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Beispiele für Muster der mentalen Verfassung

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Muster der Wahrnehmung:

• Wird das Ganze wahrgenommen?

• Wird nur ein Detail wahrgenommen?

Muster der Bewertung:

• Werden eher die Chancen gesehen?

• Werden eher die Risiken gesehen?

Muster der Bewegung und Handlung:

• Liegt der Fokus eher auf schnellem, quantitativem Agieren?

• Liegt der Fokus eher auf langsamem, qualitativem Agieren? (vgl. Leidenfrost/Sachs, 2013: 29)

Die mentale Verfassung eines Menschen entsteht aus den Erfahrungen des bisher Erlebten. Die mentalen Verfassungen von verschiedenen Menschen unterscheiden sich also teilweise sehr grundlegend voneinander. Leidenfrost und Sachs schreiben davon, dass die mentalen Verfassungen »sehr unterschiedlich gefärbt sein können« (Leidenfrost/Sachs, 2013: 33). Anhand dieser Farbmetapher lässt sich sagen, dass die mentale Verfassung des einen Menschen von Sorge und Angst schwärzlich verdunkelt sein kann, wohingegen die mentale Verfassung eines anderen Menschen rosig erscheint, bedingt durch einen Lebensweg, der von Selbstvertrauen und Zuversicht geprägt ist. In Abhängigkeit von der eigenen mentalen Verfassung etabliert jeder Mensch bestimmte Erfolgsstrategien, die er dann (oftmals unbewusst) ein ganzes Leben lang wiederholt. (vgl. Leidenfrost/Sachs, 2013: 33)

Als Antwort auf das bewusste Wahrnehmen und Steuern der eigenen mentalen Verfassung wird in jüngster Zeit der Begriff der Achtsamkeit wiederbelebt. Achtsamkeit stammt ursprünglich aus der buddhistischen Weisheitslehre. In der Psychologie wird darunter ein spezifischer, trainierbarer Bewusstseinszustand verstanden, der darauf abzielt wahrzunehmen, was in jedem Augenblick geschieht und zwar im Sinne eines direkten, nicht-wertenden »Gewahrseins«. (vgl. Kohls u. a., 2013: 163) Diese »rechte Aufmerksamkeit« umfasst das vorurteilsfreie Wahrnehmen von mentalen Inhalten. Damit sind nicht nur Gedanken und Gefühle gemeint, sondern auch Affekte und Körperempfindungen. Wahrnehmen allein macht aber noch nicht Achtsamkeit aus. Normalerweise gibt es die Tendenz, alle Wahrnehmungen sofort zu bewerten und in Kategorien zu ordnen, die einander meist ausschließen. Diese Kategorien werden in Gegenpolen dargestellt, ganz im Sinne einer Schwarz-Weiß-Denke. Solche Kategorien können z. B. sein: gut versus schlecht, brauchbar versus unbrauchbar, erwünscht versus unerwünscht, oder auch mit meinen Zielen kompatibel versus inkompatibel. Diese Kategorisierung geschieht meist so schnell und automatisch, dass der Moment der Wahrnehmung gar nicht bemerkt wird und nur die Bewertungen in die Aufmerksamkeit gelangen. Achtsamkeit bedeutet, diese Kategorisierungstendenz wahrzunehmen und sie, im Idealfall, zum Halten zu bringen. Indem Inhalte, so wie sie sind, im Geist präsent gehalten werden, und dem Hang zum Kategorisieren widerstanden wird, entsteht die Möglichkeit, jede Erfahrung als neu zu erleben. (vgl. Walach u. a., 2009: 732)

John Kabat-Zinn entwickelte in den 1970er Jahren im Rahmen verhaltenstherapeutischer Therapiemethoden die Mindfulness Based Stress Reduction-Methode (MBSR). Darin verknüpfte er die Ansätze der buddhistischen Weisheitslehre mit psychologischen Grundlagen. Die MBSR erlangte zunächst im englischen Sprachraum große Bekanntheit und Verbreitung. (vgl. Kabat-Zinn, 1982) Später sind achtsamkeitsbasierte Methoden auch im deutschsprachigen Raum populär geworden (vgl. Kabat-Zinn, 1996; 1998). Obwohl in der Praxis weit verbreitet, liegen nur wenige Studien vor, die die Auswirkungen von achtsamkeitsbasierten Interventionen für spezifische, führungsrelevante Kompetenzen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen anhand von Stichproben mit Führungskräften empirisch oder experimentell analysieren (vgl. Kohls u. a., 2013: 165).

Die Theorie authentischer Führung geht davon aus, dass Achtsamkeit mit dazu beiträgt, dass Führungskräfte selbstkongruenter und authentischer auftreten können, wodurch sie ihr Handeln glaubwürdiger an persönlichen Überzeugungen und transparenten Wertesystemen ausrichten können (vgl. Avolio et al., 2004: 805).

In diesem Kontext von Ansätzen gehört Achtsamkeit zu den Prozessen, die Führungskräfte dabei unterstützen können, an innerer Transparenz zu gewinnen. Das wird auch im Interview mit York Scheunemann deutlich.

Personal, Team- und Konfliktmanagement

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