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Veteranenstadel

Das Märchen »Des Teufels rußiger Bruder« der Brüder Grimm erzählt von einem »abgedankten Soldaten«, der sich beim Teufel verdingt und in der Hölle die Kessel versorgt, in denen er seinen alten Unteroffizier, seinen Fähnrich und einen General entdeckt, woraufhin er das Feuer noch kräftiger schürt.

So könnte es auf dem »Veteranentag« zugehen, dessen Einführung der deutsche Soldatenminister Thomas de Maizière im Februar 2012 anregte. Der Reserveoffizier de Maizière säße dann mit im Schmortopf und könnte von diesem gut geheizten Platz aus seine Ideen zur Militärfolklore ventilieren: wie wichtig und »überfällig« es doch sei, einmal jährlich Lobreden auf ausgemusterte Krieger zu halten.

Stimmt das? Nö. Ein »Veteranentag« für deutsche Soldaten ist so plausibel wie die Stiftung eines »Landser«-Literaturpreises. Ähnlich einleuchtend war auch de Maizières erste Terminvorstellung: der 14. November sollte es sein, jener Volkstrauertag, der unter den Nationalsozialisten als »Heldengedenktag« begangen wurde. Dem Bundeswehrbeauftragten Hellmut Königshaus von der FDP wiederum gefiel der »Veteranentag«, nur das Datum passte ihm nicht; er präferiert den Todestag dreier deutscher Soldaten in Afghanistan am 2. April 2010 und schlug einen Veteranentagstermin »in der Karwoche« vor.

Das ist die Klatsche, mit der man zwei Fliegenschwärme auf einmal kriegt: die Passionsprozession und die Militärparade. Christliche Milizen vereinigen sich mit regulären Truppen, die von der Kanzel den Segen bekommen: Wenn einer Zivilisten bombardieren lässt, dann hat er das fürs Vaterland getan und aber auch für Gott. Erst die Kombination von Glauben und Gehorsam erzeugt jene Sorte Orientierung, die für reibungsloses Funktionieren unverzichtbar ist.

Zwar tut es der Soldat ja auch simpel für Geld, aber wenn man ihm einen Klimbim von Ehre und Treue einreden kann, fühlt er sich besser und hält womöglich auch länger durch. Mit einem höheren Auftrag und einem tieferen Sinn versehen geht das Soldatenhandwerk einfach leichter von der Hand. Religion und Nationalismus sind gern genommene Gratiswährungen, und so hülfe ein »Veteranentag«, die Reputation zu mehren und gleichzeitig die Kosten zu senken.

Wie praktisch, möchte man sagen. Auch die Außen- und Werbewirkung eines »Veteranentages« soll man nicht unterschätzen. Begeisterte Kinder erlernen unter Anleitung durch erfahrene Reservisten, wie man sich stundenlang langweilt; besonders beliebt sind Crashkurse in Stumpfsinn. Auch Uniformfetischisten jederlei Geschlechts kommen auf ihre Kosten.

Ein ranghoher Veteran beantwortet Fragen aus dem Publikum: »Wie fühlt sich freundliches Feuer an? Anders als feindliches?« – »Die Hauptsache ist doch, dass es wärmt, oder?« – »Bekomme ich als Zeitsoldat in Afghanistan einen Auslandszuschlag?« – »Selbstverständlich.« – »Meine Frau auch?« – »Ja, Ihre Witwe auch.«

Für diese Antworten wird er später degradiert und entlassen. Denn ein »Veteranentag« ist eine todernste Sache.

Sprichst du noch, oder kommunizierst du schon?

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