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DIE GELENKIGE BEWEGLICHKEIT DER SCHÄDELKNOCHEN UND DIE UNWILLKÜRLICHE MOBILITÄT DES SAKRUM
ОглавлениеDas vierte Prinzip bei der Analyse des Primären Atemmechanismus beschreibt die Beweglichkeit der Schädelknochen an den Suturen und die unwillkürliche Beweglichkeit des Sakrum zwischen den Ilia. Beachten Sie bitte, dass ich hier nicht von der haltungsbedingten Mobilität der Ilia in Bezug auf das Sakrum spreche. Es gibt eine Bewegung, die durch die Reziproke Spannungsmembran vermittelt wird. Sie sehen, dass die Dura mater wie eine Membrana interossea sämtliche Teile miteinander verbindet, das Sakrum eingeschlossen.
Nachdem die Führungen der Gelenkflächen an den Schädelknochen sich gebildet haben, ist die volle Mobilität des Ganzen da. Sie können behaupten, dass das Gehirn keine muskuläre Unterstützung braucht, um diesen Mechanismus zu bewegen. Sie können das jedem Skeptiker jederzeit und zur vollsten Zufriedenheit beweisen. Wenn jene also das Modell ihres Schädelmechanismus kritisieren, so wie sie es bei mir getan haben, und fragen: „Wo sind denn die Muskeln, die für diese Bewegung der Gelenke verantwortlich sind?“, brauchen Sie lediglich auf das Sakrum verweisen.
Dr. Still bewies die Gelenkbeweglichkeit der Iliosakralgelenke sogar zu einer Zeit, als sie in den Lehrbüchern noch als Synarthrosen bezeichnet wurden.
Fragen Sie Ihre Kritiker, ob sie irgendein Muskelgewebe finden können, das vom Sakrum zu den Ilia verläuft. Lassen Sie sie danach suchen. Es existiert keinerlei muskuläre Unterstützung für die Bewegungen der Gelenke zwischen Ilia und Sakrum.
Sie werden aber feststellen, dass das Sakrum durch Bänder zwischen den Ilia aufgehängt ist. Die Gelenkflächen sind L-förmig. In zwei Artikeln im J.A.O.A. machte Walford A. Schwab D.O., ein Professor am Chicago College of Osteopathy, auf die Form dieser Gelenkflächen aufmerksam. Er stellte nicht nur ihre L-Form fest, sondern bemerkte zudem eine dezente Vertiefung auf einer Oberfläche und eine kleine Erhebung auf der anderen. Beide haben einen funktionellen Sinn.17
Setzen Sie sich mit der Beschreibung der Schale des knöchernen Schädels in den Standardwerken auseinander. Sie stoßen auf die Feststellung, dass die Knochen der Schädelbasis aus Knorpel und die Knochen des Schädeldeckels aus Membranen hervorgehen. Wenn Sie die aus Knorpelgewebe entstandenen Knochen betrachten, sagt Ihnen die Vernunft: „Eine gelenkartige Beweglichkeit der Schale des Schädels“. Nun setzen Sie eine Kappe auf die Schale. Wäre keine Kompensation durch die Suturen gegeben, würde der membranöse Schädeldeckel die gelenkige Beweglichkeit der Knochen an der Schädelbasis stören. Zum Beispiel ist die auffallend übereinstimmende fingerförmige Verzahnung der Ossa parietalia an der Sutura sagittalis ein Merkmal, welches auf eine Anpassungsfähigkeit an die Knochen der Schädelbasis, die in der chondralen Matrix vorgeformt werden, hinweist. Beim Erwachsenen besitzen die Knochen des Schädeldaches zwei Wände mit der Diploe dazwischen. Sie sind an den Suturen sowohl in sich flexibel als auch anpassungsfähig.
Der lebende menschliche Körper ist ein Mechanismus. Dazu gehören die knöchernen Gelenke, der Blutfluss in Arterien und Venen, der feine und komplizierte Mechanismus des Lymphsystems und dieses große hydraulische System, die Zerebrospinale Flüssigkeit.
Diese intrakranialen Bilder müssen Sie sich für Diagnostik und Behandlung vor Augen halten. In der Wissenschaft der Osteopathie, wie sie von Dr. Still vorgestellt wurde, liefert uns das Kraniale Konzept ein Bild, dessen sich der Therapeut ständig bewusst sein muss, um das eigentliche Problem diagnostizieren und behandeln zu können.
Dann schaue ich weiter und begegne einem venösen Kanal, der anders ist als sonst. Das Bild membranöser Gewebe, die venöse Kanäle bilden, legt nahe, dass eine dortige Restriktion zu einem pathologischen Befund im Gehirn führen könnte.
Meine Überlegungen sind nun folgende: Falls es im Mechanismus des Schädels keine Mobilität gibt, die das venöse Blut vorwärtsbewegt, wird es eine Stauung im Blutkreislauf geben. Da es eine Kompensation für die Bewegung in der Schädelbasis geben muss, betrachtete ich den Mechanismus im Schädeldach. Ich fand heraus, dass die Dura mater aus zwei Wänden besteht, einer Inneren und einer Äußeren. Dazwischen befinden sich die venösen Blutleiter. Die Suturen des Schädeldaches können sich bewegen und diese kompensierende Bewegung bewegt das venöse Blut.
Als ich den Angulus posterior-inferior des Os parietale und den Angulus mastoideus untersuchte, fand ich heraus, dass die Sinus laterales exakt über der Innenseite dieser Anguli verlaufen. Unmittelbar danach werden sie zu den Sinus sigmoidei, welche das venöse Blut zu den Foramina jugulares weitertransportieren. Dann bemerkte ich die gewellte Verzahnung in den parietomastoidalen Gelenken. Sie zeigen die Bewegungsrichtung der Ossa parietalia nach innen und nach außen. Ich verstand, dass die Bewegung der Anguli mastoidei und der Ossa parietalia, zusammen mit der Bewegung der Ossa temporalia die Wände der Sinus laterales bewegen – jener aus Dura mater gebildeten Hirnleiter.
Was bewegt das Blut die Sinus petrosi entlang, die sich ebenfalls in der Dura mater befinden? Ich dachte mir also weiter, dass die Partes petrosae der Ossa temporalia in einer schaukelnden Bewegung nach innen und anschließend nach außen rotieren. Dann gibt es noch den Sinus cavernosus, der seinerseits membranöse Wände besitzt. Und was bewegt das Blut hier entlang? Ich überlegte, dass das Os sphenoidale nach vorne und zurück zirkumrotiert,18 und dass die bereits erwähnten Wände durch diese Bewegung ebenfalls bewegt werden.
Sie können den Mechanismus sehen, der das venöse Blut vorwärts- bewegt, wenn die mit den Knochen verbundene Reziproke Spannungsmembran sich verändert und dabei die Bewegung des einen oder anderen Knochen reguliert.
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Unser nächstes Studienobjekt ist das Os occipitale. Zunächst müssen wir uns mit dem Umfang des Os occipitale befassen. Dazu gehören der Proc. basilaris, die Kondylen und die gebogene Squama. Das Os occipitale nimmt den größten Anteil der Rückseite des Kopfes und einen großen Anteil der Schädelbasis ein. Das Foramen magnum befindet sich beim Menschen im unteren Bereich. Betrachten Sie den Knochen als ein Rad. Nehmen Sie bestimmte Bereiche als Speichen des Rades oder als Punkte auf dem Umfang. Sobald das Os occipitale während der Inhalation rotiert, bewegt es sich nach vorne und ein wenig nach oben, sodass die sphenobasilare Verbindung im Clivus nach vorne und oben bewegt wird. Das Foramen magnum bleibt nicht in der tiefen Stellung (Zeichnung I–1).
ZEICHNUNG I–1: DAS OS OCCIPITALE, DARGESTELLT ALS EIN RAD
Die verschiedenen Punkte wechseln ihre Position, während sich das Os occipitale um seine Achse dreht.
Ich hebe das Foramen magnum besonders hervor, da die Dura mater fest an seinem Rand befestigt ist. Hier ist die obere Aufhängung der intraspinalen Dura mater, einer Fortsetzung der inneren Schicht der Dura mater des Schädels. Die intraspinale Dura mater ist nicht am Atlas befestigt. Sie ist am zweiten und zuweilen auch am dritten Halswirbel fixiert. Von dieser Region hängt sie einem hohlen Rohr vergleichbar quasi lose hinab bis zum Sakrum, an dem sie ebenso fest am Knochen befestigt ist.19 Wenn sich das Os occipitale bei der Inhalation nach vorne bewegt, kann man feststellen, dass sich das Foramen magnum nach oben in eine höhere Position bewegt. Sie sehen, wie sich die intraspinale Dura mater hebt und das Sakrum mitnimmt. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will?
Es gibt eine Bewegung in der Reziproken Spannungsmembran des Canalis spinalis, die das Sakrum in eine Position mitnimmt, in der sich die Basis sacralis nach oben und der Apex nach vorne bewegt (Flexion).
Nehmen Sie die Alae majores des Os sphenoidale als Speichen eines weiteren Rades. Betrachten Sie den kleinen Grat des Os ethmoidale als eine weitere Speiche, welche zusammen mit den Procc. pterygoidei und der Sella turcica auf dem Os sphenoidale-Rad sitzt. Diese Knochen, also Os occipitale und Os sphenoidale, rotieren. Die Speichen des Rades bewegen sich auf unterschiedlichen Höhen, sobald sich die Räder drehen. Dieses Bild vor Augen kann Ihnen helfen, den Mechanismus zu verstehen.
Das nächste Thema ist das Os temporale. Ich beschreibe diesen Knochen oft als ein wackeliges Rad. Sie können sich ein wackeliges Rad bestimmt vorstellen. Das Os temporale bewegt sich auf diese Art. Nehmen Sie die Pars petrosa des Os temporale als Achse. Wenn ich in diesem Konzept von der Innen- und Außenrotation des Os temporale spreche, beziehe ich mich dabei auf die Pars petrosa. Ich tue dies, da die Partes petrosae der Ossa temporalia sich am Boden der Schädelbasis befinden und mit dem Proc. basilaris des Os occipitale eine Gelenkverbindung vom Zungen- und Furchen-Typ aufweisen. So wie auch die Wirbelkörper ist der Proc. basilaris des Os occipitale für den Therapeuten unerreichbar. Sie können beide nicht berühren und Sie können beide nicht sehen. Aus diesem Grund sind Sie gezwungen, sich die Situation bildlich vorstellen, ebenso wie Sie es bei den Wirbelkörpern und den Rippenköpfchen machen.
Ich spreche von den Partes petrosae in Außen- oder Innenrotation. Die physiologische Bewegung während der Inhalation, wenn sich das Os occipitale also in seine Flexionsposition bewegt, bringt die Partes petrosae in Relation zum Proc. basilaris in eine Außenrotation. Deshalb nenne ich die Pars petrosa auch die Achse, um die sich das Os temporale bewegt. Vergessen Sie nicht, dass die Partes petrosae sich vorne einander annähern und nach hinten auseinandergehen. Damit folgen sie dem physiologischen Design sämtlicher Gelenke der Wirbelsäule und des Schädels.
Diese Achse, die Pars petrosa des Os temporale, dreht sich auf dem Proc. jugularis des Os occipitale wie auf einem Pivotpunkt. Die Pars squamosa des Os temporale ist so situiert, dass sie sich bei einer Außenrotation der Pars petrosa nach außen bewegt, wohingegen der Proc. mastoideus nach innen wandert. Stellen Sie sich das Rad vor, die Scheibe des Rades, wie es wackelt. Bei der Gegenbewegung, der Innenrotation, bewegt sich die Pars squamosa entsprechend nach innen und der Proc. mastoideus nach außen. Dies ist das Bild des wackeligen Rades bei der Innen- und Außenrotation der Pars petrosa als Achse des Os temporale.
Ich nenne das Os temporale den ‚Unruhestifter‘ oder den ‚Clown‘ im Gelenkmechanismus des Schädels. Diese Bemerkung bedeutet, dass ich auf mehr Probleme gestoßen bin, die von diesem kleinen Os temporale verursacht wurden, als von irgendeinem anderen Knochen des Schädels.
Wenn Sie in Dr. Stills Sinne ‚osteopathisch denken‘, denken Sie nicht nur über Knochengewebe nach, sondern auch über die Ursprünge und Ansätze der weichen Gewebe, Muskeln und Faszien. Berücksichtigen Sie Zug an den Faszien und die Menge von Muskelgewebe an bestimmten Stellen der Partes petrosae. Rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass sobald der Proc. basilaris des Os occipitale lateral angehoben wird, die Pars petrosa auf der betreffenden Seite immer nach innen rotiert.
Daraus folgt, dass die Pars petrosa der Gegenseite, der abgesenkten Seite, immer nach außen rotiert. Wenn der Proc. basilaris an der sphenobasilaren Verbindung in einer extremen Flexionsposition steht, werden sich beide Ossa temporalia in starker Außenrotation befinden.20
Stellen Sie sich bildlich vor, wie unter diesen Umständen das gesamte Bindegewebe zwischen dem Os sphenoidale, dem Proc. basilaris des Os occipitale und den Partes petrosae an der Außenseite der Schädelbasis, unterhalb dieser Knochen zusammengedrängt und komprimiert wird. Es gibt kein Ende für die Tiefe dieses Bildes, weder nach innen noch nach außen.
Betrachten Sie die Procc. pterygoidei des Os sphenoidale, die Alae majores und minores des Os sphenoidale. Stellen Sie sich die unterschiedlichen Positionen der Speichen des Rades vor, den Grat des Os ethmoidale eingeschlossen, sobald sich das Rad des Os sphenoidale in Bewegung setzt.
Sie nehmen zur Kenntnis, dass das Promontorium des Os sphenoidale sich nicht vor oder zurück bewegt, es bleibt auf seiner Position. Es ist wie ein aufgehängtes Rad, welches zirkumrotiert, sodass seine kleinen Speichen oder deren Projektionen an verschiedene Positionen bewegt werden. Folgen Sie diesen Projektionen. Das wird Ihnen helfen, sich bei Ihrer Arbeit die Stelle der Dysfunktion besser vorzustellen.
Auf diese Art und Weise können Sie den gesamten Mechanismus des Schädels studieren. Sie werden auf Probleme stoßen und Lösungen für die Probleme finden. Beweisen Sie jedem Skeptiker, auch wenn er noch skeptischer ist, als ich es am Anfang war, dass der lebendige menschliche Kopf nicht nur schützende Stabilität, sondern auch eine gelenkartige Beweglichkeit besitzt. Wenn diese Leute dann versuchen zu beweisen, dass die Knochen des erwachsenen menschlichen Schädels unbeweglich sind, werden sie, je mehr sie sich damit befassen, ebenso geschockt sein, wie ich es damals war. Sie werden an jeder Gelenkfläche dieses Mechanismus Hinweise auf Mobilität finden.
ZEICHNUNG I–2: DAS OS SPHENOIDALE ALS RAD DARGESTELLT
Die Orientierungspunkte und Processi wechseln ihre Position, während sich das Os sphenoidale um seine Achse dreht.