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4.1 Kontext

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Im Zeichen der Pandemie sind uns kurzfristige Lösungsstrategien, um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren und die gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Einschränkungen aufzuheben, wichtig. Dennoch ist in vielen Teilen der Gesellschaft das Bewusstsein nochmals gestiegen, dass der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen die relevanteste Zukunftsfrage der gegenwärtigen Zeit und auch der kommenden Dekade sein wird. Das Wissen über die Zukunft ist in vielen Bereichen in erstaunlichem Maße vorhanden – insbesondere zu Klima- und Umweltfragen. Klar, die Zukunftsaussagen sind unter bestimmten Annahmen zu lesen. Und die zentrale lautet: Ein Weiter so wird die Menschheit vor nie gekannte Herausforderungen stellen. Diese Frage ist somit für die künftige Gestaltung des Zusammenlebens im globalen Maßstab und vielleicht gar für das Überleben der Spezies Mensch entscheidend und wird Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf Jahrzehnte hin prägen, egal wie auch immer die Antworten ausfallen werden. Die Vorsitzende des Weltbiodiversitätsrates, Anne Larigauderie, bringt es auf den Punkt: »Naturschutz ist kein Luxus, sondern eine Existenzfrage.«

Im Folgenden stehen daher auch nicht die Erkenntnisse zur Umwelt- und Klimaforschung an sich im Fokus, sondern die Frage, wie die relevanten Systeme von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf diese referenzieren und welche Handlungsansätze es – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – geben kann. Im öffentlichen Diskurs dominieren zumeist die technologischen und ökonomischen Perspektiven, es ist jedoch entscheidend, dass Menschen sich nicht zurückgelassen und übergangen fühlen. Insofern ist eine ergänzende soziokulturelle Perspektive maßgeblich, um Anforderungen und Konsequenzen in der Zukunft zu antizipieren. Schon heute sind die gesellschaftlichen Friktionen spürbar, die eine grundlegende ökologische Transformation hervorrufen kann. Dennoch ist es wichtig, radikal zu denken, um besonnen handeln zu können. Sich eine langfristige Zukunft ohne negative Umwelteinflüsse vorzustellen, bedeutet nicht, dass von heute auf morgen alle Lebensbereiche revolutioniert werden. Vielmehr bietet es die Perspektive, in demokratischen Aushandlungen die konkreten Wege zu diskutieren und die attraktivsten Alternativen zu wählen. Es geht also nicht darum, den moralischen Zeigefinger zu erheben – dies führt allzu oft zu emotionalen Gegenreaktionen – sondern darum, ganz praktisch Angebote zu machen, um eine neue Kultur des Experimentierens und Gelingens zu etablieren. Die Balance zwischen visionärem Denken und entschlossenem Handeln zu finden, darf nicht allein auf einer Verzichtslogik beruhen, sondern muss immer Elemente eines besseren Morgen enthalten.

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