Читать книгу Das große Sutherland-Kompendium - William Garner Sutherland - Страница 16

1. WISSEN ERLANGEN, NICHT INFORMATIONEN SAMMELN

Оглавление

Hatten Sie jemals einen Gedankenblitz? Ich habe schon oft von jenem Gedankenblitz erzählt, der mir kam, bevor ich meinen Abschluss an der American School of Osteopathy im Jahre 1900 machte. Als ich den präparierten Schädel betrachtete, der sich in Dr. Stills Besitz befand, weckten die Details an den Gelenkflächen der Sutura sphenosquamosa mein Interesse. Die Vorstellung, dass diese Sutur ein Hinweis auf einen für Bewegung konzipierten Entwurf war, prägte sich mir ein.

Die Squama occipitalis sah den Kiemen eines Fisches so ähnlich, dass der nächste Gedanke nur allzu logisch war. Es traf mich wie ein Blitz, dass dieser Bewegungsentwurf auch eine Funktion repräsentieren musste. So kam ich zu dem Schluss, dass eben diese Funktion zwingend einen Atemmechanismus darstellte. Wenn Sie die Schriften von Dr. Andrew Taylor Still genau lesen, auch zwischen den Zeilen, werden Sie feststellen, dass seine Denkweise derselben Spur folgte. Sie werden bemerken, dass das Kraniale Konzept in der Wissenschaft der Osteopathie seine Entdeckung war, und nicht meine.

Die Wissenschaft der Osteopathie begegnete Dr. Still in einem der traurigsten Abschnitte seines Lebens. Er schickte ein Gebet an seinen SCHÖPFER und bat IHN um Führung. Von dort kam die Osteopathie, vom MEISTER DER BEWEGUNGSLEHRE.

Dies ist der Bezugspunkt in all seinen Schriften. Er fragte sich: „Wie alt ist die Osteopathie?“ und seine Antwort lautete: „So alt wie der Schädel selbst.“ Er erklärte, dass die Wissenschaft der Osteopathie, so wie andere Wahrheiten zuvor, zum Nutzen der Menschheit entstanden war. Dieser Gedanke, der mich jäh überfiel, „abgeschrägt wie die Kiemen eines Fisches und Hinweis auf einen Primären Atemmechanismus“, überraschte mich nicht nur, er blieb bei mir. Deshalb, um mir selbst zu beweisen, dass die Beweglichkeit zwischen den Schädelknochen beim Erwachsenen ein Ding der Unmöglichkeit ist, begann ich mit meinen Untersuchungen. Obwohl es damals als anerkannt galt, dass es zum Zeitpunkt der Geburt keine anderen Gelenkverbindungen außer den atlantookzipitalen Gelenken gibt, lehrten sämtliche anatomischen Bücher jener Zeit, dass die Suturen erst dann verschmelzen oder verknöchern, wenn der Körper zum adulten Menschen herangewachsen ist. Viele Osteopathen stehen der erwähnten Beweglichkeit skeptisch gegenüber. Sie sind aber nicht skeptischer, als ich es am Anfang war.

Ich begann meine Studien am Schädel eines menschlichen Skelettes, welches sich in meinem Besitz befand. Glücklicherweise handelte es sich um einen normaleren Kopf als die meisten, die uns heutzutage zur Verfügung stehen. Ich wurde wie ein Uhrmacher, der eine schwierige Technik entwickelte. Nachdem ich den Mechanismus verstanden hatte, lernte ich, den Schädel in seine Einzelteile zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen.

Es kam der Tag, an dem ich an einen Professor am College von Kirksville eine Arbeit mit der Bitte zur Überprüfung schickte. Seine Reaktion erfolgte prompt. Er behauptete, dass man die Knochen des Schädels nicht einmal mit einem Brecheisen auseinanderbekommen könne. Das zeigt uns deutlich, dass der menschliche Schädel zum Zwecke des Schutzes sehr stabil ist. Zu dem Zeitpunkt, als ich diese Antwort erhielt, hatte ich jedoch bereits zwei kleine Ossa temporalia inklusive Partes petrosae lediglich mit der kleinen Klinge eines Taschenmessers von einem Schädel entfernt.

Ich gebe zu, dass ich sie mit einem Brecheisen nicht herausbekommen hätte. Das wäre ein viel zu großes Werkzeug für diesen feinen Mechanismus gewesen. Wenn man den Mechanismus versteht, erwarten einen wunderbare Möglichkeiten. Denjenigen, die ihn noch entdecken müssen, entging bisher einiges. Hätte ich nicht meine eigene Nase hineingesteckt und nachgeforscht, wäre ich wahrscheinlich noch heute skeptisch.

Aufgrund meiner eigenen Zweifel an der Beweglichkeit der Schädelknochen, musste ich viele ernsthafte Experimente an meinem eigenen Schädel durchführen. Diese Experimente konnte ich nicht an den Köpfen anderer Menschen durchführen. Sie mussten jedoch an einem lebendigen Kopf stattfinden, da es notwendig war, das Wissen zu erlangen, das sich einem bei der Untersuchung eines toten Exemplars in einem anatomischen Labor nicht offenbart. Um zu beweisen, dass eine Beweglichkeit zwischen den Schädelknochen eines lebenden Erwachsenen unmöglich ist, musste ich mir Wissen über viele Dinge aneignen. Hätte ich zudem die Experimente an einer anderen Person durchgeführt, wäre ich lediglich an die Informationen gelangt: Sie hätte gewusst, was es bedeutet.6

Meine Berufung ist die funktionelle Anatomie. Informationen, die ich in Büchern fand, leiteten mich und gaben mir viele Hinweise. Die Feststellung, dass sämtliche physiologischen Zentren im Bodenbereich des vierten Ventrikels lokalisiert sind, auch das der Atmung7, war ausgesprochen wichtig für mich. Ich erkannte, dass dieser Boden die Medulla oblongata bildet und dass der Ventrikel nicht nur einen Boden, sondern auch ein Dach besitzt. Ich hatte also einen Hinweis und Informationen, um mit dem Ausdruck zu beginnen: ‚die Atmung eingeschlossen‘. Hier fing ich an, etwas herauszufinden in Bezug auf den Atemmechanismus des lebendigen menschlichen Körpers. Ich erlangte Wissen über die Tide und etwas der Tide Innewohnendes, das ich den ‚ATEM DES LEBENS‘ nenne – nicht das Einatmen von Luft.

Es gelang mir nicht, zu beweisen, dass es keine Mobilität zwischen den Knochen des lebendigen menschlichen Schädels gibt. Nun musste ich weiterforschen, um mehr über die Beweglichkeit der Schädelgelenke und über den Primären Atemmechanismus herauszufinden. Um etwas über die Bildung der Knochen zu lernen, ging ich in meinen Studien bis in die pränatale Phase zurück. Das Knochengewebe wird dort von der Dura mater und Knorpel zusammengehalten. Es ist so angeordnet, dass sich der kindliche Kopf dem mütterlichen Geburtskanal anpassen kann. Die Ossa parietalia können sich über das Os frontale und Os occipitale und zwischen die Ossa temporalia schieben, um dem Kind so einen einfacheren Weg in die Welt zu ermöglichen. Bezweifelt irgendjemand, dass zu jenem Zeitpunkt eine Beweglichkeit vorhanden ist? Die Knochen weisen zwar keine Beweglichkeit aufgrund von Gelenken auf, aber dennoch besteht eine Beweglichkeit. Der normale Schädel bei Säuglingen und Kindern hat Raum für Wachstum, aber bis zum Alter von 10 Jahren finden wir dort, außer in kleineren Ansätzen hier und da, keine bedeutenden Gelenkvorrichtungen. Ab dem 10. Lebensjahr und die Adoleszenz hindurch bilden sich, während die Kinder wachsen, allmählich die Gelenke als Schaltstellen, bis sie die ausgereifte Anatomie der Erwachsenen erreicht haben.

Wenn Sie beginnen, einen älteren Schädel zu erforschen, können Sie etwas über die verschiedenen Sorten von Verschaltungen, die nun entstanden sind, herauslesen. Es gibt sowohl innere als auch äußere Abschrägungen mit Kontakt zur gegenüberliegenden Seite. Dies lässt auf eine Gleitbewegung schließen. Es gibt auch gewellte Suturen, die quer, diagonal usw. verlaufen. Die Suturen sind so angelegt, dass sich wurmförmige, konische, kompensierende, kryptische, reibende und schraubenförmige Schaltungen finden. Man begegnet Gelenkvorrichtungen wie Kugel und Pfanne, kurbel-, wellen-, wiegen-, rollen- und grubenförmigen Gelenken.

Ausgleichende Führungs- und Hemmelemente, flexible Schäfte, Kraftpumpen, Siebe und das Fulkrum sind ebenfalls zu finden. Es ist verwunderlich, wenn man einige dieser anatomischen Exemplare betrachtet, egal ob sie ganz oder auseinandergenommen sind und jeden Alters, sobald die Verschaltungen der Gelenke sich gebildet haben. Die Vielfältigkeit im Detail, wenn ein Schädel mit einer Asymmetrie gewachsen ist, ist erstaunlich. Solche pathologischen Exemplare dienen als Verständnisgrundlage für das, was wir bei einigen unserer Patienten vorfinden. Einige ‚krumme Zweige‘, wie ich sie nenne, haben ihren Ursprung in einer falschen Ausrichtung kurz nach der Geburt oder vielleicht sogar schon vor der Geburt und wuchsen nach ihren Möglichkeiten. Dies entspricht zwar mechanisch betrachtet nicht gerade dem Idealbild eines normalen menschlichen Kopfes, aber der Schädel hat dennoch die Fähigkeit, zu funktionieren, und er tut es auch – so lange jedenfalls, bis das Wachstum auf Widerstand stößt und so an einer beliebigen Stelle zu Fehlfunktionen führt. Sie müssen Ihre Vorstellungskraft oft erweitern, um zu verstehen, was das Normale für Ihren Patienten ist. Ein perfektes Bild der Anatomie bildet die notwendige Grundlage, um zu verstehen, was wir an vielen lebendigen Köpfen zu sehen bekommen. Es ist ein Prozess und im Grunde einfach, wenn wir mit Verständnis dafür, welche Adaptionen möglich sind, hinsehen und fühlen. Das Ziel ist, mit Ihren Patienten den Weg zu einem gesunden Funktionieren des Mechanismus, so wie sie ihn mitbringen, zu finden. Um sich leiten zu lassen, benötigt man eine mental vollkommene Vorstellung; dennoch ist es keineswegs gut, dem Kopf, so wie man ihn vorfindet, dieses Ideal aufdrücken zu wollen. Wenn Sie das Sakrum untersuchen, welches zwischen den Ilia an Bändern aufgehängt ist, findet man Hinweise auf eine Beweglichkeit der Gelenke, die sich anders darstellt als die haltungsbedingte Beweglichkeit der Ilia gegenüber dem Sakrum. Dann denken Sie an das unter dem Os frontale befestigte Os sphenoidale und beginnen zu experimentieren. Ich fand heraus, dass das Anbringen eines kleinen Polsters unter dem Apex sacralis, selbiges in Rückenlage in seine Flexionsposition8 brachte. Dementsprechend konnte ich es in Extension bringen, sobald ich das Polster zur Basis hinaufbewegte. Als Nächstes stellte ich fest, dass etwas im Kopf vor sich ging, sobald ich das Polster dort beließ. Dies wies auf eine Verbindung zwischen dem Sakrum und der normalen Fluktuation der Tide hin. So fand ich Wissen – es waren nicht einfach nur Informationen.

Lernen Sie Informationen im kranialen Bereich der Osteopathie, und hier besonders über die Zerebrospinale Flüssigkeit, sorgfältig zu prüfen, sodass Sie in der Lage sind, Kritik im wissenschaftlichen Sinn zu üben. Gründen Sie Ihr Denken nicht auf Feststellungen, die Jahrhunderte lang ohne kritische Prüfung weitergegeben wurden. Studieren Sie den lebenden menschlichen Körper ebenso wie den Leichnam. Studieren Sie das Prinzip des Lebens und kommen Sie dem Verständnis dessen näher, was ich mit dem ‚ATEM DES LEBENS‘ meine. Dr. Still tat sein Bestes, um uns in dieses Phänomen einzuführen, aber wir waren noch nicht dazu bereit.

Erkennen Sie die physiologische Funktion in der Fossa cranii posterior? Können Sie sich den Primären Atemmechanismus bei jedem beliebigen Patienten im Bereich jener Zentren in der Medulla oblongata vorstellen? Hier eine Demonstration: Der Patient liegt auf der Behandlungsbank auf dem Rücken. Meine Hände liegen unter dem Os occipitale und den Ossa temporalia. Meine Finger verschränken sich unter der Pons. Wenn ich stehe, stellen meine Arme das Cerebellum dar.

Ich führe meine Arme zusammen nach oben, sodass der vierte Ventrikel verkleinert wird. So wird seine Ausdehnung modifiziert. Bemerken Sie eine kontrahierende Motilität im Cerebellum, im Brachium pontis, der Pons und dem vierten Ventrikel? Diese jedenfalls spürte ich während zahlreicher Experimente, die ich an mir selber durchführte. Ist es Ihnen möglich zu erkennen, dass die Motilität im Truncus cerebri auf diese Weise den Vorgang des Primären Atemmechanismus reflektiert?

Ich fand heraus, wie ich die Begrenzungen meines eigenen Supraocciput mithilfe eines Baseballhandschuhs leicht medial biegen konnte. Ich nahm zwei Handschuhe, einen linken und einen rechten, band sie an den Enden zusammen, platzierte auf dem einen eine Schnalle, auf dem anderen einen Riemen und legte sie in Form eines V hin, sodass das Supraocciput an den äußeren Begrenzungen nur auf dem V auflag. Dann zog ich den Riemen durch die Schnalle, wodurch ich allmählich die Spannung erhöhen konnte.

Unterhalb des Pivotpunktes in der Sutura lambdoidea sind die Kanten nach außen abgeschrägt. Das Cerebellum befindet sich vor dem Supraocciput. Was geschieht nun mit dem Cerebellum, wenn man die Begrenzungen der Squama occipitalis gegeneinander bewegt? Was geschieht mit der Pons, der Medulla und dem vierten Ventrikel, wenn das Cerebellum seine Gestalt ändert, weil die Begrenzungen des Supraocciput leicht gebogen worden sind? An jenem Tag, an dem ich dieses Experiment an meinem eigenen Kopf ausführte, erfuhr ich einiges darüber.

An diesem Tag ging ich so weit, dass ich nicht wusste, ob ich jemals wieder zurückkommen würde. Als Antwort auf Fragen dazu möchte ich einen kleinen Spruch vorlesen, der mir an meinem 77. Geburtstag geschickt wurde:

„Wie du sehen wirst, besteht das große Geheimnis darin, nicht an dich zu denken, an deinen Mut oder deine Verzweiflung, an deine Stärke oder Schwäche, sondern an IHN, für den du diese Reise unternimmst.“

Ich habe Ihnen bereits mitgeteilt, dass diese Arbeit meine Berufung ist. Ich musste diese Dinge also tun. Nun werden Sie verstehen, dass ER Ihnen keine Aufgabe stellen kann, ohne Sie auch dazu zu befähigen, diese zu erfüllen.

Da war ich nun, ziemlich weit weg, und versuchte etwas darüber herauszufinden, was dieser Mechanismus eigentlich ist. Ich fand es tatsächlich heraus, doch wie sollte ich da wieder herauskommen? Es gelang mir schließlich – ich weiß nicht wie – meine Vorrichtung zu lösen. Sobald ich sie gelöst hatte, spürte ich plötzlich Wärme durch mein gesamtes Supraocciput strömen. Mir wurde auch die Bewegung meines Schädels bewusst, die Bewegung des Sakrum und die Fluktuation der Zerebrospinalen Flüssigkeit – die Fluktuation der Tide.

Ich könnte Ihnen mehr und mehr erzählen von den Erfahrungen, die ich hatte, wie man sie benennen könnte und was man von ihnen lernen kann. Nachdem ich etwas über den Primären Atemmechanismus erfahren hatte, führte ich so präzise, wie es ging, Experimente durch, welche die Effekte von traumatischen Ereignissen nachstellten. Eines dieser Experimente brachte mich so durcheinander, dass ich fast bereit für einen Aufenthalt in der Psychiatrie gewesen wäre. Aber ich fand auch da einen Weg heraus. Bevor ich aber von einem der frühen Experimente erzähle, wollen wir den Schädel betrachten. Anatomische Lehrbücher sagen uns, dass die Knochen der Schädelbasis aus Knorpel und die Knochen des Schädeldeckels aus Deckknochen entstanden sind. Wenn man die Schädelbasis betrachtet, welche aus einer chondralen Matrix verknöchert ist, ist es logisch zu denken, dass es im Falle einer Beweglichkeit zwischen den Knochen der Basis auch eine Beweglichkeit zwischen den Knochen des Schädeldeckels geben muss. Wenn Sie im Schädeldach eine Art Deckel9 haben, der aus Membran verknöchert ist, muss es eine Kompensationsmöglichkeit für die Beweglichkeit in der Schädelbasis geben, oder die Beweglichkeit im Dach wäre gestört. Die besondere Verzahnung innerhalb der Sutura sagittalis des Schädeldeckels ist der Beweis für eine solche Kompensation. Betrachten Sie nun zum Beispiel die Ossa parietalia: Beim Erwachsenen haben sie zwei Wände, mit einer Diploe dazwischen.

Außerdem sind die beiden Knochen an der Sutura sagittalis eng miteinander verzahnt. Die Diploe innerhalb der Knochen des Schädeldaches ist ein Teil des Blutungssystems und die Ossa parietalia besitzen interne Flexibilität zusätzlich zu ihrer gegensinnigen Beweglichkeit an der Sutura. Ich erkannte, dass ich die Schädelbasis nicht im körperlichen Sinne berühren konnte, ebenso wenig, wie ich die Wirbelkörper berühren konnte.

Über die Kontakte an den uns zugänglichen Wirbeln kann man jedoch etwas über die Wirbelkörper erfahren. So erschien es mir nur vernünftig, anzunehmen, dass ich die Position der Knochen der Schädelbasis durch Untersuchungen am Schädeldach fühlen konnte.

Ich suchte eine Art Instrument, durch welches ich etwas nachstellen konnte, was ich die Inhalationsposition der sphenobasilaren Verbindung nenne. In einem Sportgeschäft fand ich einen Football-Helm. Ich entfernte die Anhängsel, indem ich sie einfach abschnitt. Dann suchte ich nach einem guten Stück Leder, nach etwas, das sich weder dehnen noch drücken ließ. Nachdem ich den Helm an meinen Kopf angepasst hatte, wickelte ich eine etwa fünf Zentimeter breite Bandage darum, wobei ich zwei Enden überstehen ließ, welche nach oben über den Helm gezogen werden konnten. Ich befestigte die Enden mit Klemmen, sodass ich die Bandage aufrollen und einspannen konnte. Stellen Sie sich die Bandage außen herum und darunter vor, mit den Enden, die nach oben und darüber gehen. Sobald ich die Klemmen drehte, würde der Helm die Ossa parietalia seitlich und nach oben anheben. Anschließend reduzierte ich die Spannung wieder. So brachte ich den Schädel in die Inhalationsposition. Ich brauchte nichts zu unternehmen, um die Extensionsstellung während der Exhalation nachzustellen, weil der Schädel einfach von selbst in diese Position zurückging.

Wie konnte ich nun die Sidebending/Rotationsstellung untersuchen? Mit dem Helm war mir das nicht möglich. So suchte ich nach anderen Hilfsmitteln. Ich schaute mich um und fand eine alte hölzerne Butterschüssel, die eine Farmerfrau benutzt hatte, um die Butter nach dem Schlagen zu mischen. Ich schnitt diese Schüssel auf die gleiche Größe wie den Helm zu, beließ ihre konvexe Seite auf der einen Seite und gestaltete die andere konkav.

Dann schuf ich entsprechend dem Clivus in der Schädelbasis mit einem biegsamen Lineal, wie es Bauzeichner benutzen, eine nach oben gerichtete Konvexität. Sobald ich es zu einer Seite bog, tat es dies nicht ohne Rotation. So hatte ich also ein Anschauungsobjekt für die Sidebending/Rotation der Schädelbasis. Aufgrund der Rotation liegt die konvexe Seite tiefer als die konkave Seite. Ich benannte diese Stellung nach der konvexen Seite. Nun war ich auch bereit, die Butterschüssel zu benutzen.

Ich befestigte die Schüssel mit einer Bandage an meinem Schädel und legte die Bandage herum bis zur konkaven Seite. Durch das Festziehen der Bandage schuf ich auf der einen Seite eine konkave und auf der anderen eine konvexe Form. So spürte ich die Sidebending/Rotation der sphenobasilaren Verbindung nach rechts und nach links. Ich spürte sie tatsächlich. Ich wusste es und ich musste einfach Gewissheit erhalten.

Dann wollte ich eine Drehung sehen. Ich nahm wieder den Helm und befestigte die Bandage diesmal so, dass auf einer Seite vorne und auf der anderen Seite hinten ein Zug nach oben entstehen würde. Ich zog an ihr und befestigte sie mit einer Klemme. Als ich diese Anordnung ausprobierte, bewegte sich auf der rechten Seite die Ala major des Os sphenoidale nach oben, während sich der Proc. basilaris des Os occipitale auf der linken Seite nach oben bewegte. So hatte ich ein Muster für die Torsion bei elevierter Ala major rechts. Auf diese Art und Weise lernte ich, die Basis vom Schädeldach aus zu bewegen.

Vor einiger Zeit durften Dr. Howard Lippincott und ich ein altes Skelett benutzen, das lange Zeit im College in einem Koffer gelegen hatte. Wir schnitten ein paar Fenster in das Schädeldach, sodass wir die Bewegung der Reziproken Spannungsmembran sehen konnten. Ich legte meine Finger auf die Alae majores des Os sphenoidale und brachte sie in Flexionsstellung. Dr. Lippincott legte seine Finger so auf die Ossa temporalia, dass er sie in Extension bringen konnte. Wir bemerkten, dass sich die Dura mater – die Reziproke Spannungsmembran des Schädels, dieses alten vertrockneten Exemplars – bewegte. Bei einem lebendigen Menschen muss man lediglich die Alae majores des Os sphenoidale berühren und sie nach vorne in Flexion bringen und die Reziproke Spannungsmembran wird sich bewegen. Bringen Sie das Os sphenoidale zurück in die Ausgangsstellung und sie wird sich wieder bewegen, es sein denn, etwas hält die Bewegung zurück. Sie wissen es genau, wenn sie sich richtig bewegt – oder etwa nicht?


ABB. I–1: EINE DER APPARATUREN, MIT DENEN SUTHERLAND SEINE BERÜHMTEN SELBSTVERSUCHE DURCHFÜHRTE

Die gezeigte Konstruktion bestand aus zwei zusammengeklappten Baseball-Handschuhen, die mit Riemen so am Schädel befestigt wurden, dass man eine geregelte Kompression des Supraocciput und damit auch des vierten Ventrikels applizieren konnte.


ABB. I–2: AUSSTELLUNGSSTÜCKE IM STILL NATIONAL OSTEOPATHIC MUSEUM

Links erkennt man eine Weiterentwicklung der zuvor beschriebenen Vorrichtung aus einem Football-Helm vor einer handsignierten Erstausgabe The Cranial Bowl. Rechts hinten befindet sich die aus Baseball-Handschuhen gebaute Apparatur zur Kompression des Supraocciput und des vierten Ventrikels. Davor sehen Sie eine Kurzbeschreibung beider Vorrichtungen.

Das große Sutherland-Kompendium

Подняться наверх