Читать книгу Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean - W. A. Hary - Страница 21

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»Hundeaugen-Hans!« Sergeant Proll ließ die Worte regelrecht auf der Zunge vergehen, während er dem in seinen Augen komischen König ansah, dass es tatsächlich dessen voller Ernst war.

»Herrscher über alle Hundeaugen!«, bekräftigte dieser jetzt auch noch, und dadurch war es endgültig aus mit der Beherrschung. Sergeant Proll konnte nicht mehr anders. Er wieherte los, dass allein schon von der Lautstärke die sechs Männer in ihrem Boot sich wie unter Peitschenhieben duckten.

Sie warfen ihm entsetzte Blicke zu und trauten sich nicht, sich wieder aufzurichten.

Was den Heiterkeitsausbruch des Sergeanten nur noch verstärkte. Er wollte sich gar nicht mehr beruhigen und klatschte sich dabei immer wieder auf die kräftigen Schenkel.

Als er dann endlich nur noch gluckste, wagte es König Hundeaugen-Hans, vorsichtig den Finger zu erheben.

»Darf man erfahren, was diese Heiterkeit verursacht hat?«

Eigentlich hatte Sergeant Proll angenommen, nichts könnte ihn mehr erheitern als das, worüber er bereits ausgiebig gelacht hatte, aber diese Frage jetzt...

Erneut erfuhr er einen regelrechten Lachkrampf, bei dem er sich nicht nur auf die Schenkel hieb, sondern sich am Ende sogar am Boden wälzte.

Jetzt hatten sie keine Angst mehr vor ihm, sondern verließen ihr Boot, um sich besorgt über ihn zu beugen, natürlich bemüht, mit ihm nicht in Kontakt zu geraten.

Immer noch wimmernd blieb Sergeant Proll schließlich am Boden liegen, auf dem Rücken, alles viere von sich gestreckt.

»Gnade!«, flehte er. Und dann: »Eigentlich wollte ich euch ja verprügeln, weil ihr mir meine Susi geklaut habt, aber das sei euch verziehen. Ich habe selten dermaßen gelacht. Allein das ist es wert gewesen.«

Ächzend richtete er sich auf und bemühte sich, umständlich aufzustehen.

Als er schwankend wie ein Schilfhalm im Wind vor den sechs Figuren stand, die kaum kleiner waren als er, konnte er nicht mehr anders, als dem angeblichen König fast liebevoll die Wange zu tätscheln.

»Danke, Kumpel, das hat richtig gut getan, nach alledem. Immerhin waren wir echt in der Scheiße. Das kann ich euch verraten. Vor uns der tödliche Planet Epiphanee, in der verbotenen Zone, hinter uns die Verfolger, die uns aufbringen wollten.

Posh sah sich von den Raumverschlingern verfolgt und beschleunigte das Schiff. Zum Glück, möchte ich sagen, denn so konnten wir entkommen. Nur um euch zu treffen?

Ich habe noch niemals Komiker erlebt, die euch das Wasser reichen könnten, ganz ehrlich. Also, ich schwöre euch, auf Axarabor würdet ihr echt Karriere machen.«

»Wie kannst du es wagen, meine Freunde dermaßen zu beleidigen?«, grollte es in diesem Moment direkt in seinem Kopf, und er spürte so etwas wie einen Stromschlag durch seinen Körper rasen, der ihn unwillkürlich zusammenzucken ließ.

»Was...?«

»Ich bin der Herr aller Dinge, also auch dein Herr, Ding!«

»Du bezeichnest mich als... Ding?« Proll wollte es gar nicht glauben. »Schon mal eine mitten in die Fresse bekommen? Dann mach nur so weiter. Diese Erfahrung ist dir dann gewiss!«

Er schaute sich angriffslustig um, aber da war niemand. Außer eben den sechs traurigen Gestalten vor ihm, und keiner von ihnen konnte das gewesen sein. Die standen halt nur herum, wie es seiner Meinung nach sogenannte trübe Tassen einfach so taten.

Er wirbelte einmal sogar um die eigene Achse, ohne jemanden zu entdecken.

»Ich bin Ad-Aberitsch, und ich bin überall gleichzeitig. Also bin ich hier bei dir und gleichzeitig bei all meinen Freunden, die ich selbst erschaffen habe. Genauso wie auch du meine Schöpfung bist. Wenn auch eine ziemlich missratene, wie ich leider gestehen muss.«

»Deine Schöpfung?« Abermals lachte Sergeant Proll, diesmal aber nicht aus Heiterkeit. Ein drohendes Knurren folgte.

Er hätte ja so gern zugeschlagen, aber in welche Richtung?

»Zeige dich, Feigling! Stelle dich mir wie ein Mann!«

»Ich bin kein Mann, ich bin...«

»...Ad-Aberitsch, ja, das habe ich kapiert. Aber wieso sprichst du in meinem Kopf?«

»Das habe ich dir bereits erklärt.«

Sergeant Proll entspannte sich. Er öffnete die Fäuste und brachte sogar ein überlegenes Lächeln zuwege.

»Ja, jetzt begreife ich erst. Das hier ist so eine Art künstliche Sphäre, die du erschaffen hast. Und du bist hier der Obermacker. Klar, auf der Oberfläche von Epiphanee wäre ich längst verkohlt. Hier aber ließe sich leben. Also hast du mich quasi gerettet? Und hierher gebracht, wo ich sicher bin – auch vor der Raumflotte?«

»Es gibt keine Raumflotte. Ihr wurdet von den Raumverschlingern verfolgt.«

»Und wer hat dir das erzählt? Etwa dieser verrückte Posh? Ja, der ist zwar ein ziemlich guter Kumpel, aber manchmal eben auch ein wenig verrückt. Immer diese Geschichten von Raumverschlingern und so... Befindet er sich denn ebenfalls irgendwo hier?«

»Ihr befindet euch alle drei hier, somit auch Posh. Ich habe für jeden von euch eine eigene Insel erschaffen, um das Gleichgewicht zu wahren. Die Anzahl der Inseln und Anzahl der Bewohner muss in jedem der drei Königreiche genau gleich bleiben.«

»Wieso? Ist dir das nicht auf Dauer zu langweilig? Du könntest leicht ein wenig Leben hinein bringen, indem du einfach mal was änderst. Zum Beispiel, indem du uns alle drei zusammen bringst? Na? Vielleicht machen die drei Königreiche dann Krieg, weil sie sich um uns streiten?«

Er lachte gehässig.

»Dies würde ich niemals tun!«

»Und wieso nicht? Wenn du hier alles erschaffen hast, kannst du ja jeden Gefallenen wiederbeleben und erneut kämpfen lassen. Die ewigen Spiele, Mann gegen Mann, und du als der große Spieler. Das wäre wie Computerspielen, nur mit realen Personen. Obwohl ganz so real sind die ja nicht, wie ich sehe. Nur Figuren, die du steuerst, wie Avatare in einem Spiel eben. Und wenn schon ein Spiel, muss es dann wirklich dermaßen langweilig sein?«

»Sergeant Proll? Ich beginne zu begreifen, wieso du dich so nennst. Obwohl ich vorher noch nicht einmal für möglich gehalten hätte, dass so etwas wie du überhaupt existieren könnte. Da hat mein Unterbewusstsein wahrlich ganze Arbeit geleistet.«

»Ach, du glaubst tatsächlich, auch mich erschaffen zu haben? Und auch Posh und Per-nat? Wie kann es sein, dass ein so mächtiger Typ wie du nicht nur sterbenslangweilig ist, sondern auch noch hochgradig bescheuert? Wie ich schon immer sagte: Gebe keinem Bekloppten auch nur ein Zipfelchen von Macht, denn es kann dein Letztes gewesen sein. Oder so ähnlich. Jedenfalls, ich werde jetzt dieses Boot besteigen und mich auf die Suche nach meinen Kumpels machen.«

»Du auch?«

»Was heißt ich auch? Sind die anderen denn schon unterwegs?«

»Nur einer: Per-nat. Aber er rudert in die falsche Richtung. Nicht hierher und auch nicht zu Posh, sondern hinaus ins offene Meer.«

»Dann sage es ihm und nicht mir, Blödmann!«, schimpfte Sergeant Proll.

»Du bleibst hier, wo du hin gehörst!«, befahl Ad-Aberitsch streng.

»Und wie kommst du darauf, dass ich hierher gehöre?«

»Weil ich extra für dich diese Insel erschaffen habe.«

»Dann kannst du sie auch gleich wieder verschwinden lassen. Ich brauche sie nämlich nicht mehr länger!«

Sprachs und stieg an Bord des Bootes.

Und dann verschwand die Insel tatsächlich. Anscheinend hatte Ad-Aberitsch jetzt genug von alledem und wollte damit ein Exempel statuieren, um zu beweisen, wozu er fähig war, wenn man ihm dermaßen den nötigen Respekt versagte.

Die sechs Menschen schrien entsetzt, als der Boden versank und das Wasser ihnen die Beine empor stieg.

Sergeant Proll war schon im Boot.

Er blickte kurz umher. Dann hatte er beschlossen, dass dieses Boot genügend Platz bot für alle. Außerdem brauchte er nicht selber zu rudern, wenn er die sechs mit an Bord nahm.

Er reichte ihnen beide Hände, die sie dankbar ergriffen, um sich an Bord ziehen zu lassen.

Als letzter kam König Hundeaugen-Hans an die Reihe, der bereits Zeter und Mordio schrie und gar nicht auf die Idee kam, sein Absaufen durch Schwimmversuche zu verhindern.

Prustend lag er dann am Boden des Bootes, während seine Vertrauten sich bereits in die Riemen legten.

Sergeant Proll gab ihnen die Richtung an. Es war ihm egal, ob sie richtig war oder nicht. Er würde es schon noch rechtzeitig merken, wenn die Inseln ein Ende und der unendliche Ozean seinen Anfang nahmen. Dann konnte er immer noch eine neue Richtung einschlagen.

Obwohl: Wenn er jetzt einfach diese Leute danach fragte, wie er zum Nachbarkönigreich gelangen konnte?

Er gratulierte sich zu dieser, wie er fand, absolut genialen Idee und tat es.

Tatsächlich, die Richtung, in die sie ruderten, musste geändert werden.

Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean

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