Читать книгу A song of Catastrophe - Victoria M. Castle - Страница 6

Оглавление

Castiel war in Gedanken immer wieder jene Nacht durchgegangen, in der er sie einfach so zwischen den Typen vorgefunden hatte und musste noch immer allein beim Gedanken daran die Hände zu Fäusten ballen.

Was war in diese Penner gefahren, dass sie Lexi einfach so behandelt hatten?

Auch sah er immer wieder vor seinem inneren Auge, wie der eine von ihnen reglos auf der Straße lag.

Scheiße, Junge, du hast den Kerl umgebracht, hallte es nicht nur einmal durch seinen Kopf.

Doch war das nicht ausgleichende Gerechtigkeit?

Immerhin hatte dieser noch einiges Schlimmeres mit Lexi vorgehabt, das hatte Cas an dessen Augen sehen können.

Was wäre bloß geschehen, wäre er nicht durch Zufall an dieser Stelle vorbeigekommen?

So genau wollte Castiel gar nicht darüber nachdenken, denn allein beim Gedanken daran, jemand könnte Alexis noch mehr antun, schnürte es ihm den Hals zu.

Selbst nach all der Zeit, die vergangen war, spürte er noch immer eine gewisse Verbindung zwischen ihr und sich selbst. Auch wenn er noch immer nicht einzuordnen vermochte, wie es damals zu dieser Trennung gekommen war.

Doch erschien es ihm zu diesem Augenblick als der richtige Moment, um wieder in ihr Leben zu treten. Wer hätte sie sonst retten sollen?

Klar, der andere Typ aus der Band hatte ihm geholfen, aber dennoch wäre dieser mit Sicherheit einige Minuten zu spät gewesen, im Vergleich zu Cas.

Kopfschüttelnd nahm er einen tiefen Schluck aus dem kleinen Whiskyglas, ehe er dieses wieder auf die Theke direkt vor sich stellte.

Kurz schnellten seine Finger zu seinem Handy und er ließ das Display einen Moment lang erleuchten, ehe er resigniert die Augenbrauen hob und das Handy wieder in seine Hosentasche gleiten ließ.

Sie würde sich nicht melden.

Er wusste das genau, kannte er diese Reaktion von Lexi bereits. Sie würde nun wieder Abstand zu ihm und vielleicht auch den anderen wahren. Natürlich hatten sie weiterhin ein paar Proben gehabt, es musste auch mit der Band vorangehen, gerade wo sie in absehbarer Zeit einige Aufnahmen haben würden und anschließend einen Videodreh mitten in den Vereinigten Staaten.

Wie sehr sich doch auch sein Leben gewendet hatte.

Vor wenigen Wochen war er lediglich ein Cop gewesen, jetzt war er ein Cop, der die Frau wieder gefunden hatte, die es in seiner Jugend geschafft hatte, ihn zu beeindrucken und noch dazu war er Bassist in ihrer Band.

Und ein Mörder.

Wenn er es auch geschafft hatte, den Fall als Bandenstreitigkeit in die Akten zu legen.

Man könnte beinahe von Glück reden, dass er als Polizist so eng mit der Dienststelle zusammenarbeitete. So hatte er durch einen Zufall erfahren, dass der Tote nicht nur ein verdammtes Arschloch war, sondern auch noch einen Bezug zu einer der größten Gangs der Stadt hatte. So war es ihm nicht schwergefallen, seinen Kollegen vom Kriminalamt davon zu überzeugen, dass es sich um eine Bandenstreitigkeit gehandelt haben musste.

Das war nun bereits zwei Wochen her und doch kam ihm das alles noch immer so vor, als sei es gestern gewesen.

Die Zeit war nur so an ihm vorbei gerast und nun war es bereits in fünf Tagen so weit, dass sie mit der gesamten Band in die USA reisen würden.

Früher hatte Castiel immer vom Big Apple geträumt, von einem Leben in einer Wohnung irgendwo zwischen dem 60. und 88. Stock, Blick mitten auf die Straßen New York Citys, viele Menschen, Anonymität und Spaß. Lange Nächte in den Bars und Lokalen um die Ecke und dabei immer wieder neue Bekanntschaften.

Nun war er zwar in eine Wohnung in einem oberen Stockwerk gezogen, doch war dies nicht New York, sondern noch immer die Stadt, die er in seiner Jugend so dringend verlassen wollte.

Sein Pass war gestern erst mit der Post gekommen, hatte er doch zusätzlich einiges beantragen müssen, weil er als deutscher Beamter einige andere Rechte hatte als normale Urlauber. Aber der Antrag war durchgegangen und er hatte endlich auch als einer der letzten der Band seine Unterlagen bekommen.

Auch hatte er Alexis eine Nachricht hinterlassen, in der er fragte, ob sie okay war.

Es war nur ein „Ja“ zurückgekommen.

Gleich hatte er gefragt, ob sie Lust hätte, in der Stadt etwas trinken zu gehen, doch daraufhin hatte er zuerst keine Nachricht erhalten und schließlich eine Absage. Also saß er wieder einmal in einer seiner liebsten Bars am Rand der Stadt, direkt vor der Theke und betrachtete das neue Glas vor sich, welches der Barkeeper ganz ohne Nachfrage eben erst vor ihm abgestellt hatte.

Die braune Flüssigkeit darin glänzte im Licht fast golden, als er das Glas zwischen seinen Fingern hin und her drehte und anschließend an seine Lippen setzte.

Er genoss den Geschmack des Whiskys auf seinen Lippen und benetzte damit auch seine Zunge. Alkohol konnte so viele verschiedene Formen haben. Im Gegensatz zu dem, was er in seiner Jugend konsumierte, hatte sich sein Geschmack geändert und er hatte begonnen, ausschließlich hochwertigen Whisky und Rum zu trinken, wobei er sich fast schon als Experte bezeichnete.

Viele Nächte hatte er in dieser Bar verbracht, hatte die ein oder andere Frau mit zu sich genommen und war rastlos durch die Nacht gelaufen.

Auch wenn er es geschafft hatte, seine Ziele und Träume zu erfüllen, so war er noch immer rastlos, wie er bereits vor Jahren war. Er suchte immer wieder nach etwas Neuem, was ihn vollkommen beschäftigen konnte.

Das mit den Frauen hatte irgendwann aufgehört, als er durch Zufall mit einem Kollegen auf ein Konzert gegangen war, wo er Alexis zum ersten Mal gesehen hatte.

Verdammt, es hatte ihn wie ein Schlag getroffen.

Er stand da an die Theke gelehnt und prostete gerade noch seinem Kollegen zu, als sie die Bühne betrat. In der ersten Sekunde dachte er, dass sein Verstand ihm einen Streich spielte, allein wegen des Alkohols, doch dann vernahm er auch noch ihre Stimme. Allein diese war so deutlich, viel deutlicher als sein Verstand sie jemals reproduzieren könnte nach all den Jahren.

Wie oft hatte er an ihre Worte gedacht, an ihren Blick, wenn sie morgens einfach in seinem Bett aufgewacht war und plötzlich stand sie einfach direkt vor ihm auf der Bühne und sang.

Verdammt, dabei sah sie so unheimlich heiß und anziehend aus, dass Cas seinen Blick in jener Nacht nicht mehr hatte abwenden können.

Nach jenem Abend war es wieder lauter geworden in seinen Gedanken und er hatte immer mal wieder deutlich die Erinnerungen vor Augen. Die Erinnerungen an sie und an all die Nächte und Stunden, die sie hatten.

Es war verrückt, surreal und doch so verlockend Lexi nach all der Zeit wiederzusehen.

Als er dann noch erfahren hatte, ihre Managerin suchte einen neuen Bassisten, hatte er gar nicht recht nachgedacht und sich mit einem Demo beworben.

Einem Demo, in dem er jenen Song spielte, welchen er ihr damals oft vorgesungen hatte. Allein weil dieser Songtext immer der Einzige gewesen war, welcher ihm direkt auswendig einfallen konnte.

Er war sich zwar sicher, dass Alexis dieses Demo niemals hören würde, doch erschien es ihm als passend mit diesem sein Glück zu versuchen. Schließlich hatte es ja auch geklappt und er war in die Band gekommen. Seither hatte er es zwar immer mal wieder in ihre Nähe geschafft, doch hatte sie auch immer wieder jene Mauer errichtet, welche er in der Vergangenheit schon oft versucht hatte einzureißen oder emporzuklettern.

Cas war bewusst, dass er diese Mauer einmal zu Fall gebracht und dann mit seinem Verhalten erneut alles dafür getan hatte, eine neue zu errichten.

Er hasste diese Seite an sich und fragte sich oft, was geschehen wäre, wäre es nicht so gekommen.

Kopfschüttelnd versuchte er, diesen Gedanken zu verscheuchen, und leerte das dritte Glas ebenso mit einem tiefen Zug.

Der Barkeeper blickte ihm gleich fragend entgegen, doch schüttelte er nur erneut den Kopf und zog seine Geldbörse hervor, um diesem einige Scheine hinzulegen.

Er hatte genug von dieser Nacht, wollte sich nun auf dem Weg nach Hause machen und den Gedanken im Schlaf entkommen. Es hatte keinen Sinn, so ausgiebig darüber nachzudenken, würde die Zukunft doch hoffentlich bald zeigen, was sie für ihn bereithielt.

Castiel war nicht bereit, einfach aufzugeben und zuzusehen, wie er sich wieder mehr von Alexis entfremdete.

Nicht dieses Mal.

Er wollte ihr zeigen, dass er zwar noch immer der Mann war, den sie damals kannte, dennoch anders war, als sie es vermutlich dachte.

Zuhause angekommen hatte Cas sich schließlich einfach auf das Sofa fallenlassen und kurz erneut auf sein Handy geblickt, nicht dass Lexi es sich doch anders überlegt hatte und nun an der Bar auf ihn wartete. Doch wartete erneut keine Nachricht auf ihn. So hatte er schließlich seinen Bass zu sich gezogen, welcher immer an der Wand neben der Couch lehnte und ein paar Passagen der neuen Songs gespielt.

Ehe er den Kopf zurückgleiten ließ und mit diesem sanft an die Wand hinter dem Sofa stieß. Er konnte die Songs bereits im Schlaf. Ihre Managerin hatte ihnen allen ziemlichen Druck gemacht, dass diese neuen Songs bis zu den Aufnahmen richtig sitzen mussten, so hatte er sich einige Tage nach der Arbeit immer wieder hingesetzt und die Songs bis zur Perfektion einstudiert. Nun würde nicht einmal sie etwas auszusetzen haben.

Tief atmete er ein und schloss kurz die Augen, währenddessen er sich die Aufnahmen und vor allem den Videodreh vorstellte. Er wusste genau, dass zumindest einer der Band, ebenso genau wie er selbst, an Alexis zu hängen schien. Wenn es bei diesem Typen auch ein wenig anders wirkte als bei Cas selbst.

Castiel hatte die Emotionen in dessen Blick gesehen und hatte gleich erkannt, dass sich dahinter mehr befinden musste, als er zugab. Auch die Nacht, in der er seine Exfreundin wegschickte und diese schließlich von Alexis hochkant aus dem Backstagebereich geworfen wurde, hatte ihre ganz eigene Spannung.

Auch hatte Castiel die Eifersucht in seinem Blick erkannt. Er kannte dieses Gefühl und das Stechen im Blick eines jeden, der voller Eifersucht war.

Tief seufzte er und öffnete die Augen.

„Lexi, what are ya doing to us?“, sagte er und begann dabei, wie von selbst jenen Song des Demos zu spielen. Während seine Lippen auch gleich den Text dazu formten und er kurz schief grinsen musste, stellte er sich dabei vor, wie sie auf dem großen Sofa bei seinen Eltern saßen und er ihr diesen Song spielte und sang.

„Ya better should take care of ya, gurl“, hatte er gesagt und ihr in die Augen gesehen.

Verdammt, ja, das sollte sie.

Selbst nach jener Nacht hatte Lexi zu keinem ein Wort darüber verloren, nicht mal zu ihrer Managerin. Dabei musste sie Schmerzen haben, dem war sich Cas sicher. Doch schien sie diese wieder einmal gut wegzustecken und wollte keinem zeigen, dass sie wirklich Probleme hatte.

Auch wenn Cas sich sicher war, dass ihre Managerin ohnehin einen Tobsuchtsanfall bekommen würde, hätte man ihr davon erzählt, hätte er es besser gefunden, wenn Lexi sich erst einmal Ruhe gönnte.

Doch allein diese Tatsache in jener Nacht hatte ihm bewiesen, dass es richtig gewesen war, wieder in ihr Leben gekommen zu sein, um zu wissen, wie es ihr geht.

Wenn Lexi dies auch nicht immer ehrlich beantwortete, so war er zumindest in der Nähe.

A song of Catastrophe

Подняться наверх