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Steffens, Henrik
XV

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Berlin, d. 6t. Octbr. 27.

Lieber Tieck!

Nachdem ich Dir solange nicht geschrieben habe, nehme ich die Gelegenheit wahr, indem ich Dir einen jungen Mann empfehle, dessen Bekanntschaft Dir ohne allen Zweifel sehr angenehm seyn wird. Es ist Hr. Ampère aus Paris, der eine sehr genaue Bekanntschaft unserer ganzen Literatur besizt, und sich ihr mit großer Neigung, ja mit Leidenschaft widmet. Er wird, wie ich denke, Dir schon bekannt seyn.

Ueber dasjenige, was uns – hoffentlich doch nur scheinbar – in der letzten Zeit getrennt hat – schreibe ich Dir jetzt nicht. Daß eine solche Aeußerung die erste war, die von Deiner Seite über mich laut ward, mir nicht angenehm seyn konnte, doch, besonders was meine Ansicht der Religion betrifft, ein seltsames, mir völlig unbegreifliches Mißverständniß von Deiner Seite stattfand, und daß, besonders in Breslau, Dummheit und moderne Verfolgungssucht, als Deine Kritik erschien, triumphirend über mich herfiel – ist leider nur zu gewiß. Indessen gehören Dinge der Art, wie man sie auch betrachten mag – zu den vorübergehenden Erscheinungen des Lebens und dürfen das Unveränderliche, was allein einen Werth hat, Freundschaft und Vertrauen nicht berühren. Daß ich Tadel verdiente, weiß ich sehr wohl – Genug davon.

Ich behalte Dich und die Deinigen unveränderlich lieb, wenn ich auch, wenn diese Seite berührt wird, manchmahl, nach meiner, eben nicht lobenswerthen Art, in einer Art von Wuth gerathe und das albernste Zeug mit bewunderungswürdiger Beredsamkeit schwazte.

Grüß alle – vor Allem Dorothea, die sich meiner so freundlich erinnert hat.

Dein

Steffens.

Briefe an Ludwig Tieck 4

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