Читать книгу Tabu Von Herzen geliebt - Ute Dombrowski - Страница 14
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ОглавлениеKatja war in den letzten Tagen bei Benjamin ständig darauf bedacht gewesen, nicht mehr als nötig mit Verena oder Luise in Kontakt zu kommen. Nelly schlief die erste Nacht bei Christian unruhig, darum hatten sie beschlossen, dass sie über Nacht bei Katja bleiben würde. Also holte Christian Nelly morgens ab und brachte sie abends erschöpft und glücklich wieder zurück. Am Ende der Woche entspannte sich Katja sichtbar, denn Nelly ging es bei Christian und Verena gut, das war das Wichtigste.
Am Sonntagmorgen kamen die beiden, um sich von Katja, Arne und Nelly zu verabschieden. Luise war auch dabei und lächelte übertrieben. Sie hatte Nelly einen Puppenwagen geschenkt, den Christian und Arne nun auseinanderbauten und im Kofferraum verstauten. Benjamin war auch noch solange geblieben, um auf Wiedersehen zu sagen, bevor er in den Weinberg ging. Die drei Männer setzten sich unter die Kastanie.
„Komm, Katja“, sagte Verena, „wir trinken noch eine Tasse Kaffee zusammen. Lassen wir die Männer draußen.“
Sie lief voran, Luise folgte und Katja lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie wollte nicht mit den beiden Frauen alleine sein und überlegte, wie sie davonkommen könnte.
„Was ist?“, fragte Arne. „Geh ruhig, wir schauen nach Nelly. Sie tobt gerade so schön mit Benni, da ist sie ordentlich müde auf der Fahrt.“
Katja atmete ein und folgte Verena und Luise in die Küche. Die beiden hatten sich an den Tisch gesetzt und drei Tassen hingestellt. Verena goss ein. Niemand sagte ein Wort.
Jetzt begann Verena: „Wir wollen gerne Nelly an Weihnachten bei uns haben und Christian und ich könnten sie gemeinsam holen. Was denkst du?“
„Ich muss das mit Arne besprechen, dann sagen wir euch Bescheid. Wir leben zusammen, da beredet man so etwas nun mal vorher.“
„Ach ja“, sagte Luise gedehnt, „du hast doch immer nur das gemacht, was dich interessiert. Christian und Verena sind sowieso die besseren Eltern für Nelly. Meine liebe Katja, vielleicht sollten wir das Sorgerecht beantragen. Das passt dir doch auch gut in den Kram: Du kannst dann ganz viel Spaß haben mit deinem jungen Betthäschen.“
Verena lachte jetzt laut los.
„Luise, besser hätte man es nicht sagen können. Ich kann mir gut vorstellen, Nellys Mutter zu sein. Christian hat so großen Einfluss auf sie, wenn ich ihn soweit habe, dass er endlich erkennt, wie schlecht Katja ist, dann holen wir Nelly zu uns.“
Katja war fast das Herz stehengeblieben, aber sie wollte den beiden bösen Frauen keine Schwäche zeigen.
„Die einzigen schlechten Menschen in diesem Raum seid ihr beiden Hexen. Niemals werdet ihr Nelly bekommen. Niemals. Eines Tages wird Christian sehen, wie böse ihr seid. Ich werde jetzt gehen und nur aus Liebe zu meinem Kind werde ich mit Arne über Weihnachten reden. Macht nur so weiter, vielleicht seht ihr Nelly nie wieder. Ihr könnt mich mal.“
Katja erhob sich langsam und ging aus der Küche. Der Schock saß tief. Mit einem unergründlichen Blick setzte sie sich ins Auto. Sie war froh, jetzt nicht fahren zu müssen, denn sie befürchtete, im nächsten Moment einfach umzufallen. Arne runzelte die Stirn und setzte sich ans Steuer, nachdem er sich verabschiedet hatte, und fuhr mit einer schweigenden Katja in Richtung Autobahn.
„Kannst du bitte mal anhalten? Bitte! Schnell!“
Arne fuhr rechts ran und Katja riss die Beifahrertür so schnell auf, dass Nelly erschrocken zusammenzuckte. Sie rannte an den Waldrand und übergab sich. Sie wollte zurückkommen, blieb aber an einen Baum gelehnt stehen. Tränen liefen über ihre Wangen. Langsam sank sie auf die Knie.
Arne sprang aus dem Auto, kam zu Katja und zog sie vom Boden hoch. Er schloss seine Arme um sie und drückte sie fest an sich.
„Sag, was ist passiert in der Küche? Was haben die beiden dir angetan?“
„Du glaubst mir ja doch nicht! Niemand glaubt mir! Alle sagen immer, sie können sich nicht vorstellen, dass Luise böse ist. Jetzt hat sie tatsächlich in Verena jemanden getroffen, der locker mit ihr mithalten kann.“
„Liebes, ich glaube dir, ich sehe doch, dass es dir schlecht geht. Bitte sag mir alles.“
Katja holte tief Luft und berichtete von der Begegnung in der Küche und den Drohungen.
„Und das war nicht das erste Mal. Immer, wenn Christian oder sonstwer dabei ist, tun sie nett und freundlich und wenn sie mit mir alleine sind, fallen sie in übelster Weise über mich her. Ich hasse sie!“
„Wie können sie dir das nur antun? Weiß Christian davon?“
„Nein, er geht davon aus, dass Verena und ich Freundinnen werden und Luise die beste Oma der Welt ist.“
„Lass und zurückfahren und die Sache klären. Das geht doch gar nicht!“
Katja schüttelte vehement den Kopf. Sich offen mit den beiden anlegen, auch wenn Arne sie unterstützte, wollte sie auf gar keinen Fall.
„Mama! Mama! Arne! Mama, komm!“
Nelly war unruhig geworden, sie hatte ihre Mutter weinen sehen. Nun zappelte sie im Sitz herum und rief voller Angst nach den beiden Erwachsenen. Arne legte Katja den Arm um die Schulter und führte sie zum Auto.
„Gut, mein Schatz, fahren wir heim, aber die sollen ja nicht denken, dass sie so eine Aktion auch mit mir abziehen können. Ich stehe zu dir, denn ich liebe dich und ich liebe Nelly wie mein eigenes Kind. Ich werde immer für euch da sein.“
Im Auto beugte sich Katja zu Arne herüber und küsste ihn zärtlich.
„Danke, dass du da bist.“
„Mama aua?“
„Mama hatte nur ein bisschen Bauchweh, aber jetzt ist es wieder gut. Hab keine Angst, der Arne bringt uns jetzt heim.“