Читать книгу Der Augenschneider / Das Liliengrab: Zwei Romane in einem Band - Valentina Berger - Страница 22
ОглавлениеKapitel 13
Christians erster Weg führte in den Keller. Die ganze Heimfahrt hatte er an Emilia gedacht. Er würde beim nächsten Mal besser aufpassen müssen. Jetzt erst wurde ihm bewusst, was alles hätte schiefgehen können. Er hatte zwar seine Spuren beseitigt, aber es war gefährlich gewesen. In dem Zustand der Euphorie, in dem er sich befunden hatte, hätte er etwas übersehen können. Nie hatte er damit gerechnet, solch eine Befriedigung zu empfinden. Das war nicht zu vergleichen mit den anderen Frauen vorher. Es hatte ihm Spaß gemacht, sie zu schneiden, es hatte ihn erheitert, dass sie sich gewunden, sich erniedrigt, um Gnade gewinselt hatten. Aber bisher hatte er immer für Jana getötet, nie für sich selbst. Und das hier war unvergleichlich besser.
Emilia hatte ihr Bewusstsein wiedererlangt und saß zusammengekauert auf dem Bett. Es stank nach Urin und Angst. „Nun, meine Süße, geht es dir gut?“ „Fick mich!“, spie sie ihm entgegen. Er musste lächeln. „Nein, Kleines, das werd ich nicht tun. Das hätte ich auch so bekommen, wenn ich gewollt hätte. Nicht wahr?“
Sie antwortete nicht.
„Nicht wahr?“, brüllte er. Er hasste es, wenn er ignoriert wurde.
Befriedigt nahm er zur Kenntnis, dass sie zusammenzuckte. Doch sie hatte sich sofort wieder im Griff. Eine zähe Person. Er hatte sich nicht in ihr getäuscht.
„Was willst du?“
„Nicht viel. Nur deine Augen.“
Wenn er sie damit überrascht hatte, dann ließ sie es sich nicht anmerken. „Aber du hast noch eine Gnadenfrist. Vorher habe ich etwas anderes zu erledigen.“
Er klang richtig freundlich. Nahezu liebevoll. Schließlich sollte sie sich nicht unnötig aufregen.
„Soll ich dir was sagen?“ Emilia klang trotzig. „Ich sehe nichts.“
Sein Herz setzte einen Schlag aus. „Was heißt, du siehst nichts?“ Er trat auf sie zu und fuchtelte mit seinen Händen vor ihren Augen herum. Sie fuhr nicht zusammen, als er abrupt die Finger nach ihrem Gesicht stieß. Kein Zucken, nichts. Keine Reaktion. Nein, das konnte nicht sein. Nein, nein, nein! Vielleicht lag es an der zweiten Dosis. Er hätte sie ihr nicht geben dürfen. Er hätte sie lieber knebeln und fesseln sollen, aber das war nicht seine Art. Das kam ihm so ... unmenschlich vor. Seine Hände begannen zu schwitzen und ein Hitzeschub trieb ihm die Röte ins Gesicht.
„Das heißt, ich bin blind.“ Jetzt war es Emilia, die lächelte. Dieses Lächeln gefiel ihm nicht. Es gab ihm das Gefühl, sie hätte die Oberhand.
„Vielleicht waren es die verdammten Drogen, die du mir gegeben hast. Du hast mir doch welche gegeben?“ Wie konnte eine Stimme so kalt sein? So unnahbar?
Er nickte. Als ihm einfiel, dass sie das nicht sah, sagte er: „Die waren notwendig.“
„Verdammter Hurensohn! Ich hätte sterben können. Ich war nahe dran. Mir ging es beschissen. Ich hatte Albträume. Ich hab geglaubt, mein Herz springt raus. Und jetzt seh ich nichts mehr!“ Sie war laut geworden. Er war froh, außer ihrer Reichweite zu sein. Sie war wirklich aufgebracht. Er hoffte, ihre Blindheit wäre nur eine vorübergehende Sache. Sie musste sich wieder erholen. Sie musste einfach!
„Wenn du dich ruhig verhältst, bekommst du keine Drogen mehr. Allerdings könnte das dann ein wenig schmerzhaft für dich werden, so ganz ohne Betäubung.“
Emilia straffte die Schultern. „Leck mich!“, war ihre einzige Antwort.
Gute Idee. Vielleicht würde er das tun. Warum nicht Pflicht und Vergnügen miteinander verbinden? Er fragte sich, ob ihr Blut anders schmeckte, als
Judiths. Ja, es würde ihm eine Freude sein.
Der Ort, an dem Vivian Steiner gefunden worden war, lag im 21. Bezirk. Rundum nur Felder.
Die nächsten Wohnbauten waren weit entfernt. Zu weit, als dass jemand etwas gesehen oder gehört hätte. Wohnen im Grünen, so wurden diese Neubauten angeboten. Diese Wohnungen konnten sich nur die Besserverdienenden leisten. Und das Kostspieligste an ihnen war die Illusion, man würde mitten in der Natur leben, während man allenfalls einen winzigen Garten sein eigen nennen durfte und auf jeden Fall ein Auto brauchte oder viel Zeit damit verbrachte, auf den Bus zu warten, der hier nur alle heiligen Zeiten fuhr. Samstags und sonntags noch seltener.
Heinz stieg aus seinem Auto. Wagner tat es ihm gleich. Er blieb neben der Beifahrerseite stehen und ließ die Umgebung auf sich wirken.
„Guter Platz“, sagte er.
Wagner schritt den Weg Richtung Absperrband ab, das wie ein Fremdkörper aus dem Grün herausstach. Längst hatten spielende Kinder oder randalierende Jugendliche es zerrissen. Die Reste flatterten im Wind. Obwohl über drei Wochen seit Vivians Leichenfund vergangen waren, konnte man niedergetrampeltes Gras und geknickte Äste erkennen. Hier hatten die Reporter und die Schaulustigen Stellung bezogen. Eine makabere Vorstellung, die sie sich ansahen, bei freiem Eintritt – und garantiert lebensecht. Ohne Filmtricks, Stunts oder Theaterschminke. Heinz konnte diese morbide Faszination sogar bis zu einem gewissen Grad verstehen. Ihm erging es nicht anders. An erster Stelle lag die Neugier, wenn er zu einem Tatort gerufen wurde. Vielleicht auch der Ehrgeiz, herauszufinden, wie der Tote gestorben war. Ja, Ehrgeiz kam gleich nach der Wissbegier.
Wagner hatte das Absperrband erreicht und blieb noch einmal stehen, um das abgegrenzte Feld vor ihm eingehend zu betrachten. Heinz beeilte sich, um zu ihm aufzuschließen. Da standen sie nun, Schulter an Schulter. „Die Forensiker haben allerhand Müll gefunden, aber nichts lässt sich mit dem Täter in Verbindung bringen. Ein paar Zigarettenkippen unterschiedlicher Marken. Leere Getränkedosen, gebrauchte Taschentücher, alles Zeug, was Leute eben so wegschmeißen, wenn sie in der Natur spazieren gehen. Sogar eine gebrauchte Windel war dabei.“
Wagner starrte auf die Wiese. „Er weiß, wo er unbemerkt seine Opfer loswerden kann. Er ist ein Planer, überlässt nichts dem Zufall.“
„Wow! Das klingt fast nach mir.“
Wagner drehte sich um und ging den Weg zurück zum Auto. Er wollte so schnell wie möglich zum Fundort der zweiten Leiche, nahm Heinz an. Dorthin, wo Luisa entdeckt worden war.
Die Fahrt führte sie über die Tangente Richtung Oberlaa:
Kleingartensiedlungen, grüne Flächen, der Kurpark.
„Eine alte Oma, die ihren Hund Gassi geführt hat, ist über Luisas Leiche gestolpert“, sagte Heinz und deutete auf eine Baumzeile ein paar Meter vor ihnen.
Hier war das Absperrband noch intakt. Wagner wanderte stumm um das abgesteckte Areal. Als er mit seinem Rundgang fertig war, schlüpfte er unter dem Band durch und blieb genau an jener Stelle stehen, an der Luisa gelegen hatte.
„Der Kerl muss kräftig sein, wenn er sie hierher getragen hat.“
„Ich weiß nicht. Ich trau mir auch zu, fünfundfünfzig Kilo zu heben“, sagte Heinz, der sich nicht gerade als Herkules bezeichnet hätte.
„Das wäre einen Versuch wert.“ Wagners Ton war skeptisch. „Ich glaub nämlich nicht, dass das so einfach ist. Heben und Tragen ist ein Unterschied. Sonja wiegt fünfzig Kilo. Ich habe sie ein einziges Mal von meiner Küche ins Schlafzimmer geschleppt. Das hat gereicht.“
Heinz musste grinsen. „Vielleicht ist die Motivation unseres Täters größer, als es deine war.“
„Sonja kann unheimlich motivierend sein, glaub mir“, gab Wagner zurück.
„Ist Sonja böse, weil du hergekommen bist?“ Das ließ Heinz schon die ganze Zeit keine Ruhe. Er hoffte, mit seinem Anruf keine Beziehungskrise heraufbeschworen zu haben.
„Anfangs schon. Aber sie hat sich wieder beruhigt. Ich werd halt einiges wiedergutzumachen haben, wenn ich in Innsbruck bin.“
Heinz atmete erleichtert auf. Genau das hatte er hören wollen.
Entgegen allen hartnäckigen Behauptungen verbrachte Laura Campelli die Abende in ihrer kleinen Einzimmerwohnung. Hier fühlte sie sich geborgen, konnte abschalten und hier schlief sie auch. Meistens allein. Kasimir, ihr rot getigerter Riesenkater, kam ihr entgegen und begrüßte sie, indem er ihr um die Beine strich. Maunzend erinnerte er sie an seinen leeren Futternapf. Laura hob ihn hoch. „Du bist verfressen. Schau mal, wie schwer du bist.“ Aber natürlich führte sie der erste Weg zu dem Schrank, in dem sie das Katzenfutter aufbewahrte. Sie holte eine Dose heraus. „Was hältst du von Lachs?“ Der Kater schnurrte. „Das werte ich als ein ‘Ja’.“
Laura stellte dem Tier sein Futter hin und schälte sich aus ihrer Kleidung. Sie brauchte eine Dusche. Eine lange. Der Tag war anstrengend gewesen.
In der engen Kabine ließ sie das heiße Wasser auf sich niederprasseln. Langsam begann sie sich zu entspannen. Eine richtige Wohltat. Schade, dass das Heißwasser nicht ewig reichte.
Laura stieg aus der Duschwanne, trocknete sich ab und schlang ein zweites Handtuch als Turban um ihr nasses Haar. Nun war sie mit Essen dran. Der Kühlschrank offerierte ihr Leberpastete. In der Gefriertruhe hatte sie noch eine Portion Lasagne von einem ihrer letzten Wochenendbesuche bei ihren Eltern. Sie entschied sich für das Nudelgericht. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts Richtiges gegessen. Während sie auf das Klingeln der Mikrowelle wartete – eine der segensreichsten Erfindungen überhaupt, wie sie fand – folgte ihr Blick Kasimir, der unerlaubterweise auf den Tisch gesprungen war und sich dort breitmachte. Neben ihm stand das Telefon. Ihr Anrufbeantworter blinkte. Vorhin war ihr das noch nicht aufgefallen. Wahrscheinlich hatte sie das Klingeln nicht gehört, weil Kasimir wieder einmal auf den Tasten spazieren gegangen war und dabei den Ton abgestellt hatte. Sie drückte auf den Knopf. „Laura, bitte ruf an, es ist dringend“, schluchzte die Stimme ihrer Mutter aufs Band. Eine Hitzewelle erfasste sie. Nie hatte ihre Mutter ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Wenn jemand nicht zu Hause war, war der nicht zu Hause. Punkt. Nichts konnte für ihre Mutter so dringend sein, dass es nicht warten konnte. Am liebsten solange, bis man sich persönlich traf. „ Es ist einfach anders, wenn ich meinem Gesprächspartner ins Gesicht sehen kann“, sagte sie immer und überließ das Telefonieren anderen. Wenn sie nun doch zum Telefon gegriffen und auch noch eine Nachricht hinterlassen hatte, konnte es nur eines bedeuten: Ihrem Vater ging es schlecht. Richtig schlecht.
Laura tippte die Nummer ihrer Eltern ein. Es läutete nur einmal, bevor jemand abhob.
„Ja?“ Kein Name, kein Hallo. Lauras Mutter musste neben dem Apparat gesessen und gewartet haben, dass sie zurückrief.
„Mama?“ Laura hörte sie schluchzen, wie zuvor auf dem Anrufbeantworter. Dann ein Schniefen. „Laura, du musst sofort kommen!“
„Mama, was ist denn los?“ Schon bereute sie ihre Frage. Sie wollte es gar nicht wissen. Sie hätte ihre Mutter gerne sagen gehört: „Sprechen wir darüber, wenn du da bist.“ Das hätte einen Aufschub bedeutet. Sie hätte noch ein paar Tage lang so tun können, als sei alles wie immer, als sei alles in Ordnung.
Doch den Gefallen tat ihr ihre Mutter nicht. „Laura, Papa ist tot.”
Laura umklammerte den Hörer, ihre Knöchel stachen weiß hervor. Endlich schaffte sie die einzige Frage zu stellen, zu der sie in diesem Moment fähig war: „Wann?“
„Vor drei Stunden. Der Notarzt war da. Aber er konnte nichts mehr tun.“
Wieso rief ihre Mutter sie erst jetzt an? Warum hatte sie sie nicht gleich verständigt?
„Ich bin in einer halben Stunde da“, sagte Laura. Ihre eigene Stimme klang fremd in ihren Ohren.
Mechanisch zog sie sich dieselben Sachen an, die sie vorher getragen hatte. Nicht einmal die Haare föhnte sie sich. Sie fuhr mit der Bürste ein paar Mal durch und fasste sie mit einem Gummiband zu einem Knoten zusammen. Dann verließ sie ihre Wohnung, holte ihr Auto aus der Parkgarage und machte sich auf den Weg.
Emilia Martin hätte schreien können. Vor Wut, vor Hilflosigkeit, vor Angst. Ja, sie hatte Angst, auch wenn sie es ihm nicht zeigte. Dieses fiese Schwein!
Bist selber schuld, hast es nicht anders verdient. Leichtsinnig war sie gewesen und dumm. Aber er hatte gesagt, er habe noch etwas zu erledigen. Das verschaffte ihr etwas Zeit. Ein unerwartetes Geschenk, das sie nutzen musste. Irgendwie.
Schon nachdem sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war, hatte sie nach der ersten Orientierungslosigkeit geahnt, dass das Schlimmste eingetroffen war. Dass sie sich in den Händen des Wahnsinnigen befand, der Vivian und Luisa auf dem Gewissen hatte.
Aber nicht nur sie hatte Angst. Sie hatte die Unsicherheit in seiner Stimme gehört, als sie ihm erzählte, dass sie blind sei. Er wollte ihre Augen? Das wusste sie bereits. Sie hatte gesehen, was er mit Vivians Augen getan hatte. Es war gelogen gewesen, dass sie nichts sah. Immerhin konnte sie schon wieder Schatten und Schemen erkennen.
Als sie vor ein paar Stunden aus ihrem Dämmerzustand aufgetaucht war, war es tatsächlich um sie herum dunkel gewesen. Immer noch in ihrem Traum gefangen, an den sie sich nur vage erinnern konnte, der aber schlimmer gewesen war, als alle ihre bisherigen Träume, dachte sie erst, sie sei nicht richtig wach und hätte noch immer die Augen geschlossen. Nach einer Zeit, als sie weiter zu sich gekommen war, merkte sie, dass mit ihrer Sehkraft etwas nicht stimmte. Sie konnte nicht sagen, was schlimmer für sie gewesen war: die Erkenntnis, dass sie blind war, oder die Tatsache, dass sie nicht wusste, wo sie sich befand. So blieb sie vorerst liegen und wartete. Doch es kam keine Krankenschwester, um nach ihr zu sehen. Es gab keine Geräusche, die ihr Trost gespendet und die ihr gezeigt hätten, dass sie nicht allein war. Und langsam wurde ihr klar, dass sie in keinem Krankenhaus war. Es traf sie wie ein Keulenschlag, nahm ihr den Atem und ließ ihr Herz rasen. Sie zwang sich, ihr Gehirn einzuschalten. Nachzudenken. Die Vernissage. Da war ein Mann. Ein Gemälde. Er hatte mit ihr geredet. Sie hatte sich wohl gefühlt. Der Wein. Und Filmriss.
Wieder und wieder war sie ihre spärlichen Erinnerungen im Geiste durchgegangen. Jakob Prandtauer. So hieß er. Klar, das war nicht sein richtiger Name. Er war bestimmt auch kein Architekt. Er war Vivians und Luisas Mörder. Aber sie lebte. Sie würde kämpfen. Das lag in ihrer Natur, sie war eine Kämpferin. Immer schon. Sie hatte um alles in ihrem Leben ringen müssen. Darum, dass sie mit siebzehn nach Wien ziehen durfte. Um ihren Berufswunsch, für den niemand in ihrer Familie Verständnis gezeigt hatte. Um jeden Fototermin, um jede Werbeaufnahme.
Von allen Gefechten war dieses hier aber das Wichtigste. Das Schwierigste. Sie würde nicht aufgeben. Sie konnte es sich nicht leisten zu verlieren. Der Preis war zu hoch. Der Preis war ihr Leben.
So hatte sie nach und nach nicht nur ihren Überlebenswillen gestärkt, sondern auch allmählich an Kraft gewonnen. Zu ihrer Erleichterung besserte sich ihr Sehvermögen allmählich wieder. Ein kleiner Fortschritt, wenn man ihre Gesamtsituation betrachtete, aber sie hielt sich an die Methode, mit der sie bisher am besten gefahren war: ein großes Ziel anvisieren und dann in kleinen Schritten dorthin gelangen.
Emilia unterdrückte das Verlangen zu schreien. Es würde sie Kraft kosten, die sie noch benötigen würde. Auch die Wut und die Angst verdrängte sie. Wenn sie eine Chance haben wollte, hier lebend wieder rauszukommen, musste sie ihren Verstand gebrauchen.
Sie erhob sich von der Liege. Sie musste sich bewegen, ihren Kreislauf wieder in Schwung bringen. Sie begann auf und ab zu gehen, zuerst langsam. Schritt für Schritt. Pause. Atmen. Dann etwas schneller.
Sie hatte etwas, das Vivian und Luisa nicht gehabt hatten. Sie hatte Heinz. Sie musste nur darauf achten, dass sie am Leben blieb. Er würde sie finden, früher oder später. Sie konnte sich auf ihn verlassen. Sie musste nur so lange überleben, bis er sie holte. Unter keinen Umständen durfte sie etwas essen oder trinken. Alles, was er ihr brachte, konnte mit Drogen versetzt sein. Eher würde sie verdursten, als sich von ihm zerschnipseln zu lassen. Und sie musste ihn möglichst lange in ein Gespräch verwickeln. Nur so konnte sie etwas über ihren Peiniger erfahren. Über seine Motive, seine Wünsche, seine Schwachstellen. Jeder hatte eine, auch er. Sie musste nur herausfinden, wo. Dieses verdammte Mittel! Sie hatte jetzt schon Durst. Das würde hart werden. Sie sammelte den Speichel in ihrem Mund. Wenigstens war es nicht zu heiß. Sie schluckte die Spucke hinunter und für einen kurzen Augenblick brachte sie ihrer ausgedörrten Kehle damit Linderung.
„Heinz, beeil dich!“ Sie schickte ihre Gedanken auf Reisen. „Diesmal brauche ich dich wirklich!“