Читать книгу A song of Catastrophe - Victoria M. Castle - Страница 10

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Sie war verhältnismäßig spät zur Band gestoßen, was aber nicht daran gelegen hatte, dass sie wirklich spät dran gewesen war. Natürlich hatte Lexi in einem anderen Taxi gesessen, welches durchaus verspätet am Flughafen angekommen war, aber verspätet hatte sie sich zum Glück nicht.

Keinesfalls.

Tatsächlich hätte sie schon viel früher am Gate sein können, doch hatte Lexi bewusst die Zeit genutzt, um den Jungs weiterhin aus dem Weg zu gehen.

Sie hatte vielmehr gedankenverloren in den Läden im Flughafen abgehangen. Wenn man auch nicht wirklich von „Gedanken“ hatte sprechen können.

Lexi hatte sich die deutschen Souvenirs angesehen und vielleicht mit dem Finger leicht über das ein oder andere gefahren, als würde sie sich tatsächlich dafür interessieren, eines zu kaufen. Selbst der gefälschte Gedanke daran, ein Souvenir kaufen zu wollen, war besser, als ihren echten Gedanken nachzuhängen.

Erst als das Boarding aufgerufen wurde und sie endlich das Flugzeug betreten konnten, war sie bei der Band erschienen und hatte ihre Managerin begrüßt. Diese hatte durch eine Nachricht gewusst, dass Lexi die ganze Zeit über in der Nähe gewesen war und war somit nicht eine Sekunde in Panik verfallen.

Wieso sollte sie auch?

Lexi hatte schließlich ihre neue, perfekte Professionalität.

Im Flugzeug hatte Lexi nicht viel darüber nachgedacht, wo sie sitzen würde. Sie hatte lediglich die richtige Reihe betrachtet und sich dann einfach ans Fenster gesetzt.

Sicherlich war die gesamte Reihe für die Band reserviert und man würde es ihr schon verzeihen, sollte ein Sitzplatz daneben auf ihrer Karte stehen. Sie saß nun einmal immer am Fenster.

So konnte sie sich schließlich von allem abgrenzen und auf der anderen Seite der Glasscheibe verschwinden.

Zumindest gedanklich.

Lexi hatte nicht einmal darauf geachtet, wer sich neben sie setzen würde, als sie bereits ihre Kopfhörer in ihre Ohren steckte und die Musik anschaltete.

Den Sicherheitshinweisen musste sie nicht mehr zuhören. Irgendwann in ihrem Leben hatte sie diese bereits gehört und sollte tatsächlich ein Notfall passieren, würden Hoodie oder Cas schon ihr Leben retten.

Oder sie starb.

Beides war ihr für den Moment egal.

Wenn ihr auch die winzige Nuance nicht entgangen war, dass sie sich ungewöhnlich sicher fühlte, dass Hoodie und Castiel in ihrer Nähe waren.

Aber auch diesen Gefühlen gab sie keinen Raum.

Stattdessen drehte sie die Musik in ihren Ohren deutlich lauter, sodass es beinahe schmerzte und sie zwangsläufig auf den Text hören musste.

Keine Zeit für Gefühle.

Tatsächlich war sie aufgrund der frühen Uhrzeit auch ziemlich müde, weswegen sie direkt den Kopf gegen die Scheibe sinken ließ.

Leicht schielte Lexi nach draußen und wartete.

Sie mochte es, zu beobachten, wie das Flugzeug seine Höhe erreichte.

Einen flüchtigen Moment zuckten ihre Augen zu einer Flugbegleiterin, die im Gang vorbeihuschte, noch ehe das Flugzeug den Boden verlassen hatte. Dabei war ihr im Augenwinkel aufgefallen, wer eigentlich neben ihr saß.

Cas saß in unmittelbarer Nähe, aber Bastian saß direkt neben ihr.

Sofort beschleunigte sich ihr Puls immens und ihr stockte der Atem.

Verdammt.

Sie würde ganze fünfzehn Stunden neben Bastian sitzen?

So lange war sie sicherlich noch nie still sitzend bei ihm gewesen.

Und warum saß Cas ausgerechnet neben ihm?

Hatte sie die beiden nicht auch im Mischraum des Tonstudios allein gesehen?

Waren die beiden jetzt etwa seit der einen Nacht beste Kumpel oder– Halt!

Keine Gefühle!

Lexi drückte automatisch auf den Lautstärkeregler an ihrem Handy und erhöhte um zwei bis drei Nuancen noch einmal die Musik, sodass sie wirklich in ihren Ohren zu schmerzen begann.

Sie schloss die Augen und gab sich der Musik hin, ehe sie die Lautstärke wieder ein wenig zurückschaltete und die Augen geschlossen hielt.

Wenn sie jetzt einschlief, würde sie nichts davon mitkriegen.

Fünfzehn Stunden Schlaf waren sicherlich nicht drin, aber das interessierte Lexi nicht. Für den Anfang war es von Vorteil.

Jede Stunde Schlaf war eine Stunde weniger, in der sie nachdenken musste.

Lexi hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen haben musste, als sie schließlich immer noch am Fenster lehnend erwachte.

Die Musik donnerte noch weiterhin in ihren Ohren und Lexi regte sich leicht. Angesichts der noch immer düsteraussehenden Gegend draußen erahnte sie, dass sie nicht allzu lange geschlafen haben musste.

Dennoch zog Lexi die Kopfhörer aus den Ohren und schaltete die Musik aus, ehe sie sich leicht streckte.

Sie fühlte sich deutlich erholter als vorher, wenn auch die Sitzposition nicht sonderlich bequem zum Schlafen gewesen war.

In dem Moment, als Lexi sich regte, bemerkte sie sofort zwei Blicke auf sich. Sowohl Cas, als auch Bastian hatten zu ihr gesehen und sie schenkte beiden ein flüchtiges Lächeln, ehe sie ihr Handy in ihre Tasche steckte. Zum Glück hatte sie daran gedacht, den Flugmodus anzuschalten. Es war nun unnötig, ihre Nachrichten überprüfen zu wollen. Sie würde eine Weile keine erhalten.

Erneut ließ Lexi ihren Nacken kreisen, ehe sie ihre Hand leicht zu diesem gleiten ließ, um ihn sanft zu massieren, damit sich die Verspannungen ein wenig lösen konnten.

„Das Hotel wird angenehmer sein“, hörte sie nur neben sich, ehe sie zu Bastian blickte.

Kurz überlegte sie allen Ernstes, so zu tun, als hätte sie ihn nicht gehört. Doch irgendwie kam ihr das einfach falsch vor.

Leicht nickte sie daher und lächelte. Dieses Mal war es sogar ein ehrliches Lächeln, ehe sie flüchtig die Augenbraue erhob.

„Das will ich auch schwer hoffen“, sagte sie, ehe ihr Lächeln ein wenig mehr wurde.

„Ist alles okay?“, setzte er sofort an und Lexi bereute es schon, überhaupt geantwortet zu haben.

„Ich weiß nicht, wann du mir diese Frage überhaupt mal gestellt hast. Dafür stellst du sie in der letzten Zeit ziemlich oft.“

Lexi hatte nicht so abweisend klingen wollen, weswegen sie fast schon resigniert seufzte und kurz aus dem Fenster sah.

Keine Gefühle.

Sie ermahnte sich noch einmal, ihren Gedanken nicht nachzugeben, ehe sie ein leichtes Stechen in der Seite vermerkte. Diese Sitze waren nicht gerade förderlich für eine Prellung, wenn diese auch zwei Wochen alt war.

Lexi spielte mit dem Gedanken, sich kurz die Beine zu vertreten, als sie deutlich merkte, wie Bastian sie noch immer anstarrte.

Hatte sie gerade seine Antwort auf ihre Bemerkung überhört?

Oder hatte er noch gar nichts erwidert?

Auch Cas hatte scheinbar seinen Blick auf sie gerichtet und in diesem Augenblick konnte sie nicht einmal sicher sein, ob nicht er sogar das Wort an sie errichtet hatte.

Kurz rieb sie sich über die Stirn, kniff die Augen leicht zu, als würde sie dadurch ihre Konzentration erhöhen können, ehe sie sich abschnallte.

„Ich muss mir kurz die Beine vertreten“, sagte sie lediglich, ehe sie schon leicht aufstand und wartete, bis die beiden sie rauslassen würden.

Sie achtete gar nicht auf die Reaktion der beiden, noch ob jemand das Wort an sie errichtete oder ihr sogar folgen könnte.

Sie spürte einen leichten Griff an ihrem Arm, als würde einer von ihnen versuchen, sie am Gehen zu hindern, doch Lexi sah nicht einmal nach, wer von ihnen es war.

„Bin gleich wieder da“, murmelte sie nur und zog an ihrem Arm, ehe sie in die Richtung der Toiletten verschwand.

Tatsächlich ging sie auch geradewegs darauf zu, um sich dort für wenige Minuten einzuschließen.

Eigentlich beinahe schon als Alibi verwendete sie die Toilette, um offiziell nur so dringend von den beiden weggemusst zu haben, weil ihre Blase es verlangte. Auch wenn das in Wahrheit gar nicht der Grund für ihre Eile gewesen war.

Nachdem sie die Toilettenkabine wieder verlassen hatte, hatte Lexi es nicht eilig, auf ihren Platz zurückzukehren.

Sie ging ein wenig den Gang entlang, ehe sie an eine Stelle kam, an der sie aus dem Fenster sehen konnte, ohne dabei im Weg zu stehen.

Leicht lehnte sie sich gegen die Flugzeugwand und sah nach draußen.

Wie die winzige Welt dort unten doch an ihr vorbeirauschte.

Nicht, dass sie großartig etwas davon sehen würde, erkannte sie doch hauptsächlich ein riesiges Meer aus Wolken. Aber hie und da blitzte etwas Farbiges dazwischen auf.

Wo sie sich wohl gerade befanden?

Noch einmal seufzte Lexi und ließ ihren Blick langsam nach unten gleiten.

Was war nur los mit ihr?

Hatte sie sich nicht schwören wollen, keine Probleme mehr zu machen?

Nur noch ein lässiges, entspanntes Leben.

Nun, formell betrachtet hatte sie keine Probleme mehr geschaffen. Auch verhielt sie sich allen gegenüber sehr entspannt und lässig.

Aber warum fühlte sie sich dann so unwohl dabei?

Warum fühlte es sich so an, als gäbe es da doch ein paar Probleme?

Keine Dramen mehr, Lexi, sagte sie sich selbst und nickte sich kaum merklich schon zu, ehe sie wieder zurück zu ihrem Sitzplatz ging.

Sie konnte den beiden nicht aus dem Weg gehen.

Und wenn einer von ihnen, oder sogar beide, den stundenlangen Flug nutzen wollte, um mit ihr zu sprechen, dann würde sie es zulassen.

Was hatte sie schon zu verlieren?

Sie musste nur entspannt schief grinsen und die beiden würden Ruhe geben.

Keiner von ihnen hatte je ein richtiges, ernstes Gespräch mit ihr geführt. Gut, es hatte vielleicht ein oder zwei mal einen Ansatz dessen gegeben, aber beide waren viel zu arrogant, entspannt oder was auch immer, um ernste Gespräche zu führen. Beide waren doch genau so, wie sie sich gerade verhielt: Entspannt, lässig, nichts schien sie zu stören.

Vermutlich würde der Flug also ganz entspannt verlaufen, sie würden sich so verhalten, als wäre nichts gewesen, Lexi würde ihre Show abziehen können, ihre Fassade aufrechterhalten und ehe sie sich versah, waren sie im Hotel.

Sie kannte Cas von früher noch gut genug, um zu wissen, dass genau das immer seine Art gewesen war, mit Problemen umzugehen: Er schwieg sie einfach tot.

Oder aber er empfand nicht mal etwas als problematisch, was der Grund für sein Schweigen war. Gut möglich, dass manche Dinge nur für Lexi allein „problematisch“ gewesen waren und er in Wahrheit nicht einmal was bemerkt hatte.

Aber sollte er doch mit jemandem im Konflikt geraten, so kehrte er demjenigen den Rücken zu oder, in Lexis Fall vor allem, wartete er ein wenig, ehe er sich wieder verhielt, als wäre nichts gewesen.

Letzteres war seine Spezialität.

Wenn man so tat, als hätte es nie ein Problem oder einen Konflikt gegeben, würde es schließlich in Vergessenheit geraten.

Es würde eine Erinnerung werden und letzten Endes einfach nie existiert haben.

Und genau das hatte sie von ihm gelernt, weswegen die Nacht im November für Lexi nie existiert hatte.

Und Bastian war da genau genommen nicht anders.

Wann hatte er schon mal ein Problem angesprochen?

Nie.

Falls die Probleme, die Lexi empfand, in seinen Augen überhaupt existierten. Denn auch bei ihm war sie sich nicht einmal sicher, ob er dieselbe Wahrnehmung hatte wie sie.

Am Ende war doch Lexi bei beiden immer diejenige gewesen, die irgendwelche Dramen inszeniert hatte, richtig?

Wenn diese Dramen auch jedes Mal nur in ihrem Kopf stattgefunden hatten, denn Lexi würde einen Teufel tun, ihre Sichtweise auch nur einem von beiden zu erklären. Das hatte sie sich schon vor Ewigkeiten geschworen.

Keiner würde je ihre wahren Gedanken erfahren.

Auch sie würde weiterhin die Entspannte bleiben, die Lässige.

Ganz so, wie die Jungs auch waren.

Ihre Gedanken allein waren das Problem gewesen. Sie dachte zu viel über Dinge nach, während sie sich sicher war, dass keiner der Jungs dasselbe tat.

Keine Gedanken zulassen.

Wozu hatte sie schließlich ihr Handy dabei mit einer großen Auswahl an Musik?

Oder auch ihr Tablet, auf dem es bestimmt noch ein E-Book gab, welches sie lesen konnte.

Sie würde schon etwas finden, was sie lange genug ablenken würde. Und dann würde diese Nacht endlich in Vergessenheit geraten und dann schließlich nie existiert haben.

Die Jungs würden ihr bei dieser Taktik schon nicht im Wege stehen.

Immerhin waren sie in der Vergangenheit die besten Meister darin.

Also ging Lexi schließlich erneut an ihren Sitzplatz zurück, wartete, bis die beiden Jungs sie wieder reingelassen hatten, und setzte sich.

Wollte sie zuerst nach dem E-Book sehen, Musik hören oder doch eine Flugbegleiterin nach Board-DVDs fragen?

A song of Catastrophe

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