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2. November 1990

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In der Sowjetunion herrscht die Logik des Zerfalls. Russland tritt de facto aus; zugleich desintegriert es sich selbst. In Moldawien haben die Gagausen ein Parlament gewählt, geschützt vor der Bevölkerungsmehrheit durch Sowjettruppen. Gorbatschow hat Studenten im Kreml empfangen und vier Stunden mit ihnen diskutiert. Bald werde die neue Ordnung auftauchen. Ich, der ich zur Zeit für ein Seminar über die Spätantike lese, entdecke überall Parallelen. Auf »Vernunft« nicht zu bauen, solange die »mechanischen« Bewegungen die Sache auseinandertreiben. Man muss also sehen, wie diese »Mechanik« der Verhältnisse sich entwickelt und welche Eindrücke sie morgen auf die Bevölkerungen machen wird. Gestern hat die russische Republik Jelzins 500-Tage-Plan des Übergangs zu Marktwirtschaft und der Privatisierung in Kraft gesetzt.

In Deutschland spricht sich Thomas Ebermann in einer Wahlbroschüre der »Linken Liste/PDS« für Wahlboykott aus. Er arbeite »am Aufbau einer linksradikalen Kristallisationsbewegung«, und »über die Volksmassen sollte man sich nie Illusionen machen«. Die »Linke Liste/PDS« »verkörpert eigentlich all das, weswegen ich die Grünen verlassen habe«. Jan Feddersen, der das Gespräch geführt hat, sagt merkwürdigerweise von Antje Vollmer und ihrer Richtung, dass sie »sich heute als Protagonisten einer alternativen Weltpolizeikultur verstehen – gegen die Kritiker einer Verparlamentarisierung. – Die Broschüre, die »Streitschrift« heißt, wirkt schwach auf uns, und das Motto auf der Rückseite demotivierend: »Alle wollen regieren. Wir nicht.«

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