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Auf U 35 - Von August Haiungs
ОглавлениеMit unserem verehrten Kommandanten v. Arnauld de la Periére war ich bereits vor dem Krieg zusammen, schon auf der Kaiserlichen Jachtstation in Potsdam 1913 war er unser Kompanie-Führer.
Bei Kriegsausbruch kam ich als Ordonnanz zum Admiralstab in Berlin und dann in Frankreich. Aber zwischen Bergen fühlt sich der Seemann nicht wohl und die See rief.
Im Frühjahr 1915 meldete sich Kapitänleutnant v. Arnauld zur U-Boot-Waffe. Da sein Bursche, ein Binnenländer, Angst vor dem Wasser hatte, meldete ich mich freiwillig und wurde gern mitgenommen. Im Herbst 1915 kamen wir dann auf U 35 ins Mittelmeer und hier ist dann unser Boot wohl das erfolgreichste geworden.
Eines Nachts lagen wir bei Kap Gata außerhalb der spanischen Drei-Meilen-Zone mit gestoppten Maschinen auf Lauer. Mit dem Bug nach See schaukelte U 35 langsam in der schwachen Dünung. Wache hatten Obersteuermann Neumann, Bootsmaat Timm und ich. Es war Windstille bei sternklarer Luft. Angestrengt suchte jeder mit dem Glase seinen Sektor fortwährend ab.
Da — etwas achterlicher als querab eine grüne Seitenlaterne. Ein Neutraler? Kein Feind würde doch ein Licht zeigen. Dann war das Licht verschwunden, aber auf einmal erkannten wir trotz der Dunkelheit deutlich vor dem Bug und hinter dem Heck je einen amerikanischen U-Boot-Jäger. Jetzt aber runter und schnell tauchen! Ran ans Tiefenruder und gleich vorlastig auf 50 Meter!
Der Kommandant erschien und fragte: „Was ist los?“ Ja, — so und so —— „Ach was, ihr habt wohl Gespenster gesehen! Wer hat übrigens getaucht?“ Ich meldete mich. Da gab’s aber einen Segen, wegen des vorlastigen Tauchens. Ich war aber von dem Gedanken getrieben: Runter so schnell wie möglich, um jeden Preis! — Als ich meinen Segen weghatte, befahl der Kommandant:
„Höher gehen!“
Da, auf einmal platzten in der Nähe Wasserbomben. Also doch! Aber der Gegner hatte sich diesmal zu spät von seiner Überraschung erholt. —
Wir hatten uns eine ganze Zeit im Atlantik aufgehalten und den Feind empfindlich geschädigt. Jetzt strebten wir wieder dem Mittelmeer zu.
Vor uns lag die Straße von Gibraltar. Bei hellem Mondschein und ruhiger See fahren wir aufgetaucht an Kap Tarifa vorbei und der Kommandant besaß die Frechheit, über Wasser dicht unter den Felsen von Gibraltar entlang zu fahren.
Da, an Steuerbord ein feindlicher Zerstörer! Der Steuermann bemerkte: „Herr Kapitänleutnant, er muss uns doch sehen!“ — „Ach, wo! Steuermann!“ Nach einer Weile wieder: „Er sieht uns!“ — „Ach, wo!“ Es wiederholte sich noch mal, dann stampfte der Kommandant mit dem Fuße auf: „Steuermann, wenn ich sage: er sieht uns nicht, dann sieht er uns nicht!“ Und so war es auch. — Nach einer Weile kam aber ein U-Boot-Jäger auf uns zu und so mussten wir tauchen. Am nächsten Morgen tauchten wir auf der anderen Seite wieder auf, mussten aber bald wieder unter Wasser, weil ein Geleitzug kam.
Drei Torpedos wurden ausgeschickt und trafen ihr Ziel. Die dann folgenden Wasserbomben taten uns nichts. Uns allen kam unwillkürlich das Versprechen des Kommandanten in den Sinn, der auf der Hinfahrt angesichts der Festung Gibraltar vor angetretener Besatzung erklärt hatte: „Ihr lacht darüber, aber ich gebe euch die Versicherung, wir kehren heil zurück in den Hafen! Und nun los! Heute Nacht fahren wir durch die Straße von Gibraltar!“ —
Eines Tages hatten wir einen Dampfer versenkt. Auf einmal sahen wir etwas zwischen den Kisten herumschwimmen, ein großes dunkles Etwas mit Hörnern. Tatsächlich eine Kuh.
Da ging uns ein kleines Licht auf und Dingi zu Wasser, rangerudert, einen Tamp um die Hörner und im Schlepptau zum U-Boot war eins! Aber nun, o je, wie das Ding an Deck kriegen? Hinaufziehen missglückte immer wieder. Da kam der Oberingenieur auf einen guten Gedanken. Es wurde so weit getaucht, dass wir das Biest auf den Tauchtank ziehen konnten.
Dann wurden die Tauchtanks wieder ausgeblasen und unser Rinderbraten lag auf dem Trockenen. Noch ehe er auf den Beinen stand, machte ein Pistolenschuss seinem Leben ein Ende. Einen gelernten Schlachter hatten wir nicht an Bord und so ging das Gefitzel los. Einer war klüger als der andere, aber „twei mut se!“ Es gab Rinderbraten nach wochenlangem Dörrfleisch. Bölts, unser Smutje, konnte mal wieder zeigen, was er loshatte, und so wurde Tag und Nacht geschmirgelt, und so kam es, dass die Kuh in wenigen Tagen bis auf Haut, Knochen und Eingeweide verzehrt war. Nur kahle Knochen hingen noch da.