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Dardanellen-Sieg - Von Otto Hersing

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Um den Besitz der Dardanellen tobte der Großkampf. Am 25. Mai 1915 gegen 12 Uhr entdeckte ich auf einmal dicht unter der Küste von Gallipoli ein feindliches Kriegsschiff, es war das englische Linienschiff „Triumph“. Ich fuhr sofort mein Sehrohr ein und steuerte dem Linienschiff entgegen, denn ich hatte festgestellt, dass unter Land die feindliche Bewachung bedeutend schwächer war. Nach ungefähr dreiviertel Stunden kam ich wieder auf zehn Meter, um meinen Angriff anzusetzen. Das englische Linienschiff hatte den Vormittag über die türkischen Schützengräben von der Flanke beschossen und machte nun Mittagspause. Das Schiff fuhr mit ausgebrachten Torpedoschutznetzen und ungefähr 5 bis 6 sm Fahrt unter der Küste hin und her. Die ganze Besatzung lag an Oberdeck und sonnte sich, nur die Ausguckposten, schwer bewaffnet mit Doppelgläsern, waren auf der Suche nach einem U-Boot. — Ich setzte sofort meinen Angriff an, war aber leider noch etwas zu weit weg, um gleich schießen zu können. Als ich mein Sehrohr wieder einfahren wollte, um meine Anwesenheit nicht zu verraten, entdeckte ich etwas, was mir gar nicht in meinen Angriff passte. Das englische Linienschiff hatte sich gesichert durch einen großen Zerstörer, der immer mit äußerster Kraft um das Linienschiff herumfuhr, in einem Abstand von ungefähr 1000—1200 Metern — der günstigsten Schussentfernung für ein U-Boot, was der Brite selbstverständlich genau wusste. Als ich nun gerade mein Sehrohr einfahren wollte, um auf Schussentfernung an den Gegner heranzukommen, sehe ich diesen Zerstörer gerade um den Bug des Linienschiffes herumkommen und mit äußerster Kraft auf mich losfahren. In dem Bruchteil einer Sekunde musste ich überlegen: Den Angriff wagen? Das bedeutete den vollen Einsatz des Bootes! Wenn ich vernichtet wurde, dauerte es 6 Wochen, ehe wieder ein deutsches U-Boot da war — Warum jetzt? Der Brite kommt mir schon noch morgen oder übermorgen vor den Steven —— Näher! Pfeilschnell schäumt der Zerstörer heran —— Schließlich genügte die bloße Anwesenheit eines U-Bootes vor den Dardanellen, den Gegner in größte Unruhe zu versetzen —— Noch einen Augenblick, die Chance des Angriffs war vorbei —— Da wagte ich es doch!

„Auf 16 Meter!“ In dieser Tiefe konnte mich der Zerstörer nicht mehr rammen —— Tiefer konnte ich nicht —— das beanspruchte Zeit. Und ich musste sofort schießen, wollte ich nicht mit dem „Triumph“, auf den ich gerade lossteuerte, zusammenprallen —— Jetzt war ich auf 16 Meter, da klirrten schon die Schrauben des Zerstörers über mir —— Immer lauter klangen die Schrauben —— Was war das? Das Boot schaukelte —— jetzt mussten die Wasserbomben detonieren —— mussten uns vernichten, denn er war ja genau über uns. Wir hielten uns fest, holten tief Atem, denn jetzt musste Entsetzliches geschehen —— Die Sekunden tropften träge —— nichts. Das Schraubenklirren verebbte — keine Bombe zerriss das Boot. Er hatte uns nicht bemerkt!

„Auf 10 Meter!“ Ich blicke aus dem Sehrohr: 400 Meter vor mir das Schlachtschiff. Ich war an der Ziellinie vorbeigefahren, musste hart beidrehen. Mit erhöhter Fahrt vorwärts. 300 Meter —— 200 Meter —— Da löse ich den Torpedo! Durch das Torpedonetz hindurch! Sehe, bevor ich, um den einzig möglichen Weg zu machen, unter dem Schlachtschiff hindurchtauche, dass sich sämtliche Geschütze auf mich richten —— Krachende Salven. — Furchtbare Schläge erfolgen —— Das U-Boot wird wie ein Ball umhergeworfen —— Wir taumeln an die Wände —— Wie wir uns von unserem Schrecken erholt haben, verlange ich Meldung von den Stationen: Gottlob alles dicht —— die Batterie unversehrt —— Es war ein Schrecken, der sich gelohnt hat. Das Linienschiff kenterte und war in 9 Minuten in der blauen Flut verschwunden.

Am 27. Mai 1915 wuchsen über viele Bewachungsfahrzeuge und Dampfer an der englischen Anlegestelle bei Kap Helles plötzlich die Masten eines Kriegsschiffes. Grau und mächtig ragten sie empor, in dem bunten Wirrwarr immerhin geschützt durch ihre Schutzfarbe. — Der Silhouette nach war das die „Majestic“, die sich in diesen Gewässern befand und sich nun dicht unter Land vor Anker gelegt hatte, damit es ihr im Falle eines Torpedotreffers nicht so ergehen sollte wie ihrem Bruder, dem Linienschiff „Triumph“, vor zwei Tagen. Der Kommandant hoffte wohl, dass im Falle des Getroffenwerdens sein Schiff bald auf Grund kam und die Aufbauten dann noch aus dem Wasser herausragen würden, so dass sich die Besatzung noch retten konnte. — Ob diese Rechnung stimmte, ließ sich allerdings schwer ausprobieren. Sooft ich auch die Fahrzeuge entlang hinauf und hinunter fuhr, entdeckte ich keine Lücke, dem Engländer meinen Torpedo in den Leib zu jagen. — Noch einmal fuhr ich das ganze Nest entlang, da entdeckte ich wirklich eine Stelle. Sie war nicht groß, wenn es hoch ging, 20 Meter. Aber ich versuchte es. Zielte genau mit meinem ganzen Boot, vielleicht ——

Jetzt war ich in der Richtung genau achterlich der „Majestic“. Ich drückte auf den elektrischen Taster — das Boot schüttelte sich. Der Schuss war draußen. Der Torpedo zog seine Blasenbahn, hindurch durch die vielen Fahrzeuge — wenn nichts dazwischen kam, wenn keine dieser Motorbarkassen dazwischen kam ——

Nichts kam dazwischen: eine die Welt schüttelnde Detonation —— Ich hatte offenbar in den Heizraum getroffen —— mit einem Mal sah ich das Schiff sich bewegen —— merkwürdig —— kopfseits, wie der Seemann sagt —— es schien kentern zu wollen —— senkte sich —— eine Minute verrann, eine zweite, dritte, vierte. Da wand sich das Schiff wie ein Wal, überschlug sich ganz, Wellen brausen über die anderen kleinen Fahrzeuge, und aus dem Chaos, aus der namenlosen Panik ragte plötzlich das Vorderschiff der „Majestic“, kieloben — der übrige Teil des Schlachtschiffes war verschwunden. Viereinhalb Minuten hatte die Vernichtung des 15 000 Tonnen-Linienschiffes gedauert.

U-Boote am Feind

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