Читать книгу Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 111
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George Hiram hatte eine Wohnung in Midtown Manhattan.
Sündhaft teuer und ziemlich eng, aber dort trafen wir ihn nicht an.
Von Nachbarn erfuhren wir, dass Hiram sich zur Zeit in seinem Ferienhaus in Florida erholte.
Florida, New York State, wohlgemerkt - ein kleines verschlafenes Nest an einem traumhaften See, etwa siebzig Meilen nordwestlich von New York City.
Es war eine ziemlich lange Fahrt dorthin. Unterwegs las Milo mir Teile des Dossiers vor, das Agent Carter uns über Hiram zusammengestellt hatte.
Er war ohne Zweifel ein interessanter Mann.
Er hatte zunächst eine beeindruckende Universitätskarriere hinter sich gebracht. Ein geradezu kometenhafter Aufstieg, dann der Wechsel in die freie Wirtschaft. Er wurde Leiter der Entwicklungsabteilung von Fürbringer do Brasil, der brasilianischen Tochtergesellschaft des Züricher Unternehmens. Vor zwei Jahren schließlich wechselte er zu MADISON GEN-TECH.
Wir verzichteten darauf, in der MADISON-Zentrale nachzufragen, was es damit auf sich hatte, dass Hiram der Zutritt in den Laborbereich untersagt war. Zuerst wollten wir Hirams Version der Geschichte hören - ohne dass diese irgendwie zuvor beeinflusst werden konnte.
Außerdem kannte Hiram das gesamte Forscher-Team, das derzeit in den MADISON-Labors tätig war.
Und vielleicht konnten wir über ihn einen entscheidenden Hinweis erhalten.
Denn viel Zeit hatten wir nicht.
Mr. McKee hatte es gar nicht auszusprechen brauchen. Jedem der G-man, die an dem Fall arbeiteten, war klar, dass jeder Augenblick, in dem der Behälter mit den genveränderten Yersinia Pestis-Erregern in falschen Händen war, eine Gefahr bedeutete.
Eine Gefahr für zahllose Menschenleben.
"Ich weiß nicht, was man sich in dieser Lage wünschen soll", meinte Milo irgendwann, während der Fahrt. "Angenommen, irgendein Geheimdienst hat das Teufelszeug längst außer Landes gebracht, dann kann man zumindest hoffen, dass es dann erst einmal sachgemäß in einem militärischen Depot gelagert wird..."
"In den Händen irgendeines kleinen Diktators, der damit große Weltpolitik machen will?", gab ich zu bedenken.
"Regime wechseln schnell, Jesse. Vielleicht kommt es niemals zum Einsatz! Jedenfalls ist mir bei dem Gedanken daran immer noch um einiges wohler, als wenn ich mir vorstelle, dass das Zeug hier in New York in die Hände von Dilettanten oder Wahnsinnigen gerät..."
Ich verstand, was Milo meinte.
"Die erste Variante kann genauso verhängnisvoll sein", meinte ich jedoch. "Auch wenn die Katastrophe dann vielleicht ein paar Jahre auf sich warten lässt."
Beinahe zwei Stunden brauchten wir für die gut 70 Meilen.
Florida, N.Y. war klein aber nobel.
Der Lake Florida war traumhaft in den Bergen gelegen und von mondänen Privatvillen umringt. Diese Häuser gehörten Leuten, die es weit genug gebracht hatten, um sich ein wenig aus dem Ameisenhaufen New York City zurückziehen zu können.
In Florida waren sie allerdings immer noch nahe genug an den Schaltzentralen von Wall Street, um die Kontrolle zu behalten.
Kein Wunder, dass die Grundstückspreise hier in den letzten Jahren in einem Maß gestiegen waren, das außerhalb jeder Vernunft lag.
George Hiram mochte ein bedeutender Wissenschaftler sein, aber dass er bei MADISON genug verdiente, um sich hier niederlassen zu können, überrascht mich doch ein wenig.
Milo und ich brauchten eine weitere Stunde, bis wir Hirams Bungalow gefunden hatten. Für die Verhältnisse von Florida, N.Y., war es ein bescheidenes Anwesen, auch wenn es direkt am See lag und zusätzlich über einen Swimming Pool verfügte.
Ich parkte den Sportwagen in der Einfahrt.
Wir stiegen aus, sogen die klare Luft ein. Die Sonne schien und ließ die Wasseroberfläche des Sees glitzern.
"Hier könnte ich es auch aushalten", meinte Milo.
Wir gingen zur Tür und klingelten.
Eine Frau in den Dreißigern öffnete uns.
Sie hatte brünettes Haar, ein feingeschnittenes Gesicht und trug Ohrhänger mit jeweils drei weißen Perlen.
Der schwarze Badeanzug schmiegte sich hauteng an ihren perfekten Körper.
Die Linke hatte sie in die geschwungene Hüfte gestemmt.
Und in der Rechten hielt sie einen Revolver, dessen Lauf direkt auf meinen Bauch zielte.