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3. Kapitel

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Am nächsten Morgen wurde Marie von Vogelgezwitscher geweckt. Frische Morgenluft drang durch das Fenster ins Schlafzimmer und sie atmete tief ein. Matthias lag eng an sie gepresst und hielt sie mit einem Arm fest. So gut hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen.

Zärtlich betrachtete sie das Gesicht ihres Mannes. Er wirkte völlig entspannt und ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Marie küsste ihn zärtlich auf die Stirn und machte sich vorsichtig aus seiner Umarmung frei.

Sie wusste, heute stand die Bestrafung Elisabeths an. Marie empfand die Strafe als ungerecht. Welche Wahl hatte die Kaufmannstochter schon gehabt, als die Wünsche ihres Vaters zu erfüllen? Sie war ja abhängig von ihm gewesen.

Es hätte vollkommen gereicht, sie ins Kloster zu überführen, nachdem die Eltern der Stadt verwiesen worden waren. Der Pranger war ihrer Meinung nach überflüssig. Und doch, Marie wusste, Elisabeth war mitschuldig. Sie hätte sich vorher jemandem anvertrauen können. Ihr hätte klar sein müssen, dass der Schwindel auffliegen würde. Marie überlegte, was man vielleicht für sie tun könnte.

Rasch wusch sie sich und zog sich an, um sich dann um Matthias´ Frühstück zu kümmern. Die Hühner im Garten legten bereits fleißig Eier und so bekam er eine große Portion Rührei mit Schinken.

Zusammen mit einem Becher Milch balancierte Marie die Leckerei ins Schlafzimmer, stellte alles neben dem Bett ab und weckte Matthias mit einem zärtlichen Kuss. Nur kurz kam ihr der Gedanke, dass sie seit Wochen schon unter der Erde wäre ohne ihn.

»Guten Morgen, Liebster, die Sonne steht schon am Himmel.«

Er hätte sie am liebsten sofort wieder in sein Bett gezogen. Trotz ihrer sehr intensiven Liebesspiele stand sein Speer schon wieder aufrecht, hungrig nach der süßesten Frucht, die er je aufgespießt hatte.

Matthias griff nach ihr, doch Marie wehrte lachend ab und tänzelte anmutig außer Reichweite.

»Hey, denk dran, wir haben nicht so viel Zeit.«

Er nickte folgsam, aber ein wenig traurig. Aber er wusste, das würden sie später nachholen.

Während Matthias frühstückte, suchte Marie schon die Kleidung heraus, die er bei Bestrafungen zu tragen pflegte, und legte sie zurecht. Ganz beiläufig fragte sie ihn dabei.

»Matthias, sag ... können wir es der Elisabeth nicht ein wenig leichter machen? Gibst du ihr einen deiner Tränke?«

Er überlegte.

»Der Vogt hat nichts davon gesagt, dass ich ihr nichts geben darf. Allerdings hat er es auch nicht erlaubt.«

Marie zögerte. Sie musste Matthias ihre Bedenken mitteilen. Sie konnte nicht tatenlos dabei zusehen, wie vielleicht ein Unglück geschah.

»Aber … das Kind?«

Matthias starrte sie an. Marie hatte Recht. Er musste aufpassen, dass er ihr nicht aus Versehen etwas gab, wodurch sie ihr Kind verlieren könnte. Das wollte er nicht.

»Ich glaube, da habe ich etwas. Es ist nur ein leichtes Mittel, sie wird denken, sie träumt.«

Marie sah ihn liebevoll an.

»Und denkst du, dass du das machen kannst?«

Matthias nickte, mit vollen Backen kauend.

Aber seine Frau war noch nicht fertig.

»Du könntest sie eigentlich auch in den Sitzpranger schließen, oder? Ich meine ... wie du ja gesagt hast, sie ist schwanger. Sie kann nicht den ganzen Tag stehen!«

Überrascht sah Matthias auf, schüttelte den Kopf.

»Der Pranger ist immer der Stehpranger.«

Der Henker war leicht verwirrt. Er hätte niemals an den Sitzpranger gedacht. Dieser wurde im Normalfall nur für säumige Schuldner verwendet. Aber auch nur dann, wenn sie gebrechlich waren. Oder aber schwanger. Normalerweise ordnete Vogt Steiner es aber dann explizit an.

Er kratzte sich am Kopf und wartete, was Marie im Sinn hatte. Sie war schon häufiger dabei gewesen, wenn diese Prangerstrafen verhängt worden waren.

»Davon gehst du aus, aber SAGTE der Vogt das wirklich? Kommt in seiner Urteilsverkündung das Wort ›Stehpranger‹ vor?«

Matthias dachte erneut kurz darüber nach und unterdrückte ein Grinsen. Der Vogt hatte weder Stehpranger noch Sitzpranger gesagt.

»Nein ...«

»Na also!«

Marie war zufrieden, ihre Augen blitzten schelmisch. Instinktiv wusste sie, wie sie ihren Mann beeinflussen konnte.

»Dann kannst du sie auch in den Sitzpranger schließen. Er steht sowieso auf dem Marktplatz, wird nur nie benutzt!«

Der Henker brummte. Seine Frau war gerissen, das musste er ihr lassen. Ihre Gerissenheit entsprang jedoch einem guten Herzen, und nur das zählte. Im Grunde genommen hatte er nur abgewartet, wie weit sie gehen würde. Und er wusste, Marie hatte Recht. Niemand wollte ein totes Kind auf dem Markt sehen. Das wäre ein schlechtes Omen gewesen für den Frühlingsmarkt. Es würde nicht leicht, aber er würde dem Vogt das mit dem Sitzpranger schon irgendwie verkaufen, da war er sich sicher. Auch, wenn es Folgen für ihn haben könnte.

»Der Vogt wird wütend auf mich sein!«, stellte er fest und füllte die Waschschüssel mit kaltem Wasser. Doch im Grunde genommen war ihm egal, was der Vogt dachte.

Marie schmiegte sich an seinen Rücken und spürte, wie alleine sein Duft und der Körperkontakt dafür sorgten, dass sie ihn schon wieder wollte.

»Aber deine Frau wird dich anbeten ... und belohnen!«

Matthias lachte schallend. Diesem Argument konnte er sich natürlich unmöglich entziehen.

Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg

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