Читать книгу Ganz für sich allein - Werner Koschan - Страница 18
15.
ОглавлениеIn der Schalterhalle hinter mir höre ich plötzlich ein Geräusch. Wenn man mich neben einer Leiche findet, habe ich es ebenfalls hinter mir. Durch die Decke über dem Schalterraum dringen erste Flammen. So leid mir der Mann tut, helfen kann ich ihm nicht mehr. Allenfalls seinen Wunsch erfüllen. Vielleicht.
Und auch dies nur, wenn ich am Leben bleibe. Also raus hier! Ich schiebe die Arme durch die Riemen meines Rucksacks und ziehe ihn auf die Schultern. Dann verstaue ich den Becher und die fast leere Cognacflasche wieder im Koffer und verschließe ihn. Ich befestige den Gurt, nehme den Koffer beim Griff und trete, vorsichtig die Fassade oberhalb des Eingangs abschätzend, mit ein paar großen Schritten auf die König-Johann-Straße.
Ich schaue zum Bankgebäude zurück, welches bereits im ersten Stockwerk gleißend brennt, es erfolgt eine Explosion in der Schalterhalle. Flammen schießen nun aus den Fenstern und der Eingangstür. Anscheinend ist der Brandsatz im Toilettenraum jetzt explodiert und hat weiß der Teufel was in die Luft gejagt. Welch ein Massel!
Weniger für den Mann in der Halle, er ist sowieso tot. Ach du liebe Zeit, die Leute im Tresorraum. Da kommt kein Mensch mehr raus. Vielleicht hätte ich ihnen helfen können? Nein, sicherlich nicht, wenn ich an die warnenden Worte der jungen Bankangestellten denke. Die Hitze nimmt mir den Atem und die Haut glüht.
Ich biege in die Schössergasse, weil dort die Flammen nicht ganz so arg zu wüten scheinen. Erst einmal nach Hause, überlege ich und Ordnung in die Gedanken bringen. Das Gehirn beruhigen. Und dann einen Plan machen.
Zwei Männer in dunklen Ledermänteln mit breiten Hüten kommen mir entgegen. Die Sorte, vor der man sich seit Jahren fürchtet und der man möglichst nicht begegnet. Was jetzt? Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass in der Hektik der Angriffe Kontrollen stattfinden, aber als Jude mit einem Koffer nachts durch die Stadt zu marschieren, muss diesen Männern recht seltsam vorkommen. Verdammt! Verdammt! Zwischen uns liegen bestenfalls zwanzig Meter und nun schnell umzudrehen und wegzulaufen wäre verräterisch. Ich gehe weiter. Am liebsten hätte ich freundlich gegrüßt, wie jemand der nichts zu verbergen hat. Juden grüßen besser nicht, sondern verlassen den Gehsteig und gehen auf der Straße weiter.
Der rechte Mann blickt meinen Stern an, dann mich. Er weist mit dem Daumen hinter sich. »Da geht’s nicht weiter. Rund um den Jüdenhof ist alles im Eimer. Wenn Sie zur Elbe wollen, versuchen Sie es ein paar Straßen weiter, Mann.«
»Aber ich wohne doch da.« Verdammt, warum kann ich nur meine Klappe nicht halten?
»Auch das noch. Na dann, viel Spaß beim Suchen.«
Sie passieren mich, ohne weiteres Interesse an mir zu zeigen. Dass einer von der Gestapo Mann zu mir sagt statt Judenschwein, finde ich unbegreiflich. Bisher war ich alle naselang angehalten worden, musste meine Papiere zeigen und häufig sogar die Taschen leeren. Ich schaue den beiden Männern zunächst sprachlos hinterher und gehe dann einige Schritte weiter. Am Ende der Schössergasse lodern tatsächlich unübersehbar helle Flammen. Also folge ich dem Rat umzukehren. Vielleicht kann ich über die Schlossstraße probieren, nach Hause zu kommen, und dann nichts wie runter von der Straße.
Jetzt irgendjemandem zu begegnen, der sich womöglich für den Inhalt des Koffers interessiert, möchte ich nicht riskieren. Bloß mein Glück nicht überstrapazieren. Ewig wird das nicht gut gehen, befürchte ich, denn mein Judenstern ist das Problem. Ohne Stern wäre ich zweifellos in erster Linie ein ganz normaler Mensch. Da hat Kurt Anders wirklich recht. Ich erreiche das Café an der Ecke zum Altmarkt und will gerade in die Schlossstraße einbiegen. Wenige Schritte vor mir reden zwei SS-Leute mit einer Frau, die ein Kind an der Hand führt. Ein großer Koffer steht neben ihr am Boden. Es sieht zwar so aus, als würden die Männer der Frau einen Weg erklären, aber die Angst der Frau kann ich bis zu mir herüber deutlich spüren. Was finden die Kerle nur an ihrer furchterregenden Wirkung? Ich zucke zurück. Ich hätte es nicht berufen sollen. Die SS bewegt sich in meine Richtung und ich spüre bis unter die Haut, mich werden die kontrollieren, ob hier alles zerstört ist oder nicht. Neben mir die Fensterscheiben des Cafés sind unversehrt, dafür ist das Glas der Tür zerbrochen. Als Jude dürfte ich diesen Raum nicht betreten. Habe ich denn jetzt irgendeine Wahl? Ich steige durch den Türrahmen, den Koffer längs vor dem Bauch haltend. Nach wenigen beherzten Schritten habe ich die Theke erreicht und nehme hinter ihr Deckung.
»Sollen wir mal nachsehen, ob es hier was zu futtern gibt?«, höre ich eine männliche Stimme.
»Nee, lass man«, antwortet eine zweite. Die Schritte entfernen sich. Durch ein Fenster scheint das helle Licht der Brände. Niemand ist zu entdecken. Gott sei Dank.
Auf dem Koffer hockend ruhe ich mich eine Weile aus. Hinter der Theke ist es angenehm dunkel. Von draußen würde man mich kaum bemerken können. Ich höre nichts weiter als den Gesang der brennenden Stadt. Gespenstisch. Urplötzlich duftet es ulkigerweise nach Kuchen. Mein Magen knurrt sofort. Wieso Kuchen? In der Küche war doch kein Mensch gewesen. Wahrscheinlich werde ich nun verrückt. Vorsichtig hebe ich den Kopf über den Thekenrand und blicke in die Augen eines interessiert wirkenden Mannes. Den beinahe kreisrunden Kopf hält er leicht zur Seite geneigt.
Ich stelle mich auf die Beine. Was sagt man in solch einer Situation? Keine Ahnung. Also schweige ich lieber. Die gedrungene Korpulenz des Mannes lässt auf kalorienreiche Ernährung schließen. Wird sich wohl um den Bäcker oder Konditor dieses Cafés handeln. Sein Blick fällt auf meinen Stern.
Mit einem Heben des Kopfes atmet er hörbar durch die Nase aus. Dann greift er mit Daumen und Zeigefinger an die Nase und atmet noch hörbarer wieder ein.
»Ach so is dett.«
Wieso klingen manche Dialekte spontan sympathisch? Ich senke den Kopf. »Entschuldigen Sie bitte, ich verschwinde schon.« Ich hebe den Koffer am Griff hoch und mache einen Schritt zur Tür.
Der Mann legt mir eine Hand auf den Arm. »Warten Se man noch ’n bissken. De Kerls sin nich weit jenuch wech.«
Er hält den Kopf aus der Tür und schaut in beide Richtungen. Er winkt mir, mich zurückzuziehen und ich hocke mich hinter die Theke. Was, wenn er mich nun verraten will? Die SS in das Café lockt? Nein, das kann ich nicht glauben. Hm, will ich zumindest nicht hoffen. Der Teufel soll den Stern holen.
Der Mann kehrt zu mir an die Theke zurück.
»Angst, wat? Kann ick mir denken. Se ham sicher viel schlechte Erfahrung mit die Leute jemacht?«
»Mit einigen, ja. Nicht mit allen.« Ich bemühe mich, ihn hoffnungsvoll anzusehen.
»Warten Se man ab. Noch’n paar Wochen und det janze Pack hat de Juden schon immer jeliebt. Man hat se denn bloß missvastandn. Nu man im Ernst, Männeken. Weswejen machen Se det Dings nich ab? Denn kann Ihnen keener mehr wat, aba alle könn Se mal jern haben.«
»Tja, so einfach ist das alles nicht. Darauf steht KZ.«
»Ach wat. Um uns mang is allet in Klumpen und ohne dat Dings kontrolliert Se keen Aas. Jehn Se ma auf Tauchstation. Ick bin sofort wieder da.«
Er verschwindet auf der anderen Seite der Theke durch einen dunklen Vorhang in einen Raum, der mir vorher gar nicht aufgefallen war. Daher hat er so urplötzlich vor mir auftauchen können. Was mag nun geschehen?
Nach einigen Momenten erscheint er hinter der Theke. Ich erhebe mich. Er stellt einen Teller mit herrlich duftendem Kommissbrot vor mich auf die Theke. Dick bestrichen mit Marmelade.
»Möjen Se vielleicht een Stück ›Adolf-Hitler-Kuchen‹?«
Ich stiere hungrig auf den Teller und schaue dann den Menschen an. »Was?«
Er zeigt mit einer Hand auf den Teller.
»Na, trocken jeröstetet Kommissbrot mit Marmelade. Riecht wie Kuchen. In Berlin saren ma dazu ebent ›AH-Kuchen‹. Nu haun Se man rin in de Stulle.«
Ich nehme die Scheibe, beiße ab und kaue. »Köstlich.«
»Na, lassen Se sich man ruhich een bissken Weile, niemand nimmt Ihnen wat wech. Kaun Se lieber orntlich.«
Er lacht und ergreift meine freie Hand. Er legt mir ein flaches Briefchen aus Fettpapier hinein und schließt meine Finger darum. Ich öffne die Hand kurz und entdecke eine in Wachspapier verpackte simple Rasierklinge.
»Damit trennen Se die Naht janz vorsichtig auf und schmeißen den jelben Fetzen int Feuer. Jibt ja jenuch davon im Momang.«
Ich habe mittlerweile meinen Kuchen hinuntergeschlungen und öffne nun eine Lasche des Briefchens.
»Nee, nee, mein Juter. Nich bei mir. Bei aller Liebe, ick hab keene Lust, jehängt zu werden. Machen Se det ma lieber woanders. Legen Se sich bis dahin det Messerchen in een Schuh. Und nu raus hier, mir is schon janz übel vor Bammel.« Er zögert. »Nee, is ooch schlecht, wenn man Se hier rauskommen sieht. Besser ick verschwinde erst ma für ‘ne halbe Stunde. Und wenn Se erwischt wern, weeß ick von nüscht. Le’m Se wohl, Männeken.«
Wieso wollen mir plötzlich wildfremde Menschen helfen? Das ist doch geradezu widersinnig. Ich stütze den Kopf in die auf der Theke verschränkten Arme.
»Sind Se valetzt? Kann ick Ihnen helfen?«
Ich schüttele den Kopf. »Mir kann niemand mehr helfen.«
»Sind alle umgekommen?«
Ich schaue ihn an. »Wer?«
»Na ja, als ick vorhin sah, wie Se hier rinjeloofen sind, dachte ick erst, Se wärn een Plünderer, denn ha’ck de SS jesehn und mir hinten nich jerührt vor Schiss. Aber wejen Ihrm Stern denk ick nu, det alle Ihre Leute hin sind, deswejen frage ick. Tschulljung.«
»Nein, nein. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, weil ich bei Ihnen so eingedrungen bin. Wir dürfen ja nachts nicht draußen sein. Sonst hätte ich Sie gar nicht belästigt. Meine Frau habe ich zu Beginn des Angriffs vorhin verloren, dann schien es, als ob ich selbst mein eigenes Leben ... und Sie helfen mir einfach so. Das muss ich erst verkraften, verzeihen Sie.« Ich stütze den Kopf in die Hand. Es ist zum Heulen.
»Hat se sehr jelitten?«, fragt er teilnahmsvoll.
»Wer?«
»Nu, Ihre arme Frau.«
»Keine Ahnung. Ich hoffe nicht. Wie kommen Sie darauf?«
»Na, weil Se saren, Se hätten se vorhin varlorn. Da dachte ick...«
»Nein, nein. Um Himmels willen. Ich habe sie nur aus den Augen verloren. Ich hoffe, sie ist in Sicherheit in einem Arierkeller.«
Er tritt einen Schritt zurück. »Dusslije Bezeichnung. Arier. Wat for ’n Quatsch. Wir sin doch alle Deutsche, eener wie der andre.«
»Kann ich vielleicht was dafür, dass diese Kerle damit angefangen haben? Trotzdem sollten wir nicht so reden. Sowieso sollte ich besser den Mund halten.«
»Ham Se irjendwat ausjefressen?«
»Eine Menge: Ich darf nicht hier drinnen sein und dort draußen auch nicht. Und mit Ihrer Klinge werde ich gleich ziemlich viel ausfressen. Ich danke Ihnen nochmals recht herzlich. Bringen Sie sich in Sicherheit, in ein paar Minuten bin ich weg. Ich werde den Koffer auf die Theke legen. Wenn Sie ihn darauf nachher nicht mehr sehen, bin ich ebenfalls verschwunden. Danke.«
»Nüscht zu danken. Wiedasehn. Wat heeßt Wiedasehn auf Jüdisch?«
»Wir sagen Schalom.«
»Na denn, schalomm.«
Er beobachtet kurz die Lage draußen und ist mit einem Sprung verschwunden. Recht behände für solch ein Moppelchen, finde ich. Aber vor allen Dingen hat der Mann Chuzpe, obwohl ihm die Hilfeleistung nichts einbringt. Erinnert mich an den Bettler des ukrainischen Dorfes Anatevka im gleichnamigen Musical. Dort bittet der Bettler den Rabbi um eine milde Gabe. Der Rabbi gibt ihm eine Kopeke und der Bettler beschwert sich, weil er vorige Woche zwei Kopeken erhalten habe. Der Rabbi erwidert, dass er eine schlechte Woche gehabt hätte. Da braust der Bettler auf: ›Wie, wenn du eine schlechte Woche hast, soll ich leiden?‹ Wahre Chuzpe.
Wann waren Carola und ich das letzte Mal in einem Musical gewesen? Vergessen.
Ich ziehe den Mantel aus, wickele die Klinge aus dem Papier und beginne vorsichtig die Naht um den Stern zu zertrennen. Mit einer sehr strammen Doppelnaht ist das Mistding am Mantel befestigt. Schon nach wenigen Schnitten habe ich den Mantel um den Stern derart beschädigt, dass die Schnitte ebenso auffällig sind, wie der Stern selbst. Mein Zeitgefühl lässt mich wie so oft im Stich. Ich schätze von der halben Stunde sind bestimmt erst zehn Minuten verstrichen. Ich will den Besitzer des Cafés nicht enttäuschen. Also weg mit dem Mantel und an dem Jackett versucht, den Stern abzutrennen. Das funktioniert einwandfrei und recht schnell.
Und dann habe ich Angst. Hundserbärmliche Angst. Bisher war alles - na ja nicht gerade alles - irgendwie geregelt gewesen. Hunger, Sorge, Not, ja schon. Und nun, den abgetrennten Stern in der einen Hand, das nackte Jackett in der anderen spüre ich - Gott wie kitschig - den Hauch des Schicksals. Den Atem der vergangenen zweitausend Jahre. So muss es einem Fallschirmspringer beim ersten Absprung gehen. Bis dahin kann man beinahe alles rückgängig machen oder zumindest den letzten Schritt nicht tun. Nun kann ich nichts mehr rückgängig machen. In diesem Café habe ich mit ein paar Schnitten mein Leben aufs Spiel gesetzt. Und jetzt muss ich da durch, egal, was geschieht! Auf jeden Fall erst mal weg hier.
Ich verpacke die Klinge im Fettpapier, lege das Briefchen unter die Einlegesohle und schlüpfe in den Schuh. Den Mantel werde ich nicht liegen lassen. Das wäre ein schlechter Dank für die Freundlichkeit dieses Menschen. Tja, Chuzpe, wird dringend Zeit, dass ich selbst wieder etwas von meiner längst verschütteten Dreistigkeit zurückgewinne. Mir fällt unvermittelt meine Studentenzeit ein. Wieso gerade in diesem Augenblick? Beeilen sollte ich mich, statt in Gedanken herumzutrödeln. Aber es denkt sich ganz von allein. Dagegen kann ich nichts machen.
Wir mussten juristische Probleme lösen. Meine Aufgabe bestand darin, einen Fall aus dem Jahre 1925 zu beurteilen, in dem ein Sohn beide Eltern erschlagen hatte und nun um mildernde Umstände bat. Wie ich nach Recht und Gesetz hätte urteilen müssen, war mir bewusst. Andererseits wollte ich mal sehen, was geschieht, und zum Erstaunen meiner Kommilitonen und des Prüfungskomitees schlug ich vor, mildernde Umstände zu gewähren, da es sich bei dem Mörder nun ja schließlich um einen Vollwaisen handelte. Meine Kommilitonen lachten lauthals und die Prüfer schmunzelten über die Idee. Und wenn ich aus diesem ganzen Schlamassel herauskommen will, muss ich meine Unverfrorenheit, zumindest Stück für Stück davon, wirklich schnellstens wiederfinden.
Ich lege den Rucksack an. Dann wickele ich den Mantel auf links und hänge ihn mir dergestalt über die linke Schulter, dass er die Stelle verdeckt, an welcher vormals der Stern auf meinem Jackett befestigt war. Das erscheint mir doppelt sicher - na also, geht doch. Frechheit steh mir bei! Ein absurdes Gefühl, zwölf Jahre lang hatte ich den Kopf eingezogen und jederzeit den ... hm ... eingekniffen. Wenn es mir verboten worden wäre zu atmen, hätte ich vermutlich selbst dann zu gehorchen versucht; und nun, heute, durch unbegreifliche Verstrickungen getrieben, stolpere ich von einer Ungehorsamkeit in die nächste. Vor Furcht und Sorge sollte ich vergehen und was ist? Ich mache mir nur Sorgen um Carola. Wenn ihr nur nichts geschieht. Mir selbst bin ich beinahe völlig wurscht, mir macht diese ganze Geschichte sogar irgendwie Spaß. Mir graut vor mir selbst. Rund um mich herum geht die Welt zum Teufel, wegen dieser Teufel in Uniform, die mit der Teufelei begonnen haben und mir kommt es vor, als ob mich das nichts mehr angeht. Mir und mich - ulkigerweise hat der Berliner das gerade so wundervoll dialektisch definiert: Mir kann keiner, aber mich können sie alle!
»So. Und nun nix wie nach Hause. Vielleicht ist Carola ja schon da.« Ich rede zu mir selbst. Genau, vielleicht erwartet sie mich ja längst ungeduldig mit einer Tasse Tee. Gott, wäre das schön!
Da fällt mir ein, dass ich meine Kennkarte mit dem deutlich eingestempelten ›J‹ in der Manteltasche trage. Muss man ja stets mit sich tragen. Andererseits kann ich, falls ich kontrolliert werden sollte, nicht ohne Stern und mit J-Karte dastehen. Der Ausweis muss weg! Aber wenn etwas in der Forststraße schiefgeht, soll ich die Karte als Identitätsbeweis zeigen. Wieso eigentlich? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Nur weil jemand eine J-Karte hat, bedeutet das nicht, dass er nicht doch von der Gestapo geschickt ist. Was nun?
Am besten stecke ich das Ding in die Unterhose - wird ja wohl niemand drin suchen wollen.