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4. DIE REZIPROKE SPANNUNGSMEMBRAN

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Wenn Sie die Wirbelsäule betrachten, sehen Sie die Bänder, die ihre Gelenke zusammenhalten und ihnen einen gewissen Bewegungsradius ermöglichen. Dann werfen Sie einen Blick in den Schädel, um jene Strukturen zu finden, welche dort genau die gleiche Funktion übernehmen wie die Bänder der Wirbelsäule. Im Schädel befindet sich eine Membrana interossea, welche die Knochen des Neurocranium zusammenhält und an den Artikulationen einen gewissen normalen Bewegungsradius erlaubt.

Die Membrana interossea im Schädel wird Dura mater genannt. Es handelt sich um eine derbe, nicht dehnbare, faserige Membran, die sich aus einer äußeren und einer inneren Wand zusammensetzt. Die äußere Wand dient als Periost. Die innere Wand besitzt die Besonderheit, dass sie zwischen einzelnen Anteilen des Gehirns in Falten herunterhängt. Die Falte, die zwischen den Hemisphären in Richtung der Sagittalebene herabhängt, wird als Falx cerebri bezeichnet. Jene Falte wiederum, die sich über das Cerebellum spannt, nennt man Tentorium cerebelli. Die gesamte Dura mater mit ihren Falten ist an sämtlichen Knochen des Neurocranium befestigt. Der Name Falx bezieht sich auf die Sichelform der Falx cerebri. Wenn Sie sich eine Seite des Tentorium cerebelli anschauen, sehen Sie ein weiteres sichelförmiges Gebilde. Die gegenüberliegende Seite sieht entsprechend aus. Auf diese Weise betrachtet, können Sie somit drei Sicheln sehen, die sich im hinteren Anteil der Schädelinnenseite treffen.

Die Falx cerebri ist an der Crista galli des Os ethmoidale befestigt, am Os frontale, an den beiden Ossa parietalia und am interparietalen Anteil des Os occipitale. Sie ist zäh, kräftig und gespannt.

Normalerweise behaupte ich, dass Sie das Os ethmoidale wie eine Glocke läuten können, wenn Sie nur dort hineinkämen und an der Falx zögen. Das bedeutet, das Os ethmoidale vor und zurück zu schwingen wie die Glocke einer Lokomotive. Das ist der vordere obere Pol der Befestigung der Falx cerebri.

Betrachte ich das Tentorium cerebelli, fällt mir dabei auf, dass es die Form zweier Sicheln hat. Dadurch bin ich geneigt von einer ‚Falx tentorium‘ zu sprechen. Da es sich oberhalb des Cerebellum befindet, könnte man auch von einer ‚Falx cerebelli‘ sprechen, dennoch bevorzuge ich den Begriff ‚Tentorium‘, so wie ich ihn auch bisher benutzt habe.

Die zwei Sicheln bilden ein ‚Zelt‘. Dieses ‚Zelt‘ ist diagonal entlang der gesamten Innenseite der Squama occipitalis auf halber Höhe befestigt und bildet so die Sinus laterales.26


ZEICHNUNG I–4: DER KRANIALE ANTEIL DER REZIPROKEN SPANNUNGSMEMBRAN

Mit der schematischen Darstellung seiner Befestigungspole.

Von dort verläuft die ‚Falx tentorium‘ über die Innenseite der hinteren unteren Ecken der Ossa parietalia. Dies entspricht dem Winkel des Proc. mastoideus genau über den Suturae parietomastoideae. Von dort verläuft das ‚Zelt‘ weiter auf den oberen Begrenzungen der Partes petrosae der Ossa temporalia. Diese an den Partes petrosae befestigten Enden werden, schematisch betrachtet, die seitlichen Pole der Befestigung des Tentorium cerebelli genannt. Weiter nach vorne sind sie an den hinteren Procc. clinoidei der Sella turcica des Os sphenoidale fixiert. Aufgrund der Sichelform hat das Zelt eine freie Begrenzung. Sie bildet die Einbuchtung des Zeltes. Dieser innere Saum beschreibt einen Bogen, bevor er nach vorne hin verläuft zu den vorderen Procc. clinoidei der Sella turcica des Os sphenoidale.

Dieses Gebiet, an dem die vorderen Ausläufer des Tentorium cerebelli an den vier Procc. clinoidei der Sella turcica befestigt sind, bezeichnet den vorderen unteren Pol der Befestigung. Das Diaphragma sellae bedeckt die Sella turcica, in welcher sich wiederum die Hypophyse befindet. Vom Hypothalamus aus verläuft das Infundibulum in den hinteren Anteil der Hypophyse. Diese Anordnung ist eine jener kleinen Dinge, die in der osteopathischen Wissenschaft eine große Sache sein können.

Wenn wir die zwei sichelförmigen Hälften des ‚Zelts‘ zusammen mit der Falx cerebri betrachten, sehen wir drei Sicheln, die sich genau in dem Bereich des Sinus rectus treffen, dort also, wo die Falx sich mit dem ‚Zelt‘ verbindet. An den beiden Hälften des ‚Zelts‘ können Sie feststellen, dass die Kurve genau an den Befestigungsstellen der Partes petrosae der Ossa temporalia abgeschnitten ist. Beide Seiten entsprechen sich, und diese seitlichen Aufhängungspole sind ein wichtiger Anteil des gesamten Innenraums des Neurocranium. Beachten Sie, dass die Partes petrosae nach vorne zusammenlaufen und nach hinten auseinandergehen. Mit anderen Worten, sie verlaufen diagonal nach vorne.

Wenn Sie die Innenseite des Schädels betrachten, sehen Sie, wie die Falx cerebri und die ‚Falx tentorium‘ (Tentorium cerebelli) an allen Knochen des Neurocranium befestigt sind. In der Sagittalebene der Falx cerebri verläuft der Sinus sagittalis superior. Das Tentorium cerebelli bildet vom Sinus confluens aus die Sinus laterales. An der inneren Protuberantia des Os occipitale transportiert der Sinus rectus venöses Blut vom Sinus sagittalis inferior und der Vena magna (V. Galena) heran, damit es weiter in die Sinus laterales fließen kann. Dieses Gebiet stellt in meiner schematischen Beschreibung den hinteren Pol der Befestigung sowohl der Falx als auch des ‚Zelts‘ dar.

Beachten Sie, dass die drei Sicheln als Besonderheit der inneren Schicht der Dura mater auf der Schädelinnenseite eine Struktur bilden, die sämtliche Knochen zusammenhält. Diese Struktur bezeichne ich als Reziproke Spannungsmembran des menschlichen Schädels. Sie erlaubt den Knochen an den Suturen einen normalen Bewegungsradius. Die Spannung in dieser Membran wird betont, da es ohne ihre dauerhafte Anspannung keinen reziproken Mechanismus geben kann. Dies trifft nicht nur für eine normale Position, sondern auch auf Strainmuster zu. Die Spannung bleibt ebenso kontinuierlich erhalten, wie das Neuralrohr das ganze Leben hindurch ein Rohr bleibt.

Betrachten Sie ein Modell, das die drei Sicheln zeigt, wie sie aneinander befestigt sind. Solch ein Modell kann die schematische Idee zwar gut veranschaulichen, was aber bedeutet diese Struktur im Schädel tatsächlich für uns? Was bedeutet die Sichelform? Wenn Sie eine Sense haben, die ja nichts anderes ist als eine große Sichel: Wie benutzen Sie sie? Sie benutzen sie nicht dazu, das Gras einfach umzuhauen. Sie benutzen sie wie vorgesehen als ein Werkzeug, das man in einem großen Kreis nahe über dem Boden herumschwingt. Sie selbst bewegen sich dabei nach hinten, sobald das Ganze nach vorne geht. Wenn Sie an die vorderen Enden der Falx und des ‚Zelts‘ kommen, stellen Sie fest, dass diese sich nach hinten bewegen. Dies ist der Vorteil der Sichelform für jene inneren Strukturen.

Die Falx cerebri zieht das Os ethmoidale posterior, wenn die Crista galli nach oben steigt. Die Procc. clinoidei des Os sphenoidale kommen im gleichen Moment nach hinten, sobald die ‚Falx tentorium‘ nach vorne kommt.

Dies zeigt uns, wie die Reziproke Spannungsmembran an diesen Gebieten zieht. An den seitlichen Befestigungspolen werden die Partes petrosae der Ossa temporalia angehoben und in Außenrotation gebracht. Der hintere Pol der Befestigung an der Squama occipitalis bewegt sich nach vorne.

Der gesamte Effekt auf das Neurocranium ist eine Formveränderung, die ich Flexion nenne, da die sphenobasilare Verbindung am Clivus verstärkt nach oben konvex wird.

Sie können die Wirkung auf das Ganze an dieser schematischen Beschreibung erkennen. Der Abstand von vorne nach hinten verkürzt sich, ebenso die Strecke von oben nach unten, und der Abstand von einer Seite zur anderen verlängert sich.

Wenn die Formveränderung eintritt, die ich Extension nenne, gibt es eine entgegengesetzte Bewegung: Der Abstand von vorne nach hinten und von oben nach unten verlängert sich, und die Strecke zwischen der einen und der anderen Seite wird kürzer.


ZEICHNUNG I–5: DIE SCHÄDELBASIS IN FLEXIONSPOSITION UND DIE DAMIT VERBUNDENE ROTATION UM PARALLELE TRANSVERSALE ACHSEN

Zu beachten ist, dass sich Os ethmoidale und Os occipitale gleichsinnig drehen, während das Os sphenoidale entgegengesetzt dreht, so wie es bei drei ineinandergreifenden Zahnrädern der Fall ist. Die gestrichelte Linie stellt jenen Kraftvektor dar, der aufgrund der Bewegung des Os sphenoidale durch das Vomer übertragen wird.

In der Extensionsstellung nimmt die nach oben gerichtete Konvexität der sphenobasilaren Verbindung im Clivus ab. Diese sich abwechselnde Formveränderung stellt eine normale physiologische Aktivität dar, die von der Reziproken Spannungsmembran in Bewegung gesetzt und kontrolliert wird.

Wie funktioniert das? Ich verwende dafür die Bezeichnung sich automatisch verlagerndes Fulkrum. Um sich vorstellen zu können, was diese Worte ausdrücken sollen, betrachten Sie bitte einmal den Mechanismus dieser kleinen hängenden Waage, die ich hochhebe. Wo ist das Fulkrum, über das die Hängewaage arbeitet? Genau hier, an jenem Punkt, an welchem der Balken aufgehängt ist. So wie ich sie jetzt halte, reagiert die hängende Waage automatisch auf die Luftströmungen in diesem Raum. Jetzt ändere ich meinen Griff und damit auch die Position des Balkens, worauf sich die Waage in eine andere Stellung bewegt; jeder einzelne Punkt befindet sich nun an einer anderen Stelle, dennoch arbeitet das Ganze noch immer über das Fulkrum. Das Fulkrum ist also ein Ruhepunkt, um den die Waage weiterhin auf Luftströmungen reagiert.

Wenn Sie einmal die Gelegenheit dazu haben, versuchen Sie ein kleines Experiment mit einer Waage, indem Sie einen Finger unter dem Fulkrum positionieren. Wir fanden einmal eine große Waage, die in einem Laden in Aptuxet unten am Cape Cod von der Decke hing. Als jeder von uns abwechselnd seinen Finger unter das Fulkrum dieses Mechanismus legte, spürte er die Vibration; man konnte die Betonung in der Hin-und-Her-Bewegung lesen. Wir alle spürten den Rhythmus, als die Waage sich in den Luftströmungen bewegte. Damit wurde uns die Bedeutung eines schwebenden Fulkrum deutlicher.

Edith Dovesmith D.O.27 aus Niagara Falls, New York, verglich die Hin-und-Her-Bewegung mit einem Square Dance. Dieses Bild bringt jenen Rhythmus ins Spiel, welcher um den notwendigen Balancepunkt in der Reziproken Spannungsmembran besteht. Der Balancepunkt ist zugleich das Fulkrum, um das sich die Handlung abspielt, und das sich automatisch von Position zu Position verlagert. Dennoch bleibt das Fulkrum still – das Fulkrum, an welchem Sie einen Blick auf die Balance bekommen.

Was meine ich mit Aufhängung? Ich meine damit nicht, dass das Fulkrum an seinen Befestigungen aufgehängt ist. Nein. Das Fulkrum befindet sich an jenem Punkt, an dem sich die Falx dem ‚Zelt‘ nähert. Beachten Sie, dass ich nicht sage, wo sie Zusammentreffen. Es liegt dazwischen, im Bereich des Sinus rectus. Stellen Sie sich die Aufhängung vor, wenn Sie einen Kopfstand machen und Ihre Falx cerebri von Ihrem Tentorium cerebelli hängt. Wenn Sie sich auf die Seite drehen, ist die eine Hälfte des Zelts an der anderen Hälfte und an der Falx cerebri aufgehängt. Die gleiche Situation ergibt sich, wenn Sie sich auf die andere Seite drehen. Stehen Sie aufrecht, hängt das Tentorium cerebelli an der Falx cerebri. Meiner Ansicht nach hängen die zwei ‚Falces tentoria‘ von der Falx cerebri. Schauen Sie sich die Stelle der Annäherung der drei Sicheln an und Sie verstehen die automatische Veränderung in der Balance.


ABB. I–5: DAS FULKRUM-PRINZIP

Die engsten Vertrauten von W. G. Sutherland demonstrieren 1948 das Prinzip des Fulkrum an einer kleinen Waage. V.l.n.r.: Howard Lippincott (1893–1983), Chester Handy (Ehemann von Anne Wales; 1911–1963); Rebecca Lippincott (1894–1986).

Die drei Sicheln werden durch eine Reduplikation der inneren Wand der Dura mater, der duralen Membran, gebildet. Schauen Sie, wie sie sich über das Cerebellum und zwischen den Hemisphären ausbreiten. Beobachten sie den Spannungszustand in der Membran. Sie ist immerzu angespannt. Es gibt eine Umlenkung, um einen Sinus venosus entlang der Sutura sagittalis superior zu bilden. Sie sehen den Kanal für den Sinus rectus, an welchem sich die Sicheln einander nähern. Dieser venöse Kanal ist der wichtigste, da er die tiefe venöse Drainage aus dem Gehirn ermöglicht. Dieser Bereich verändert automatisch seine Position. Wenn nicht, gäbe es eine Verletzung an der Stelle, an der die Vena magna in den Sinus rectus eintritt.

Es war Harold I. Magoun Sr. D.O.ein Bedürfnis, diesen wichtigen funktionellen Punkt das ‚Sutherland-Fulkrum‘ zu nennen, als er das automatisch sich verändernde, schwebende Fulkrum in der Mechanik der Reziproken Spannungsmembran verstanden hatte.

Ich war mit dieser Idee lange Zeit nicht einverstanden. Jetzt, da ich es bin, möchte ich ihre Bedeutung betonen.

Versuchen Sie, diesen Balancepunkt, den Punkt der Stille, zu spuren, wenn Sie Strainmuster der Membranen und Gelenke des kranialen Mechanismus behandeln. Ich mochte, dass Sie diese sich verändernde, wechselnde Stellung erfahren. Wenn Sie den Balancepunkt fühlen, schauen Sie, was mit den Hebeln über dem Fulkrum, über dem Dreifuß, geschieht. Es handelt sich um eine fließende Angelegenheit. Behalten Sie dieses wichtige mentale Bild des sich automatisch verlagernden Fulkrum im Gedächtnis. Es passt sich den verschiedenen Mustern des Mechanismus an.

Fühlen Sie. Sie erkennen wieder, was Sie im Schädel fühlen, ebenso wie Sie die Spannung im Gewebe der Bänder in Beziehung zu den Synovialgelenken spuren.

Sie lassen Ihre Finger ständig fühlen, sehen, wissen und denken und kennen so Ihren Mechanismus. Sie brauchen diese kluge und fühlende Berührung, um zu wissen, was Sie spuren, wenn Sie eine Innen- oder Außenrotation am Humerus diagnostizieren wollen. Dann besteht Ihre Therapie nicht aus einem bloßen Rucken hier oder einer Manipulation dort. Die Bänder werden für Sie in der externen oder internen Rotation des Humerus die Korrektur übernehmen, wenn Sie den Mechanismus zu einem Balancepunkt bringen.

Wie aber können Sie sich sicher sein, ob Sie das Gelenk in den Punkt der Balance gebracht haben, wenn Ihre Finger gar nicht da an da an der Stelle sind, um die Bänder zu ertasten, die das Gelenk zusammenhalten und ihm einen bestimmten Bewegungsradius erlauben?

Es ist das Gleiche, wenn Sie die Strainmuster der Bänder und Gelenke in der Wirbelsäule diagnostizieren und behandeln. Es ist eine Kunst. Diese Wissenschaft kam von Dr. Still.

Sehen Sie nun, was Sie bei diesem sich automatisch verlagernden Fulkrum in der Reziproken Spannungsmembran haben. Sie haben die Zerebrospinale Flüssigkeit und das Neuralrohr. Sie haben die Tide. Sie können nicht nur die physiologischen Zentren der Medulla oblongata erreichen, Sie können sogar bis zu einem gewissen Grad die Bewegung des Fulkrum, an dem so viele Strainmuster des Mechanismus ihren Ursprung haben, kontrollieren.

Indem Sie einfach die Tide im vierten Ventrikel kontrollieren oder auch vom Sakrum aus, können Sie die Reduktion einiger Zustande im Knochengewebe dieses Mechanismus aktivieren. Indem Sie die Fluktuation herunterbringen zu der kurzen rhythmischen Periode, zeigt Ihnen die Tide mit ihrer intelligenten Potency, dass sie etwas ist, auf das Sie sich verlassen können, etwas, das weiß, wie es funktioniert.

Bei einem Befund in frühen Lebensabschnitten unterscheidet sich Ihre Art, zu arbeiten. Der besagte Mechanismus arbeitet ab einem gewissen Alter mit ‚Schaltungen die sich an den Gelenkflächen gebildet haben. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass vor der Ausprägung dieser Merkmale zunächst eine Fluktuation der Zerebrospinalen Flüssigkeit existiert. Erst im Anschluss daran gehen die Membranen ans Werk und ziehen die Knochen in ihre Position.

Betrachten Sie diese zwei Pole, vielleicht Telefonmasten, mit einem zwischen den Masten verlaufenden Draht. Überlegen Sie, was bei einem Schneesturm geschieht.

Versuchen Sie, diesen Balancepunkt, den Punkt der Stille, zu spüren, wenn Sie Strainmuster der Membranen und Gelenke des Kranial en Mechanismus behandeln. Ich möchte, dass Sie diese sich verändernde, wechselnde Stellung erfahren. Wenn Sie den Balancepunkt fühlen, schauen Sie, was mit den Hebeln über dem Fulkrum, über dem Dreifuß, geschieht. Es handelt sich um eine fließende Angelegenheit. Behalten Sie dieses wichtige mentale Bild des sich automatisch verlagernden Fulkrum im Gedächtnis. Es passt sich den verschiedenen Mustern des Mechanismus an.

Fühlen Sie. Sie erkennen wieder, was Sie im Schädel fühlen, ebenso wie Sie die Spannung im Gewebe der Bänder in Beziehung zu den Synovialgelenken spüren.

Sie lassen Ihre Finger ständig fühlen, sehen, wissen und denken und kennen so Ihren Mechanismus. Sie brauchen diese kluge und fühlende Berührung, um zu wissen, was Sie spüren, wenn Sie eine Innen- oder Außenrotation am Humerus diagnostizieren wollen. Dann besteht Ihre Therapie nicht aus einem bloßen Rucken hier oder einer Manipulation dort. Die Bänder werden für Sie in der Außen- oder Innenrotation des Humerus die Korrektur übernehmen, wenn Sie den Mechanismus zu einem Balancepunkt bringen.

Wie aber können Sie sich sicher sein, ob Sie das Gelenk in den Punkt der Balance gebracht haben, wenn Ihre Finger gar nicht da an der Stelle sind, um die Bänder zu ertasten, die das Gelenk zusammenhalten und ihm einen bestimmten Bewegungsradius erlauben?

Es ist das Gleiche, wenn Sie die Strainmuster der Bänder und Gelenke in der Wirbelsäule diagnostizieren und behandeln. Es ist eine Kunst. Diese Wissenschaft kam von Dr. Still.

Sehen Sie nun, was Sie bei diesem sich automatisch verlagernden Fulkrum in der Reziproken Spannungsmembran haben. Sie haben die Zerebrospinale Flüssigkeit und das Neuralrohr. Sie haben die Tide. Sie können nicht nur die physiologischen Zentren der Medulla oblongata erreichen, Sie können sogar bis zu einem gewissen Grad die Bewegung des Fulkrum, an dem so viele Strainmuster des Mechanismus ihren Ursprung haben, kontrollieren.

Indem Sie einfach die Tide im vierten Ventrikel kontrollieren oder auch vom Sakrum aus, können Sie die Reduktion einiger Zustände im Knochengewebe dieses Mechanismus aktivieren. Indem Sie die Fluktuation herunterbringen zu der kurzen rhythmischen Periode, zeigt Ihnen die Tide mit ihrer intelligenten Potency, dass sie etwas ist, auf das Sie sich verlassen können, etwas, das weiß, wie es funktioniert.

Bei einem Befund in frühen Lebensabschnitten unterscheidet sich Ihre Art, zu arbeiten. Der besagte Mechanismus arbeitet ab einem gewissen Alter mit ‚Schaltungen‘, die sich an den Gelenkflächen gebildet haben. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass vor der Ausprägung dieser Merkmale zunächst eine Fluktuation der Zerebrospinalen Flüssigkeit existiert. Erst im Anschluss daran gehen die Membranen ans Werk und ziehen die Knochen in ihre Position.

Betrachten Sie diese zwei Pole, vielleicht Telefonmasten, mit einem zwischen den Masten verlaufenden Draht. Überlegen Sie, was bei einem Schneesturm geschieht.

Die Drähte, beladen mit Schnee und Eis, ziehen die Masten aus ihrer Stellung. Sie sehen die gleiche Situation vor sich, wenn während der Geburt oder später bei Stürzen irgendeine traumatische Kraft intrakranial am Draht der Mutter Dura zieht und die Knochen aus ihrer Stellung bringt.

Es ist notwendig, die Membrane, also die Drähte, zu benutzen, um diese Dysfunktionen zu behandeln und so diese kleinen Knochen wieder in ihre korrekte Stellung und Beziehung zueinander zu bringen.

Auch nach einer normalen Geburt, bei welcher sich die Knochen zusammengeschoben haben, um dem Neugeborenen einen sicheren Durchtritt zu ermöglichen, werden Sie das Kind schreien und tief einatmen lassen, damit die Zerebrospinale Flüssigkeit hinauf in den Schädel fluktuiert. Jetzt fangen die Membranen an zu arbeiten, um die Knochen in ihre richtige Stellung zu bringen. Die Kraft liegt im Fulkrum, der rhythmischen Balance. Der Ausdruck Reziproke Spannungsmembran sagt Ihnen also etwas. Diese Terminologie bedurfte eines genauen Studiums, bevor sie Verwendung finden konnte.

Er muss nicht notwendigerweise ausschließlich für die Membranen des Schädels verwendet werden; es gibt auch eine Reziproke Spannungsmembran des Canalis vertebralis.

Wo befindet sich die Reziproke Spannungsmembran des Canalis vertebralis? Sie ist eine Weiterführung der inneren Schicht der Dura mater des Schädels, sie ist am Rand des Foramen magnum im Os occipitale befestigt und verläuft bis zum Sakrum. Kleine Neugeborene und Kinder brachten mich dazu, ihren Nutzen zu verstehen. Alles, was ich bei der Behandlung eines Kleinkinds, das alt genug war, um auf dem Behandlungstisch zu krabbeln, zu tun hatte, war, das Sakrum zu halten. Sehen Sie die Reziproke Spannungsmembran im Canalis vertebralis, wie sie das Sakrum mit dem Os occipitale verbindet? Sobald sich das Neugeborene vorwärtsbewegt, wird auch die Fluktuation der Zerebrospinalen Flüssigkeit beeinflusst. Das gleiche Prinzip ist auch beim erwachsenen Patienten anwendbar, wenn wir ihn auf unsere Knie setzen, ihn sich nach vorne beugen, die Arme auf die Behandlungsbank legen und schließlich mit seinen Ellbogen vorwärtskrabbeln lassen, wobei der Therapeut das Becken zurückhält.

Sie verstehen, was dabei geschieht. Die Fluktuation der Zerebrospinalen Flüssigkeit ist aktiv, die intraspinale Reziproke Spannungsmembran ist damit beschäftigt, die Stellung des Sakrum und des Os occipitale zu verändern. Die firme Befestigung der Dura mater um das Foramen magnum des Os occipitale und die Befestigung am Sakrum im Canalis vertebralis macht beide zu zwei miteinander verbundenen Knochen.

Wenn das Rad des Os occipitale in Flexion zirkumrotiert, wird das Foramen magnum höher positioniert (Zeichnung I–1). Dies liegt daran, dass sich alles in die Richtung bewegt, die auch die Flexionsposition an der sphenobasilaren Verbindung verursacht.

Beobachten Sie, wie diese Spannung das Sakrum am anderen Ende anhebt. Dann, wenn sich das Rad des Os occipitale zurück in die Extensionsposition dreht, bewegt sich das Foramen magnum zurück und lässt das Sakrum in seine Extensionsposition absinken. Stellen Sie sich den ganzen Weg entlang – den Proc. basilaris, den Proc. jugularis, und so weiter – die Speichen an einem Rad vor. Beachten Sie die unterschiedlichen Höhen während der Inhalations- und der Exhalationsposition.

Die Funktion der Reziproken Spannungsmembran ist ein weiteres Prinzip des Primären Atemmechanismus. Die Befestigung an den Knochen ist dabei nicht der springende Punkt. Diese entspricht der Befestigung von Bändern an den Knochen eines Synovialgelenkes. Die Spannung liegt dazwischen, so wie ich es bei der Beschreibung des Fulkrum – des sich automatisch verändernden, schwebenden Fulkrum – erklärt habe.

Das große Sutherland-Kompendium

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