie damals kennenlernen durfte. Obwohl sie ja schon immer eine falsche Schlange war. Sie hatte mich ins offene Messer laufen lassen. Aber das ist ja nun Vergangenheit, nicht wahr, mein Schatz?“
Verena hatte sich an Christian geschmiegt. Er schob sie ein Stück weg und sah sie verständnislos an.
„Entschuldige, aber ich werde mit dir nicht über Katja reden. Wenn das mit uns funktionieren soll, dann halt dich bitte heraus.“
Jetzt schaute Verena verständnislos und ging ohne ein weiteres Wort ins Bad. Sie fragte sich, was diese Katja an sich hatte, dass die Männer bei ihr zu dummen Trotteln mutierten.
Benjamin sah seinen Freund traurig an.
„Darf ich Nelly ab und zu mal sehen?“
„Natürlich. Ach Benni, unsere Freundschaft und Nelly sind das Wichtigste. Ich werde mit Verena zusammenbleiben, denn eigentlich klappt das ganz gut. Wir helfen dir auf dem Weingut und wenn Nelly bei uns ist, dann kannst du sie sehen, das ist doch wohl selbstverständlich. Warum wusstest du es?“
„Es waren so Dinge, die ihr gemeinsam habt, wie das Fliegen, was Nelly liebt. Wenn sie zu Marie geflogen sind, hat sie immer nur vom Fliegzeug geredet. Und am Geburtstag warst du ja nicht mit, da sollte sie mit Bea aufs Trampolin und begann zu schreien. Irgendwie konnte es ein Blinder sehen, dass sie deine Tochter ist. Aber ich habe Katja vertraut, dass sie uns die Wahrheit gesagt hatte, ein Fehler, den wir nun alle ausbaden müssen. Wir hätten uns den Brief zeigen lassen sollen.“
„Wir waren ganz schön blauäugig.“
Die beiden Männer nahmen sich in den Arm, dann brachte Christian Benjamin zum Auto, wo Hannes gewartet hatte. Der würde ihn nun wieder zum Krankenhaus bringen. Er stand an die Tür gelehnt und half Benjamin beim Einsteigen.
„Geht es euch einigermaßen gut?“
„Hannes, sei froh, dass du die vernünftige Bea hast. Die würde dir nicht so eine Überraschung bereiten. Danke, dass du Benni hergebracht hast und ihn wieder ins Krankenhaus bringst. Was machen die anderen? Kann ich ohne Sorgen zum Weingut gehen oder muss ich damit rechnen, dass Katja noch da ist?“
„Nein, sie und Arne sind heute in aller Frühe abgereist, gerade, als ich Benjamin abgeholt habe. Sei beruhigt, Olivier hat alles im Griff. Bea ist in der Vinothek. Du kannst hierbleiben und dir mit Verena einen schönen Tag machen. Bea und ich werden mit Katja besprechen, wie du Nelly sehen kannst. Oder willst du das lieber vor Gericht klären lassen?“
„Um Himmels willen, nein!“
Christian dankte Hannes für seine Umsicht und sah dem Auto hinterher, bis es um die Ecke war. In der Küche saß Verena und machte ein ernstes Gesicht.
„Es tut mir leid, wenn ich eben ein bisschen grob war, aber es war mein voller Ernst, dass ich mit dir nicht über Katja reden möchte. Bitte akzeptiere das. Wir bleiben zusammen, Schatz.“
Christian schluckte und fügte ohne rot zu werden hinzu: „Ich liebe dich.“
Verena nickte und schwieg.