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3. Kapitel VORPLATZ AUSSEN/MORGEN

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Ein typischer Freitagmorgen: Aus allen Gängen und Tunnel krabbelt es hervor. Mitarbeiter strömen heraus, als hätte jemand versucht, den Bau auszuräuchern, laufen wieder hinein, als gelte es, sich vor einem tobenden Sturm zu schützen. Vor allem jüngere, aber durchaus auch ältere Menschen laufen schreiend, lachend, schimpfend und Kisten schleppend durch Haupt-, Neben- und Notausgänge. Wüsste Jonas nicht, dass jede einzelne ihrer Handlungen einem größeren Ganzen diente und einen Handgriff in einem mächtigen, doch nicht immer greifbaren Universum darstellte, hätte es den Anschein, als hätten ihre unterschiedlichen Beschäftigungen rein gar nichts miteinander zu tun. Dieses größere Ganze ist »MasterTV-Österreich«, eine große Fernsehproduktionsfirma mit festen und freien Mitarbeitern. Die meisten von ihnen müssen häufig an zwei Projekten gleichzeitig arbeiten.

Zwei uniformierte Polizisten und zwei Männer in weißen Schutzanzügen, die wohl zur Spurensicherung gehören, verlassen das Gebäude zwei.

›Bestimmt haben sie sich das Büro vom Herrschler genau angesehen‹, denkt Jonas und schaut zum Fenster des dritten Stocks vom Gebäude zwei zum Fenster des Eckbüros des CEOs. Auch wenn Jonas keine Gestalt am Fenster ausmachen kann, hat er das Gefühl, dass der Master von »MasterTV-Österreich« dort steht und auf seine Mitarbeiter herabblickt.

Der CEO ist ein extremer Mensch. Gerüchte besagen, er sei in grauer Vorzeit mit einer wesentlich älteren, reichen Frau verheiratet gewesen, die er beerbt hätte. Ihr Tod sei ungeklärt geblieben. Mit ihrem Geld hätte er seine eigene Produktionsfirma aufbauen können. Danach sei er von »MasterTV-US« für ihre österreichische Dependance »MasterTV-Österreich« als CEO eingesetzt worden. Ob das stimmte? Keiner vermag es zu sagen. Auch das Internet schweigt zu Herrschlers Curriculum. Sicher ist nur, dass Herrschler tatsächlich eine kleine, eher erfolglose Produktionsfirma besessen hat. Die wahren Gründe für seinen plötzlichen Aufstieg durch den US-amerikanischen Fernsehkonzern liegen also im Dunklen. Man erzählt sich vieles über Herrschler, dabei hat kaum jemand direkt mit ihm zu tun. Er arbeitet ohne Unterlass und verlässt nur selten sein Büro. Nicht einmal zu Neujahr kommt er später als sieben Uhr Früh in die Firma. Jonas hat noch nie auch nur ein einziges Wort persönlich mit Herrschler gewechselt. Vorstellungs- oder gar Personalgespräche führt er grundsätzlich nicht selbst. Manche vertreten sogar die Theorie, dass er Gerüchte und Legenden über sich absichtlich verbreiten lässt, um weiterhin unangreifbar, unbesiegt und unangefochten seine Funktion als CEO bestreiten zu können.

Der Ameisenhaufen

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