Читать книгу U-Boote am Feind - Werner von Langsdorff - Страница 5

Deutscher U-Boot-Krieg - Von Werner v. Langsdorff

Оглавление

Das Unterseeboot wurde zwar bereits 1849 durch den deutschen Unteroffizier Wilhelm Bauer erfunden, und was nicht weniger ist, von ihm in den folgenden Jahren im Großen versucht, trotzdem musste aber der Weg vom Bauerschen „Brandtaucher“ zum frontreifen U-Boot weit und schwierig sein, denn verschiedene, unentbehrliche Teilgebiete der Technik waren jahrzehntelang noch nicht weit genug entwickelt. Bis zur Jahrhundertwende nahm daher die deutsche Marine beobachtende Stellung zur U-Bootfrage ein, um dann von 1907 ab an einigen Versuchsbooten eigene Erfahrungen zu sammeln. In schwieriger und gefahrvoller Pionierarbeit haben junge Marinebesatzungen zusammen mit deutschen Werften grundlegende Arbeit geleistet und bewiesen, dass die U-Boote zwar noch nicht vollkommen waren, aber als wichtige Ergänzung der bisherigen Kriegsschiffe angesehen werden könnten. Als erstes Opfer blieben auf diesem Wege 1911 Kapitänleutnant Ludwig Fischer, Leutnant z. S. Kalbe und U-Obermatrose Rieper, die beim Untergang von U 3 nicht gerettet werden konnten. Bei Kriegsbeginn besaß Deutschland 19 U-Boote. Die U-Waffe war durchaus noch in der Entwicklung begriffen, aber ihre Besatzungen wollten trotzdem nicht hinter den anderen Waffen zurückstehen. Sie haben alles getan, um an den Feind zu kommen und der höheren Führung zu beweisen, welche militärischen Möglichkeiten im U-Boot stecken. Der erste Einsatz der U-Boote erfolgte vom 6. bis 11. August 1914. 10 U-Boote stießen in breiter Aufklärungsfront nach Norden gegen das dort vermutete englische Gros vor. U 13, Kapitänleutnant Graf Schweiniz, und U 15, Kapitänleutnant Pohle, blieben als erste Kriegsverluste der jungen Waffe. In der Zeit vom 15. bis 21. August 1914 erschienen U 20, U 21 und U 23 als erste deutsche U-Boote an der englischen Küste. Den ersten scharfen U-Boot-Torpedoschuss der Welt löste Kapitänleutnant Hersing, U 21, am 5. September 1914. Er erzielte zugleich einen vollen Erfolg durch Versenkung des englischen Kreuzers „Pathfinder“ vor dem Firth of Forth. Am 22. September 1914 konnte Kapitänleutnant Otto Weddigen mit U 9 die englischen Panzerkreuzer „Hogue“, „Aboukir“ und „Cressy“ vernichten. Damit brach er dem Ansehen der deutschen U-Waffe beim Feind und nicht zuletzt auch bei der eigenen Marine entscheidend Bahn. Weddigen erhielt das erste Eiserne Kreuz 1. Klasse der Marine. Am 28. September 1914 passiere U 18, Kapitänleutnant v. Hennig, als erstes deutsches U-Boot die Straße Dover—Calais. Für die Versenkung des englischen Panzerkreuzers „Hawke“ am 15. Oktober 1914 erhielt Weddigen, U 9, als erster Marineangehöriger im Weltkrieg den höchsten Orden, „Pour le mèrite“. In der zweiten Oktoberhälfte umrundeten U 20, Kommandant Kapitänleutnant Droescher, und U 29, Kapitänleutnant Plange, erstmalig die englischen Inseln. Sie fuhren nach einem Schulatlas und einer Zeitungsreklamekarte, weil die U-Boote nur Karten bis zum Kanal in ihrer Ausrüstung hatten, im Gegensatz zu den Linienschiffen, die über Kartenmaterial der ganzen Welt verfügten. Man sieht, wie die hohe Führung damals noch urteilte, und wie sie im Laufe des Krieges ihre Ansichten auf Grund der überraschenden Kriegsleistungen der U-Boot-Fahrer umstellen musste.

Bis dahin war das U-Boot nur zur Aufklärung und Bekämpfung feindlicher Kriegsschiffe eingesetzt worden. Am 20. Oktober 1914 versenkte Oberleutnant z. S. Feldkirchner, U 17, als erstes Handelsschiff den englischen Dampfer „Glitra“ an der norwegischen Küste. seitens der Besatzungen ist 1914 bereits der Wunsch ausgesprochen worden, Handelskrieg zu führen. Dieser Wunsch war besonders berechtigt, nachdem England gegen jedes Völkerrecht die gesamte Nordsee als Kriegsgebiet erklärt und die Hungerblockade über Deutschland verhängt hatte. Die Erlaubnis wurde zunächst nicht erteilt. Erst am 4. Februar 1915 erfolgte die Erklärung der Gewässer um England als Kriegsgebiet. Der U-Boot-Handelskrieg sollte am 18. Februar 1915 beginnen. seine Aussichten schienen nicht allzu gut, da damals in der Nordsee nur 21 U-Boote zur Verfügung standen, so dass bei einem Wechsel von drei Ablösungen höchstens vier Boote am Feind waren. Sofort entstanden außenpolitische Schwierigkeiten, da die Vereinigten Staaten Sicherheit für ihre Handelsschiffe und ihre Bürger auf allen anderen Schiffen verlangten. Deutschland sagte darauf Schonung aller unter amerikanischer Flagge fahrenden Schiffe zu und erklärte sich bereit, den U-Handelskrieg aufzugeben, wenn England die Londoner Seerechtserklärung achte. Amerika schlug daraufhin Aufgabe des U-Boot-Krieges durch Deutschland vor, England solle Lebensmittel nach Deutschland hineinlassen. Deutschland nahm diesen Vorlag am 28. Februar 1915 an, England lehnte aber am 15. März 1915 ab, nachdem schon am 3. März 1915 eine Verschärfung der Hungerblockade eingetreten war.

Am 29. März 1915 wurde die in der Folge außerordentlich erfolgreiche U-Boot-Flottille Flandern geschaffen. Am 7. Mai 1915 versenke U 20, Kapitänleutnant Schwieger, den englischen Hilfskreuzer „Lusitania“. Außer Passagieren befand sich an Bord Munition. Am 15. Mai 1915 verlangte Amerika in der ersten Lusitania-Note Einstellung des Handelskrieges, Genugtuung und Schadensersatz. Letzteren sicherte Deutschland zu. Kapitänleutnant Schwieger, der seine Pflicht erfüllt hatte, wurde fallen gelassen und zog sich die kaiserliche Ungnade zu. Derartige Fälle, „Arabic-Fall“, „Suffex-Fall“ usw., lösten sich in der Folgezeit ab. Alle hatten folgendes gemeinsam: Die Kommandanten und Besatzungen der deutschen U-Boote hatten ihre Pflicht unter persönlicher Lebensgefahr getan; Amerika protestierte im offensichtlichen Interesse des Feindbundes; die Bethmannsche Regierung fiel jedes Mal prompt um, es wurden neue beschränkende Bestimmungen erlassen, die Erfolge fast unmöglich machten bei erheblicher Gefahrensteigerung für die U-Boote. Unter diesen Umständen sind die an sich schon hervorragenden Leistungen der deutschen U-Boot-Besatzungen noch höher zu bewerten, wusste doch jeder Kommandant, dass er u. U. von seiner Regierung nicht gedeckt würde. Jeder Frontsoldat weiß, wie bitter es ist, unter solchen Verhältnissen kämpfen und seiner Mannschaft und sein eigenes Leben einsetzen zu müssen. Zugleich wurde die Gefahr, unter der gekämpft wurde, durch Vervollkommnung der Abwehr immer größer, die Ritterlichkeit des Feindes geringer, wie die Ermordung von Kapitänleutnant Wegener und seiner Besatzung des U 27 durch die englische unter amerikanischer Flagge fahrende U-Boot-Falle „Baralong“ am 19. August 1915 unter dem Kommando des englischen Lieutenant-Commander Mc. Bride zeigte. Der gleiche hat am 23. September 1915 U 41, Kapitänleutnant Hansen, versenkt und hierbei ebenfalls einen Mordversuch an zwei Überlebenden ausführen lassen. Kommandant und Besatzung erhielten in beiden Fällen Ordensauszeichnungen und eine Prämie von 1000 Pfund, die im dienstlichen Schriftverkehr der englischen Flotte als „Blutgeld“ bezeichnet wurde.

Auf Druck Amerikas hin wurde am 20. September 1915 der Handelskrieg in den Gewässern um England eingestellt. Der U-Boot-Krieg sollte in der Nordsee nur noch nach Prisenordnung geführt werden. Nur vor Flandern durften U-Boote noch Minen legen, im Mittelmeer unter gewissen Einschränkungen arbeiten. Hier war Kapitänleutnant Hersing mit U 21 Anfang Mai 1915 erstmalig aufgetaucht. Ende Mai 1915 rettete er die Dardanellen durch Versenkung zweier englischer „Linienschiffe. Generalfeldmarschall v. Hindenburg nannte ihn den „einzigen Seeoffizier, der im Weltkriege eine entscheidende Wendung herbeigeführt hat“. Die später gegründete Mittelmeerflottille errang hervorragende Erfolge.

Vom 29. Februar 1916 an durfte der Handels-U-Boot-Krieg etwas wieder aufleben, aber feindliche Passagierdampfer, auch bewaffnete, mussten geschont werden. Doch am 27. April 1916 wurde er wieder mit Ausnahme des Mittelmeers, eingestellt. Im Sommer 1916 wurden aber verschiedene feindliche Kriegsschiffe durch U-Boote versenkt, wobei die Vernichtung des englischen Kreuzers „Hampshire“ durch eine von U 75, Kapitänleutnant Beitzen, gelegte Mine besonders beachtet wurde, da hierbei der englische Oberstkommandierende Lord Kitchener sein Leben verlor.

Große Propagandawirkung hatte das erste Auftauchen des Handelsunterseebootes „Deutschland“ unter Kapitän König am 8. Juli 1916 in Amerika. Es gelang, wertvolle Rohstoffe nach Deutschland zu bringen. Am 7. Oktober 1916 traf U 53, Kapitänleutnant Rose, im amerikanischen Hafen Newport ein. Es verließ diesen nach zweieinhalbstündigem Aufenthalt ohne Betriebsstoffergänzung und kehrte nach Deutschland zurück. Am 1. Februar 1917 begann der uneingeschränkte U-Boot-Krieg. Er hat eine Unmenge hervorragender Soldatenleistungen der U-Boot-Besatzungen gezeitigt. Anfang April 1917 bereits erklärte der englische Admiral Jellicoe dem amerikanischen Admiral Sims, das England den Krieg verlöre, wenn es nicht gelänge, mit amerikanischer Hilfe der U-Boote Herr zu werden. Am 6. April 1917 erklärten die Vereinigten Staaten Deutschland den Krieg. Die im Laufe der Monate erzielten U-Boot-Leistungen übertrafen erheblich die Voraussagen der Marine. Bis Kriegsende wurden nach Lloyds Register 5861 Fahrzeuge zu 13 233 672 Tonnen versenkt, hiervon entfallen nachweislich mindestens 5554 Schiffe über 100 Br.-R.-T. mit insgesamt 12 191 996 Br.-R.-T. auf deutsche U-Boote, wobei die höchsten Ziffern im April und Juni 1917 erzielt wurden. Da die Gegenwirkung auf den verschiedenen Seekriegsschauplätzen nicht gleich war, ist ein Vergleich der Leistungen der einzelnen Besatzungen und ihrer Kommandanten kaum möglich. Der Tonnage nach Steht an erster Stelle Kapitänleutnant Lothar v. Arnauld de la Periére mit über 400 000 Tonnen vor Kapitänleutnant Forstmann mit 380 000 Tonnen und Kapitänleutnant Max Valentiner mit 300 000 Tonnen. Alle drei haben den größten Teil ihrer Erfolge im Mittelmeer errungen. Hinsichtlich der Anzahl versenkter Schiffe steht der Flandernkommandant Kapitänleutnant Steinbrinck an führender Stelle mit 216 Schiffen. Über oder fast 100 000 Tonnen wurden von weiteren 43 Kommandanten erreicht. Außer dem Befehlshaber der U-Boote und dem Führer der U-Boote in Flandern erhielten 29 Kommandanten für ihre und ihrer Besatzungen hervorragende Leistungen den höchsten Kriegsorden „Pour le mérite“. Die erzielten Erfolge sind besonders groß, wenn man bedenkt, über welche verhältnismäßig geringe Anzahl von U-Booten Deutschland meist verfügte. Die Höchstzahl der gleichzeitig vorhandenen U-Boote betrug 140. Von diesen standen am Feind gleichzeitig etwa ein Drittel zur Verfügung. Insgesamt hatte Deutschland während des Krieges 343 U-Boote, von denen 199 vor dem Feinde sanken. Mehr als die Hälfte der kämpfenden U-Boot-Mannschaften starb den Heldentod: 5132 Mann. Wenn trotz dieses vorbildlichen Einsatzes das Ziel, England niederzuringen, nicht erreicht wurde, so ist das nicht den Besatzungen zur Last zu legen, sondern in erster Linie der Unentschiedenheit und Uneinigkeit der politischen Leitung. Zu später Beginn eines wirklich großzügigen Bauprogramms, Verzögerungen im Einsatz, bis die feindlichen Abwehrmaßnahmen außerordentlich verschärft waren, unterbanden ein weiteres Ansteigen der Versenkungsziffern vom Juli 1917 an. Seit Mai 1918 gingen diese Ziffern dann bedenklich zurück. Trotzdem machten die U-Boote bis zuletzt dem Engländer größte Sorgen. Nicht zu Unrecht ist von ihm das Wort geprägt worden von den „five minutes“, die Deutschland zu früh seine Waffen aus der Hand gegeben hatte. Es besteht Grund zur Annahme, dass ein weiteres Kriegsjahr Deutschland erhöhte U-Boot-Erfolge gebracht hätte, konnte man doch von den bei Winterbeginn 1918 fertiggestellten 38 U-Kreuzern und den anderen neuen U-Booten viel erwarten.

Wir denken heute an den U-Boot-Krieg nicht ohne Bitternis, weil er besonders anschaulich das Fehlen eines unbedingten Siegeswillens der Leitung des damaligen Deutschen Reiches zeigt. Mit umso größerem Stolz blicken wir aber auf die unvergänglichen Taten, die unsere U-Boot-Besatzungen vollbracht haben. Ihr Wert liegt nicht allein in ihrem militärischen Erfolg, sondern vor allem auch in dem Beispiel der Kameradschaft. Es gab nicht viele Truppenteile, bei denen Tod und Leben so von jedem einzelnen abhing, wie im U-Boot. Der Seemann war verloren ohne die Leistung des Maschinenpersonals, und umgekehrt. Offiziere und Mannschaft teilten gleiche Entbehrungen und dieselbe Not. Je größer die Gegenwehr, desto besser mussten die Besatzungen sein. Die deutschen U-Boot-Fahrer kämpften wie die anderen deutschen Soldaten gegen zahlenmäßig weit überlegenen Feind. Sie kämpften mit noch nicht vollkommener Waffe und mussten sich zunehmend mit Ersatzstoffen begnügen, deren Verwendung noch wenige Jahre zuvor jeder verantwortungsbewusste Ingenieur mit Entrüstung abgelehnt hätte. Kein Soldat der Welt hat unter annähernd so schlechten Verhältnissen seine Pflicht erfüllt wie der Deutsche. Die U-Boot-Fahrer haben die Hauptlast des Seekrieges getragen. Ihr bis zuletzt unbeugsamer Geist wird durch zwei letzte U-Boot-Taten gekennzeichnet: Das Eindringen von UB 116, Oberleutnant z. See Emsmann, in die Bucht von Scapa Flow, wo es am 20. Oktober 1918 vernichtet wurde, und die Versenkung des englischen Linienschiffes „Britannia“ durch U B 52, Kapitänleutnant Kukat, am 9. Nov. 1918 bei Trafalgar.

Auf Verlangen des Feindbundes wurden die U-Boote ausgeliefert und manche U-Boot-Fahrer verfolgt und verurteilt. Die Empörung und der Widerstand weiter Kreise des deutschen Volkes gegen diese Behandlung bester Frontkämpfer war eines der ersten Zeichen wiedererwachenden deutschen Stolzes. Nun hat unser Führer mit der Zurückgewinnung der Wehrfreiheit uns wieder eine U-Boot-Waffe geschaffen, die erneut wahrmachen wird, dass Deutschland die besten U-Boot-Besatzungen der Welt besitzt.

Dieses Buch enthält nun schlichte Tatsachenberichte deutscher U-Boot-Fahrer; Kommandanten, Matrosen, Wachoffiziere und Maschinisten erzählen nebeneinander, so wie sie nebeneinander ihre Pflicht getan haben. Sie sprechen ohne Aufmachung und ohne Beschönigung, denn sie wollen ein wahres Bild des U-Boot-Dienstes geben, bei dem einer für den anderen Stand und bei dem es tausendmal kein „Unmöglich“ gab. Aus jedem Bericht spricht wirkliches Leben und jeder Abschnitt soll uns an die erinnern, die im U-Boot für Deutschland geblieben sind.

U-Boote am Feind

Подняться наверх