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Steffens, Henrik
VI

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Breslau, 20t. Januar 1816.

Hochzuverehrender, Wohlgebohrner,

Sehr berühmter Herr!

Es ist mir der angenehme Auftrag geworden, Ew. Wohlgebohrnen zu benachrichtigen, wie die hiesige philosophische Facultät, bei Gelegenheit des Friedens- und Krönungsfestes am 18t. Januar h. a., theils um die Veneration öffentlich kund zu thun, mit welcher sie, wie ganz Deutschland, die hohen Verdienste Ew. Wohlgebohren um die Wissenschaft und um die Poesie, zu schäzen wissen, theils und vorzüglich, um sich selber zu ehren, durch die genauere Verbindung mit einem so berühmten und von Gott hochbegabten Manne, einstimmig beschloß Ew. Wohlgeboren durch ein Ehrendiplom die höchste Würde in der Weltweißheit mitzutheilen, daß Dieselben durch den Redner der Universität, Herrn Consistorialrath Wachler, an dem feierlichen Tage als artium liberalium Magister nec non philosophiae Doctor öffentlich sind proclamirt worden, und daß Sie diese Anzeige als eine vorläufige zu betrachten haben, da möglicherweise, das Ehrendiploma später, als die öffentliche Zeitung, die die Creation publicirt, in Ihre Hände kommen könnte. Wir wünschen nichts mehr, als daß dieser Beweis unserer Hochachtung und Anerkennung Ihrer Verdienste von Ihnen eben so gern möge angenommen werden, als gerne wir ihn dem berühmten und hochbegabten Manne geben.

Mit ausgezeichneter Hochachtung

Ew. Wohlgebohren

ganz ergebenster

H. Steffens.

Nachschrift

Lieber Tieck! es war mir unmöglich Dir die Doctorpromotion anders als feyerlich bekannt zu machen. Es sollte uns aber sehr lieb sein, wenn Dir dieser kleine Beweis, daß Du unter uns viele Verehrer hast, nicht ganz unangenehm wäre. —

Wir hoffen täglich auf die Möglichkeit nach Berlin zu reisen. Für Hanne wäre das etwas sehr Erwünschtes. Sie würde unter ihren Verwandten, in einem frischen Leben recht eigentlich aufleben. Vor allem wäre es uns deßwegen äußerst angenehm, weil wir dann, wie sich von selbst versteht, mehrere Tage in Zibingen zubrächten. Wie sehr ich mich darnach sehne, kann ich Dir nicht sagen. – Die geschriebenen Worte können uns, nach so langer Trennung unmöglich näher bringen. In Halle kamen wir uns gar nicht nahe. – Zwei trauliche Stunden sind mehr werth als alles. Es müßte wunderlich sein, wenn wir die alte Zeit nicht wiederfänden, wenn Du sie nicht auch in mir erkennen solltest. Etwas dümmer zwar bin ich wohl, wie das die Leute mit den Jahren immer werden.

Hanne grüßt und erwartet einen Brief. Deine Familie befindet sich doch wohl? Grüß Deine Frau und Deine Hausgenossen recht herzlich.

Steffens.

Briefe an Ludwig Tieck 4

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