Читать книгу Der Augenschneider / Das Liliengrab: Zwei Romane in einem Band - Valentina Berger - Страница 17
ОглавлениеKapitel 8
Moser hatte mit der Hausmeisterin gesprochen. Es war frustrierend. Für nichts und wieder nichts hatte er eine Stunde lang ihre kaum verhehlten Annäherungsversuche ertragen und fünf Tassen Kaffee getrunken, in der Hoffnung, er würde etwas Brauchbares aus ihr herausbekommen. Jetzt brauchte er unbedingt ein Klo. Ob er wohl das von Luisa Peer benutzen konnte? Das war vielleicht keine gute Idee. Laura Campelli würde ihm den Hals umdrehen, wenn er Beweismittel einfach runterspülte.
Er beschloss, es bei dem Wohnungsnachbarn zu versuchen, der vorhin nicht zu Hause gewesen war. Diesmal hörte er nach dem Klingeln ein Schlurfen.
Jemand da drinnen brauchte endlos, bis er die Tür erreichte. Moser hätte am liebsten Sturm geläutet, so unangenehm wurde mittlerweile der Druck auf seine Blase. Endlich ging die Tür langsam auf und ein alter Mann in Hauspantoffeln lugte durch den Spalt.
Moser zeigte ihm seine Dienstmarke. „Darf ich reinkommen?“
Der Alte musterte misstrauisch die Metallplakette und meinte: „Haben Sie denn keinen Ausweis mit einem Foto drauf?“
Moser seufzte und unterdrückte den Impuls, von einem Bein auf das andere zu steigen. Stattdessen holte er seinen Ausweis hervor und hielt ihn dem Mann unter die Nase. „Moment!“, sagte der und knallte die Tür zu, um sie gleich darauf wieder aufzumachen. Diesmal hatte er eine dicke Hornbrille auf. Er nahm das Papier aus Mosers Hand und blickte einige Male von dem Foto zu Moser und wieder zurück.
Moser fluchte innerlich. Warum musste er ausgerechnet an jemanden geraten, der es mit der Ausweispflicht so genau nahm? Löblich unter anderen Umständen, aber jetzt und hier wünschte er sich, er könnte einfach in diese Wohnung marschieren und nach Luisa Peer und nach einem Klosett fragen, wenn auch nicht in dieser Reihenfolge.
Endlich gab der Mann Moser seinen Ausweis zurück und hielt ihm die Tür einladend auf.
„Was kann ich denn für Sie tun, junger Mann?“, fragte er.
„Zuallererst können Sie mir bitte den Weg zur Toilette zeigen“, drängte Moser. Peinlich so was, aber gegen die Natur kam schließlich niemand an, auch ein pflichtbewusster Polizist nicht. Schon gar nicht, wenn er in Ausübung seiner Pflicht fünf Tassen Kaffee mit einer Frau getrunken hatte, bei der er Angst haben musste, dass ihre gewaltigen Brüste jeden Augenblick aus dem Ausschnitt fielen. Morbide Faszination nannte er das, denn schön war weder der Busen noch die dazugehörige Hausmeisterin gewesen.
Der Alte deutete auf eine schmale Tür neben dem Eingang, die Moser aufriss. Dann gab er sich der Erleichterung hin, die er empfand, als er endlich seine Blase leeren konnte.
„Danke“, sagte er, als er wieder in den Flur trat. „Sie wissen gar nicht, wie sehr Sie mir geholfen haben.“
„Deswegen sind Sie aber nicht gekommen, oder?“, meinte Luisa Peers Nachbar.
Moser schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich wollte ich Sie über Ihre Wohnungsnachbarin befragen.“
Der alte Mann winkte ihn ins Wohnzimmer. „Kommen Sie. Im Sitzen redet es sich leichter, zumindest, wenn man deutlich jenseits der Siebzig ist.“
Er nahm auf einer altmodisch geblümten Sitzbank Platz und forderte Moser mit einer Handbewegung auf, es sich ebenfalls bequem zu machen.
Der entschied sich für den Polstersessel und lehnte sich zurück. Ja, diese alten Möbel waren echte Qualitätsarbeit. Nicht so filigran wie die neumodischen Stühle, die schon vom Zusehen zusammenbrachen.
„Fräulein Peer. Was ist denn mit ihr?“, nahm Mosers Gegenüber den Faden wieder auf.
„Ich fürchte, sie ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen.“ Moser blieb absichtlich vage. Man wusste nie. Auch alte Männer waren schon zu Mördern geworden. Und wenn sein Gegenüber schockiert war, ließ er sich nichts anmerken. Pokerspielen mit ihm wäre bestimmt ein Fiasko geworden.
„Ja, da gibt es nicht viel zu erzählen.“
„Die Hausmeisterin, Frau Gribnic, meinte, sie sei ein Luder gewesen. Eine, die ständig Herrenbesuche empfing. Stimmt das denn? Ich meine, Sie als Nachbar müssten das doch mitbekommen haben.“
„Frau Peer war eine lebenslustige junge Frau. Das kann man ihr nicht verübeln. Sie hatte ab und an Herren zu Besuch, die dann auch über Nacht blieben, aber heutzutage ist das nichts Anstößiges. Die Gribnic ist bloß eifersüchtig, weil sie schon so lange keinen mehr abbekommen hat.“
Moser musste grinsen. Den Eindruck hatte er allerdings auch gewonnen.
„Also was war denn nun mit der Peer?“
„Ein hübsches Ding. Und freundlich. Zu mir jedenfalls. Die hat noch gegrüßt, wenn sie mich gesehen hat. Auf jeden Fall hat sie gewusst, was sich gehört.“
„Ist Ihnen in letzter Zeit was Ungewöhnliches aufgefallen?“
Der Nachbar überlegte. Dann schüttelte er bedächtig seinen Kopf. „Nein, ehrlich gesagt nicht. Außer, dass ich sie in der letzten Zeit nicht gesehen habe.“
„Und das ist ungewöhnlich?“
Diesmal ein Nicken.
„Ja. Ich gehe fast nie außer Haus, die Beine tun’s nicht mehr so gut und dann die vielen Stufen. Grad zum Arzt und wenn ich dringend was einkaufen muss. Aber ich allein brauch ja nicht mehr so viel, also geh ich selten runter. In der Regel merk ich, wann sie da ist.“
„Aber vorhin haben Sie nicht aufgemacht, als ich geläutet habe.“
„Ich bin gerade erst vom Arzt gekommen. Können Sie sich vorstellen, wie lange ich brauche. Sie wollen einen Lift einbauen, aber bis die mal anfangen, ... wer weiß, vielleicht erlebe ich das nicht einmal mehr.“
Moser nickte. Klar, würde er das noch erleben. Der Alte wirkte recht zäh auf ihn.
„Wie lange haben Sie Luisa nicht gesehen?“, hakte er nach.
„Sehen Sie, sie läutete fast täglich bei mir, um zu fragen, ob ich was brauche oder um sich zu erkundigen, wie es mir geht.“
„Und da sind Sie nicht stutzig geworden, als sie sich nicht gerührt hat?“ Moser hörte die Schärfe in seiner eigenen Stimme.
„Sie hat mir was von Aufnahmen erzählt. Sie war öfter mal für ein paar Tage weg. Nein, ich habe mir nichts Schlimmes dabei gedacht, wenngleich ich ihre Besuche vermisst habe. Zu mir kommt ja kaum wer. Mein Neffe höchstens. Der macht mir auch einmal alle zwei Wochen den Großeinkauf.“
Der Alte konnte sich offenbar nicht entscheiden. War es denn nun ungewöhnlich, dass Luisa tagelang nicht da war oder nicht? Dann eben anders.
„Gehört haben Sie aus ihrer Wohnung nichts? Vielleicht hatte sie mit jemandem Streit.“
„Junger Mann, meine Ohren sind nicht mehr wie die eines Luchses. Früher mal, ja. Aber durch die dicken Wände hört man sowieso nichts.“
Frustriert erhob sich Moser von dem Sessel und reichte dem Alten die Hand.
„Danke. Bleiben Sie ruhig sitzen. Ich finde allein hinaus.“
Trotzdem ließ es sich der Mann nicht nehmen, ihn bis zur Tür zu begleiten. Nachdem sich die Wohnungstür hinter ihm geschlossen hatte, seufzte er laut. Eine aufdringliche Hausmeisterin und ein verkalkter Nachbar, dessen Aussage widersprüchlich war. Prima! Genau das, was er gebraucht hatte, um sich seinen Tag zu versüßen. Er blickte sich um. Wohin jetzt? Es hatte wohl wenig Sinn, die Mitbewohner auf den anderen Stockwerken zu befragen. Nicht, dass das nicht wichtig gewesen wäre, aber das konnte nun wirklich einer der Uniformierten erledigen. Noch ein paar solcher Zeugen würde er nicht ertragen.
Moser glaubte ohnehin nicht, dass dabei viel herauskommen würde, aber es gehörte zum Standard. Es zu unterlassen, wäre fahrlässig gewesen. Dennoch sah er seine Aufgabe in wichtigeren Dingen. Darum wandte er sich Luisa Peers Tür zu. Mal sehen, was Campelli und ihr Team in der Zwischenzeit getrieben hatten.
Emilias Zweitschlüssel war leicht zu finden. Er lag hinter einem Blumenkasten vor ihrem Küchenfenster. Wagner schnalzte mit der Zunge, als Heinz ihn hervorholte, und schüttelte missbilligend den Kopf. „Kaum zu glauben, dass sie Angst hatte. Da sucht man doch als Erstes.“
„Ich dachte immer, unter der Türmatte wäre das fantasieloseste Versteck“, antwortete Heinz.
„Das ist schon wieder überholt. Im Moment liegen Schlüsselverstecke vor allem hinter Blumenkästen. Aber gut, dann müssen wir wenigstens nicht wieder einbrechen.“
„Und selbst wenn, wir wollen ja nur nach dem Rechten sehen. Schließlich bin ich ihr Bruder.“
Heinz steckte den Schlüssel ins Schloss. Es war nicht einmal abgesperrt. Emilia hatte einfach die Tür zugezogen. Das war typisch für sie: war in Gefahr und trotzdem so leichtsinnig, dass es Heinz schon fast wehtat.
In der Wohnung roch es nach kaltem Rauch und Emilias Parfum. Die Kombination der Gerüche rief in Heinz Übelkeit hervor. Er versuchte, Emilias Gegenwart zu fühlen, doch da war nur Leere.
Das Wohnzimmer sah genauso unordentlich aus wie beim letzten Mal, als er hier gewesen war, nur die Rotweinflasche und das Glas standen nicht mehr auf dem Tisch. Heinz wanderte mit Wagner durch die Räume, um sich einen Überblick zu verschaffen. Vor der Schlafzimmertür hielt er inne. „Mach du auf!“ Wagner hob eine Braue, als wolle er sagen: „Keine Sorge, sie liegt nicht da drin.“
Aber darum ging es Heinz gar nicht. Er wusste, dass die beiden anderen Frauen nicht in ihren Wohnungen gefunden worden waren. Außerdem war noch nicht gesagt, dass Emma tatsächlich etwas zugestoßen war. Viel wahrscheinlicher lag sie mit irgendeinem Typen, den sie kennengelernt hatte, in dessen Bett. Was sie dort trieb, wollte er sich gar nicht ausmalen.
Nein, der wahre Grund für sein Zögern war, dass er Emilias Schlafzimmer als etwas sehr Persönliches, Intimes empfand. Er hatte kein Recht, dort einzudringen, herumzuwühlen und Details aus ihrem Leben zu erfahren, die ein großer Bruder über seine Schwester nicht wissen sollte. Zum Beispiel, welche Unterwäsche sie trug oder welche Sexspielzeuge sie verwendete.
Wagner stieß die Tür auf und trat ins Zimmer. Langsam folgte ihm Heinz. Auch hier wütete das Chaos. Das Bett war ungemacht, die Decke zerknüllt und überall lag Emilias Kleidung verstreut am Boden.
Dennoch war dieses Zimmer für Emilia ein Ort der Ruhe und der Entspannung. Das merkte man an der Farbwahl. Blau, gelb und grün dominierten den Raum und alles war aufeinander abgestimmt.
Eine Wand wurde von einem Schminktisch eingenommen, einem kitschigen Ding mit einem riesigen Spiegel und Lichtern rundherum. Auf dem Tisch standen Tuben, Schminkstifte, Make-up und Cremedosen. Er fragte sich, wozu man all dieses Zeug brauchte. Soviel konnte sich keine Frau auf einmal ins Gesicht schmieren, nicht einmal, wenn sie Model war.
Wagner war schon dazu übergegangen, die Schubladen aufzuziehen und ihren Inhalt zu untersuchen, während Heinz immer noch in der Nähe der Tür stand und den Raum auf sich wirken ließ.
„Was ist jetzt? Willst du Wurzeln schlagen oder hast du vor mitzuhelfen?“ Heinz seufzte und gab sich einen Ruck. Er rief sich in Erinnerung, warum er da war. Er musste herausfinden, ob es Emilia gut ging oder ob sich seine schlimmsten Befürchtungen als wahr herausstellen würden.
Laura Campelli war mit ihrer Arbeit fertig und ihre Leute hatten gerade damit begonnen ihre Utensilien zusammenzupacken, als Moser eintrat.
„Und? Haben Sie etwas Brauchbares herausfinden können?“, fragte sie ihn.
„Ganz, wie man es nimmt. Und Sie?“
„Na ja, ein paar Sachen haben wir sicherstellen können. Da sind zum Beispiel jede Menge Fingerabdrücke, die wir auswerten müssen, ihr Terminkalender, ein Adressbuch, ... wobei ich mich schon wundere, dass man heutzutage so ein
Ding überhaupt noch verwendet, wo es doch Handys gibt, in die man Adressen, Telefonnummern und sogar Termine eintragen kann.“
Moser schien sich darüber nicht zu mokieren. Wahrscheinlich gehörte er auch zu der Sorte Mensch, die alles noch handschriftlich festhielt.
Schon bestätigte Moser ihre Annahme. „Na hören Sie, es gibt viele Menschen, die sich ihre Termine lieber in einem Kalender notieren. Ich mache das genauso.“
Laura nahm es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. „Egal, ist eh besser für uns. Damit können wir wenigstens was anfangen. Ihr Handy ist nicht hier. Aber das wundert mich nicht. Sie hatte es wohl bei sich, als sie entführt wurde.“
„Vielleicht hatte sie gar keins“, warf Moser ein.
Lebte er auf dem Mond? Wer hatte heute, bitte schön, kein Handy? Selbst unter Grundschülern gehörte es zum guten Ton.
„Ich kenne niemanden, der kein Handy hat“, gab sie ihm zurück, „aber da fällt mir ein: Wir könnten versuchen, das Gerät orten zu lassen. Vielleicht führt uns das zum Mörder.“
Sie hatte das Gefühl, er würde sie für ihren Einfall am liebsten umarmen, und sie hoffte, dass er seine Gefühle im Zaum halten würde.
„Sehr gute Idee, Frau Campelli“, sagte er statt der Umarmung und Laura atmete erleichtert auf.
Dann hörte sie die Frage, die sie am meisten hasste: „Wie lange wird es dauern, bis Sie Ergebnisse vorweisen können?“
Sie funkelte ihn an. „Das braucht alles seine Zeit, nur keine Ungeduld. Wir arbeiten so schnell wir können.“
Einen Teufel würde sie tun und ihm Versprechungen machen, die sie dann vielleicht nicht einhalten konnte. Immer das Gleiche mit diesen Ermittlern. Kaum gab es erste Spuren, wollten sie die Resultate am liebsten vorgestern. Das war mit Wagner schon so gewesen. Jetzt, wo sie die Möglichkeit hatte, sich Moser zurechtzubiegen, würde sie sich nicht unter Druck setzen lassen. Sie brauchten so lange, wie sie brauchten. Punkt. Wenn es Moser zu langsam ging, konnte er seine Untersuchungen selbst vornehmen.
Zu ihrer Überraschung nickte er bloß. „So eilig ist es auch wieder nicht. Wichtiger ist diese Ortung.“
Sie verließen die Wohnung, versiegelten sie und fuhren zurück zur Dienststelle. Moser erklärte ihr, er wolle sich ans Telefon klemmen und den Staatsanwalt von der Notwendigkeit einer Handyortung überzeugen. Als ob sie sich dafür interessierte, was er den ganzen Tag lang tat! Er sollte einfach seine Arbeit tun, und sie tat ihre.
Laura Campelli wandte sich der großen Glastür zu, die ihren Arbeitsbereich, das Labor, vom Rest trennte. Diese Tür war mehr für sie als ein simpler Eingang zu ihrem Arbeitsplatz. Es gab nichts, das sie mehr erfüllte, als ihre Arbeit. Die, und die häufigen Wochenendbesuche bei ihren Eltern – ein vertrautes Ritual, an dem sie gerne festhielt: Ihre Mutter begrüßte sie immer auf die gleiche Weise, kochte in regelmäßiger Folge die gleichen Speisen, stellte die gleichen Fragen, während Laura immer die gleichen Antworten gab. Sie betonte immer aufs Neue, wie gut ihre Mutter gekocht hatte, und nach dem Essen stand sie jedes Mal in der elterlichen Küche, half zuerst beim Abwaschen – eine Spülmaschine kam Mama nicht ins Haus – und rührte danach den Kuchenteig für das nachmittägliche Kaffeetrinken. Mama guckte ihr dabei über die Schulter und gab ihr hilfreiche Tipps und gute Ratschläge, die Laura schon alle kannte. Trotzdem nickte sie folgsam und tat so, als würde sie alles zum ersten Mal hören.
Die Ratschläge hatten sich im Laufe der Zeit gewandelt. Als sie neun war, erklärte Mama ihr, was sie tun solle, wenn die anderen Kinder sie wegen ihres Namens und ihrer italienischen Abstammung hänselten. Ein paar Jahre später erfuhr Laura von ihr, dass Jungs immer nur das „Eine“ wollten und sie solle sich bloß nicht auf leere Versprechungen einlassen. Hätten die jungen Männer bekommen, was sie beabsichtigt hatten, ließen sie ein Mädchen fallen wie eine heiße Kartoffel. Laura konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass ihre Mutter aus Erfahrung sprach. Obwohl sie es nie gewagt hätte zu widersprechen, hatte sie zu dem Zeitpunkt, als ihre Mutter damit anfing, sie vor Sex und Jungs zu warnen, bereits ihre eigenen, durchaus angenehmen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht.
Heute galten die Ratschläge ihrer Mutter Lauras Singledasein. Sie solle doch ein wenig kürzertreten. Wenn sie all ihre Zeit mit Arbeit verbringe, sei es kein Wunder, dass sie nie jemanden kennenlerne – und überhaupt, langsam sei es an der Zeit, sich zu binden. Sonst wäre es zu spät für Enkelkinder, wo doch Vater so schwer krank sei ...
Hinter dieser Glastür aber war sie diejenige, die ihre Leute antrieb, sie lobte oder tadelte. Sie war die mit den Tipps und Ratschlägen. Die übliche Hektik und die Spannung, die in der forensischen Abteilung herrschten, machten es ihr leicht, sich auf andere, wichtigere Dinge zu konzentrieren. Zwei ihrer Mitarbeiter grüßten sie im Vorübergehen. Ja, das war ihre Welt. Stolz blickte sie sich um und dachte an ihre Mutter, die sie unbedingt unter der Haube sehen wollte. Wer brauchte aber schon einen Mann, wenn er das haben konnte?