Читать книгу Sprichst du noch, oder kommunizierst du schon? - Wiglaf Droste - Страница 16

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Gestatten, Cello, Terrorist

Auf einem Berliner Flughafen spielt sich folgende Szene ab: Eine kleine zierliche Frau mit einem Cello in der Hand diskutiert mit dem Mann am Schalter der Fluggesellschaft, der Ausweispapiere von ihr verlangt. Im Frachtraum eines Flugzeugs kann einem empfindlichen Instrument viel Böses widerfahren, fürs Handgepäck ist ein Cello zu groß, also hat die Passagierin dem Cello einen regulären Sitzplatz kaufen müssen, und weil sie Musikerin ist und Etta Scollo heißt, hat sie den Platz neben ihrem eigenen auf den Namen Cello Scollo gebucht.

Cello Scollo, das klingt gut und ist lustig, aber Humor wird oft gar nicht oder nur ganz falsch verstanden. Der Mann hinter dem Schalter möchte nun zwei Ausweise sehen. Etta Scollo setzt ihm auseinander, dass es sich bei Cello Scollo um ein veritables Musikinstrument handelt, um ein Cello eben, und dass es für ein Cello keinen Ausweis gibt. Der Angestellte bleibt stur; nein, er muss und will auch den Ausweis von Cello Scollo sehen, Punkt.

Frau Scollo erklärt ihm die Sache noch einmal: dass sie, um das Instrument wohlbehalten von A nach B zu bringen, ein zweites Ticket gelöst habe. Und obwohl der Schaltermann ja sehen kann, dass es sich um eine Passagierin und um ein von ihr mitgeführtes Cello handelt, versteht er nicht oder will nicht verstehen und besteht statt dessen weiterhin darauf, die Ausweispapiere von Cello Scollo zu sehen.

Was beinahe wie ein eingeübter Sketch wirkt, ist vollkommen ernst gemeint; der absurde Dialog geht in die Endloswiederholungsschleife, nur die Lautstärke steigert sich kontinuierlich, und die energische Frau Scollo ist bei Stimme. Schließlich wird eine dem Schaltermann Vorgesetzte hinzugezogen, die sich die Angelegenheit kurz schildern lässt und zeigt, dass sie noch alle Gurken im Glas hat: sie lacht. Etta und Cello Scollo können unverzüglich ihre Reise antreten. Doch der biometrietaugliche Ausweis für Musikinstrumente wird kommen, die Sicherheitsparanoiker dieser Welt arbeiten daran.

Man muss nicht Etta Scollo heißen, um den Humor von Uniformträgern zu testen. Wenn einem danach ist, klemmt man sich ein Cello unter den Arm, geht zum Flughafen und kauft ein Ticket auf den Namen Cello, Vorname Violon. Der Rest geht dann ganz von selbst.

Sprichst du noch, oder kommunizierst du schon?

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