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16. Oktober 1990

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Iwailo Ditschew aus Sofia, auf dessen Visitenkarte kurz »Writer« steht und der die Mumakrum-Show mitaufgezogen hat: die »sozialistische« Gesellschaft lässt sich anders als die bürgerliche Gesellschaft mit ihren ausdifferenzierten Organisationen nicht von innen beschreiben.

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Laut Washington Post hat man in Saudi-Arabien riesige zusätzliche Erdöllager entdeckt, die bis ins 22. Jahrhundert den derzeitigen Ausstoß garantieren sollen. Man hat diese Informationen angesichts der Golfkrise gerade jetzt herausgelassen, zusammen mit der Ankündigung verstärkter Lieferungen. Das wirkt unmittelbar aufs Ölpreisniveau, mittelbar auf die Interessen der Hauptölverbraucher am Ausgang des Golfkonflikts.

Schlanke Produktion. – James P. Womack, Daniel T. Jones & Daniel Roos: The Machine that Changed the World (New York 1991). MIT-Studie über Autoproduktion (1985–90). Überschrift des FAZ-Berichts: »Die in Japan entwickelte Produktionsweise wird die Welt erobern«. Verdrängung der »mass production« durch »lean production« (»lean« bedeutet mager, schlank, entschlackt). Die neue Produktionsweise brauche von fast allem weniger, zumal Arbeit, aber auch Zeit, Lagerbestände, Stückzahl zur Rentabilität. 90 Fabriken in 17 Ländern vergleichend untersucht mit dem Resultat, dass bei VW die Produktivität nur halb so hoch wie bei japanischen Spitzenbetrieben. Veränderte »Industrie-Organisation« als Ausdehnung des Polyzentrismus auf die Zulieferer, die tendenziell wie ein unabhängig arbeitendes Profitcenter im eigenen Verbund aufgefasst werden. Der Informationsaustausch mit ihnen wird »maximiert und nicht minimiert«. Die Zulieferer entwickeln oft die zugelieferten Teile relativ selbständig. Ferner werden horizontale Verbundsysteme (Keiretsu) aus Unternehmen vieler Branchen gebildet, die den Mitgliedern finanzielle Reserven, Sicherheit vor feindlichen Übernahmen, Innovations- und Rationalisierungsimpulse, überhaupt einen Ideenpool, sowie Synergie-Effekte vermitteln. Räumliche Nähe zum Endverbraucher macht es vorteilhaft, in jedem der drei großen Märkte (Nordamerika, Europa, Asien) eigenständige Produktionssysteme aufzubauen. Das verlangt eine »post-nationale« Unternehmenskultur mit Personaltransfer in allen Richtungen und globaler Produkt- und Finanzstrategie. Die Studie kommt zum Schluss, dass sich internationale Keiretsu-Verbünde und Zuliefer-Partnerschaften herausbilden werden. Der transnationale Kapitalismus nimmt Form an. Die Keiretsu modifizieren schon jetzt die Konkurrenz. Einiges an dem Modell könnte bei der Mafia abgeguckt sein.

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