Читать книгу Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg - Werner Diefenthal - Страница 14

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5. Kapitel

Matthias verließ die Kirche schon kurz vor dem Abschlusssegen, er musste Elisabeth vorbereiten und aus dem Verlies holen, jedoch nicht ohne Marie ein paar Geldstücke in die Hand zu drücken.

»Für die Sünden, die wir begangen haben. Und die wir noch begehen werden«, grinste er sie an.

Unter dem Klang der Glocken strömte die Menge auf den Marktplatz, wo die Stände wieder besetzt waren, und versammelte sich um das Podest, auf dem der Galgen und die Pranger aufgebaut waren. Marie spürte die Spannung in der Luft, sah die gierigen Blicke der Menschen, die sich am Elend der armen Kaufmannstochter weiden wollten. Am liebsten wäre sie gegangen, aber sie blieb. Schon ihres Mannes wegen. Dass Jakob von Scharfenstein sich ihr näherte, merkte Marie erst, als er sie mit ihrem Namen ansprach. Sie zuckte zusammen, begrüßte ihn knapp und blickte wieder zum Pranger hinauf.

»Na, Marie, kommst du auch, um die Vorstellung zu sehen?«, feixte er.

Marie würdigte ihn keines Blickes.

»Nein. Ich muss mich nicht am Anblick einer armen Schwangeren ergötzen. Ich bin nur hier, weil ich meinen Mann unterstütze.«

Jakob lachte gehässig.

»Dein Mann! Nun komm Marie, ich weiß doch, dass du ihn nicht freiwillig geheiratet hast. Du musst bei mir nicht so tun, als ob du eine glückliche Ehe führst, nur damit er dich nicht grün und blau prügelt!«

Nun war es an Marie, zu lachen.

»Nein, das muss ich wahrhaftig nicht ... lass mich einfach in Ruhe, Jakob!«

Der Patrizier rückte näher an sie heran, wagte aber nicht, sie vor all den Zeugen zu berühren, und flüsterte ihr leise etwas zu.

»Keine Angst, Matthias wird es nie erfahren ... er weiß ja sowieso nichts von uns. Und er kann dich nicht die ganze Zeit bewachen. Ich verrate dich schon nicht, wir können nach wie vor Spaß im Kontor haben. Ich weiß doch, dass es dir gefallen hat.«

Diese Unverschämtheit nahm Marie förmlich den Atem, aber noch bevor sie etwas erwidern konnte, trat der Vogt aufs Podest und brachte die Menge zum Verstummen, erinnerte an die Tat der Kaufmannstochter und verlas noch einmal das Urteil.

Marie nutzte Jakobs momentane Unaufmerksamkeit und schlüpfte durch die Menschen davon, versteckte sich zwischen dem Podest und der Kirchenmauer.

Matthias führte die Kaufmannstocher herbei. Noch war sie mit einem Umhang aus grobem Leinen bekleidet, ihre Hände mit Seilen gebunden und Marie konnte ihren lethargischen, traumverlorenen Gesichtsausdruck erkennen. Matthias hatte ihr also tatsächlich etwas von seinem Gebräu gegeben. Elisabeth würde kaum bemerken, was um sie herum vor sich ging. Vor dem Pranger zogen ihr zwei Wachen den Umhang über den Kopf, sodass sie nackt dort stand.

Einige in der Menge johlten, als sie die nackte Frau sahen. Ihre Brüste hingen schwer nach unten. Ein leichter Ansatz des Bauches, in dem ihr Kind wuchs, war zu sehen.

Matthias winkte den Barbier zu sich, der Elisabeth das Haupthaar abschnitt und anschließend den Kopf kahl rasierte. Als der Henker die Verurteilte in den Sitzpranger bugsierte und die Bretter um Hände und Füße verschloss, erhob sich ein Murren im Publikum.

Der Sitzpranger war noch nie benutzt worden, seit Bernhard Steiner der Vogt war. Von der Erleichterung der Strafe abgesehen, konnte man so kaum einen Blick auf den nackten Körper der Frau werfen.

Matthias jedoch ließ sich nicht beirren, wandte sich direkt an den Vogt und sagte halblaut.

»Ich weiß, Herr ... das gab es bei Euch noch nie. Aber Ihr habt nicht explizit im Urteil betont, dass sie an den Stehpranger muss, und sie ist schwanger. Wenn sie den ganzen Tag stehen muss, könnte sie zusammenbrechen und auch noch ihr Kind verlieren.«

Aus den Augenwinkeln sah der Scharfrichter, dass Elsa Steiner heftig den Kopf schüttelte, aber er achtete gar nicht auf sie. Er konnte nur hoffen, dass er nicht zu weit ging.

Matthias redete leise weiter.

»Euer Gnaden, stellt euch vor, sie erleidet hier, mitten auf dem Markt, während die Menschen um sie herum feiern, eine Fehlgeburt, und das tote Kind liegt auf dem Podest. Für viele wäre dies ein schlechtes Omen!«

Der Vogt nickte. Man sollte einen Aberglauben nicht unterschätzen. Und doch … er fragte sich, ob sein Henker nicht langsam zu weit ging. Darüber würde er mit ihm reden müssen.

Elsa Steiner wollte protestieren, doch ein Blick ihres Mannes ließ sie schweigen. Dann fasste er einen Entschluss, zog die Brauen zusammen.

»Nun ... ja ... wir sollten nicht härter sein als nötig ...«

Mit erhobenen Händen trat er neben den Pranger und brachte die Rothenburger zum Schweigen, rief mit lauter Stimme:

»Meine Freunde, wir haben Frühling, und wir haben Markt. Das sind Dinge, die gefeiert werden müssen. Lasst uns gnädig sein und dieser armen Sünderin eine Erleichterung ihres Schicksals gewähren.«

Er sah in die Gesichter der Zuschauer. Einige der Frauen nickten zustimmend. Er fuhr fort.

»Auch kann ihr ungeborenes Kind nichts für ihre Verfehlungen. Wir dürfen nicht riskieren, dass es zu Schaden kommt.«

Die Mienen einiger Zuschauer entspannten sich. Man sah sich betreten an. An das ungeborene Kind hatten die Wenigsten gedacht. Die anwesenden Mütter suchten die Hände ihrer Kinder und hielten sie fest. Schließlich unterbrach ein erster Ruf sie Stille.

»Ein Hoch auf unseren gnädigen Vogt!«

Es war ausgerechnet die Mutter der kleinen Rosa, die erst vor kurzem auf brutale Art und Weise getötet worden war. So dauerte es nur einen kurzen Moment, und die Mehrzahl der Anwesenden stimmte mit ein und Bernhard Steiner nahm den Jubel mit huldvollem Lächeln - nicht ohne dabei das Gefühl zu haben, soeben von seinem Henker übertölpelt worden zu sein. Und das schon zum zweiten Mal in diesem Jahr!

6. Kapitel

Nach der Bestrafung zog sich Matthias mit seiner Frau in ihr Zuhause zurück. Er lächelte sie an.

»Nun? War es so zu deiner Zufriedenheit?«

Marie nickte.

»Ja, es war sehr gut. Und wie du den Vogt überzeugen konntest. Seine Frau wäre fast geplatzt.«

Er lachte. »Wolltest du mir nicht eine Belohnung zukommen lassen?«

Sie sah das gierige Glitzern in seinen Augen. Alleine der Gedanke, ihn wieder zu spüren, machte sie wahnsinnig.

»Sag mir, welche Belohnung du dir von mir wünschst …«, murmelte sie fast unhörbar. Sie spürte, wie ihre Ohren zu glühen begannen.

Er lächelte, beugte sich vor und flüsterte ihr seinen Wunsch ins Ohr. Marie lächelte. Die Angst, dass er ihr Verhalten von letzter Nacht, als sie ihn das erste Mal geschmeckt hatte, als unzüchtig ansehen würde, löste sich in Luft auf.

Sie presste sich gegen ihn und bugsierte ihn ins Schlafzimmer, drückte ihn aufs Bett nieder und forderte ihn auf:

»Bleib einfach nur sitzen und entspann dich ...«

Er folgte ihren Worten und war erstaunt über seine Frau. Er hatte sie als keusche Jungfrau eingeschätzt. Jungfrau war sie zwar gewesen, aber sehr keusch doch wohl eher nicht. Doch das störte ihn keineswegs.

Als habe sie vor, zu beten, kniete Marie sich vor ihn hin, öffnete mit geschickten Händen seine Hose und keuchte leise, als ihr seine Männlichkeit bereits hart und aufrecht entgegenkam. Jetzt, bei Tageslicht, hatte sie die Möglichkeit, diesen harten Stab genau zu betrachten. Und ihr gefiel immer mehr, was sie sah. War sie zunächst unsicher und ängstlich gewesen, so verlor sie jetzt jede Scheu und sie spürte, wie allein der Anblick sie erregte.

Sie sah Matthias an, saugte kurz an ihrer Unterlippe.

»Was für ein Glück, dass ich dem Pfaffen heute so viel Geld auf den Spendenteller gelegt habe ...«

Er lächelte zurück.

»Ja, was für ein Glück für mich.«

Dann schloss Matthias seine Augen und genoss die Zärtlichkeiten seiner Frau, von denen bisher er nicht einmal zu träumen gewagt hatte.

Sie ließ keinen Zentimeter seiner Haut aus, berührte sie mit Lippen und Zunge. Langsam trieb sie ihn zum Höhepunkt. Marie hörte, wie er laut aufstöhnte, und wurde fordernder. Und dann spürte sie, wie die Oberschenkel ihres Mannes zu zittern begannen, und erfreute sich an seinem Höhepunkt.

Matthias sah nur atemlos zu, wie seine Frau ihn verwöhnte, und war glücklich, dass Marie nicht eine der Frauen war, welche die körperliche Liebe als abartig empfanden. Oder zu denen, die sich nur ihrem Mann in dunkler Nacht hingaben, weil es zu den Pflichten der Frau gehörte.

Marie wurde immer neugieriger. Er war ihr Mann. Und sie konnte mit reinem Gewissen alles tun, was ihr in den Sinn kam. Sie erkundete, fühlte, schmeckte. Und es dauerte nicht lange, da spürte sie seinen Höhepunkt. Sie sah ihm in die Augen, als er sich ergoss, und machte weiter, bis die Flut verebbte.

Er ließ sich auf das Bett sinken, schwer atmend. Mit blitzenden Augen schob Marie sich zu ihm auf die Matratze und fragte keck:

»Na? War das eine angemessene Belohnung für den gnädigsten Henker in ganz Franken?«

Er küsste sie lange und innig, lächelte sie danach an.

»Das war mehr als angemessen.«

Er richtete sich auf, sah ihr lange in die Augen.

»Marie …«

»Ja, mein geliebter Ehemann?«

»Ich möchte, dass du mir sagst, wie ich dir dieses Vergnügen, das du mir bereitet hast, vergelten kann.«

Sie lächelte ihn verschmitzt an.

»Das werde ich. Aber erst heute Abend. Denn jetzt solltest du etwas essen, damit du bei Kräften bleibst und deine Frau zufriedenstellen kannst.«

Sie grinste jetzt über beide Ohren.

Er sah sie mit gespieltem Entsetzen an, knuffte sie zart in die Seite. Sie revanchierte sich, indem sie ihn kitzelte, und war entzückt, als sie bemerkte, dass der Henker äußerst empfindlich darauf reagierte.

»Oh, du kleines Biest!«, lachte er auf und begann, es ihr mit gleicher Münze heimzuzahlen. Schnell balgten sie sich wie die kleinen Kinder. Obwohl Marie ihm körperlich weit unterlegen war, bot sie ihm, so gut es ging, Paroli. Das ging so lange gut, bis sie vor lauter Lachen aus dem Bett purzelten und aufeinanderlagen. Ein schier endlos dauernder Kuss besiegelte ihre Liebe aufs Neue.

Der Markt ging indes seinen normalen Gang. Die Wachleute waren auf der Hut, sie wussten, es würde Ärger geben. Das war für einen solch großen Markt normal. Und so kam es, dass die Verliese sich im Laufe des Tages rasch füllten. Der Vogt hatte bereits im Vorfeld Urteile für verschiedene Vergehen erlassen, die ohne Verhandlung vollstreckt werden konnten, sofern sie von Wachleuten bezeugt wurden.

Es gab einige kleinere Diebstähle. Die Strafen dafür waren unterschiedlich. Bei Diebstahl von Brot und Obst wurden meist nur einige Finger abgeschlagen, bei Gelddiebstahl war eine Hand dran.

Wenn einer der Händler seine Kunden betrog, wurden ihm Zunge oder Ohren abgeschnitten. Öffentlich zur Schau gestellte Unzucht wurde zumeist mit Pranger oder Stäupen bestraft, aber wenn es dunkel wurde und der Alkohol floss, kam dieses Vergehen so häufig vor, dass die Wachen meist wegsahen, wenn nicht jemand darauf bestand, ein Paar anzuzeigen. Der Strom der zu Bestrafenden wuchs gegen Abend an. Allerorts gab es Vorfälle. Doch die Anweisung des Vogtes war eindeutig. Der Hauptmann der Wache feixte.

»Na, da haben wir aber eine Menge helfende Hände, wenn der Markt abgebaut wird.«

Die Wachleute grölten laut. In der Tat saßen viele in den Zellen, die ihre Hand verlieren würden.

»Da muss Meister Matthias seine Axt wohl einige Male nachschärfen.«

Die Bestrafungen sollten noch am nächsten Morgen auf dem Richtplatz vor der Stadt vollzogen werden. Meister Popolius schrieb alles auf, um es dann vom Vogt siegeln zu lassen.

Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg

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