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Meine Kindheit auf dem Dorf

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Meine Klassenkameraden kamen fast alle aus Bauernfamilien. Ich war gern mit ihnen unterwegs, wir spielten Fußball oder schlichen uns auf die Höfe von Bauern und tobten auf den Heuställen herum. Später, als wir uns schon in der pubertären Phase befanden, kamen ein paar Mädels dazu und wir erforschten andere Dinge, die nun unsere Neugier und Aufmerksamkeit erweckten.


Mit dem Fahrrad bei Oma Minna und Onkel Kurt

Gegen Nachmittag hatten Bauernkinder die Aufgabe, die abendliche Fütterung der Tiere vorzubereiten. Sie mussten Heu oder Stroh vom Heuboden holen und es zusammen mit Rüben häckseln. Ich half gerne bei diesen Arbeiten mit. Ich weiß noch, dass ich einmal dabei vom Strohboden fiel. Der bestand aus losen Brettern, doch hatte ich nicht beachtet, dass sich zwischen allen Brettern ein Leerraum befand. Es geschah, was geschehen musste, ich trat daneben und stürzte wohl so zweieinhalb Meter in die Tiefe auf den Scheunenboden. Alle schauten entsetzt auf mich, aber, oh Wunder, mir war nichts passiert. Ich stand auf und guckte ganz verdattert in die Gegend. Da war wohl ein großer Schutzengel am Werke, dass mir nichts widerfahren ist. Alle waren jedenfalls froh, als ich zwar etwas bedeppert schaute, aber gesund und munter nach Hause laufen konnte.

* * *

Als ich etwas älter war, ereignete sich folgende Geschichte: Unsere Jungenbande hatte sich im Wald Verstecke, die wir Bunker nannten, gebaut und dafür Bretter, Balken und sonstiges Baumaterial von zu Hause mitgebracht. Die Bunkerplätze mussten sorgfältig ausgewählt werden, denn es gab auch eine Jungenbande in Nexdorf. Die Cliquen suchten gegenseitig die Schlupfwinkel der anderen und zerstörten sie, sobald sie sie entdeckten.

Nun hatte ich von Peppi, als er bei uns zu Besuch war, eine Zigarre gemaust. Diese wollten wir im Bunker rauchen. Reihum nahm jeder einen Zug, doch nach und nach rannten alle raus. Oh man, war uns schlecht! –

Nicht destotrotz wollten wir es noch einmal probieren und besorgten uns diesmal Zigaretten. Wir wollten auch ein anderes Versteck nehmen, das noch sicherer war. Einer von uns, Harald, war Messdiener und läutete die Glocken zum Gottesdienst. Deshalb besaß er einen Schlüssel für den Glockenturm der Kirche, die sich mitten im Dorf befand. Die Turmspitze, in der die Glocken angebracht waren, empfanden wir als den idealen Treffpunkt zum Rauchen und waren fest davon überzeugt, dass uns hier keiner sah und fand.

Allerdings hatten wir nicht bedacht, dass wir alle zusammen eine Menge Qualm produzierten, der nun aus den Turmluken quoll. Ein aufmerksamer Dorfbewohner hingegen bemerkte es und dachte, dass der Kirchturm brennt. – Oh, gab das ein fürchterliches Donnerwetter, nicht nur von unseren Eltern, die natürlich prompt informiert wurden. Auch der Pastor und der Kirchenrat nahmen uns das übel, Harald wurde streng ermahnt.

Also suchten wir uns das nächste Mal die Scheune auf dem Hof unseres Kumpels Lothar dafür aus. – Im Nachhinein staune ich schon, wie wir nur so gedankenlos sein konnten und ausgerechnet in einer Scheune das Rauchen einer Tabakspfeife probieren mussten.

Wir waren zu fünft und setzten uns auf den Querbalken über der Tenne, das ist der befestigte Boden der Scheune. Darauf lag jede Menge Heu- und Strohreste herum. Da einer der Rauchanfänger anstatt zu ziehen, in die Pfeife pustete, landete der eben angebrannte Tabak auf ebendiesem Boden und fing gefährlich an zu qualmen. Wir sprangen flugs von unserem Balken und trampelten wie verrückt auf den Funken herum, um das schwelende Feuer zu löschen. Nach kurzer Zeit ist uns dies auch geglückt. – Manometer, was da hätte passieren können!

* * *

Wir erlebten auch manche große Überraschung, wenn wir fanden, was so alles damals in den Scheunen der Bauern versteckt war. Der größte Fund, den wir machten, war ein alter Opel aus den 20er-, 30er-Jahren, so gut wie nagelneu, versteckt unter Heu und Stroh. Der wurde prompt zu unserem Spielplatz, obwohl uns stets die Angst im Nacken saß, dass der Bauer uns erwischte. Das ist zum Glück nie passiert.

Ich war bei fast allen Schandtaten mit dabei und bereitete meiner Mutter damit immer mal wieder Kummer. Nur um eins musste sie sich nicht zu sorgen: meine schulischen Leistungen waren immer sehr gut.

Familie, Seefahrt und ich

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