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7. Oktober 1990

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Sibylle Haberditzl schreibt zum Perestrojka-Journal: »Ich habe heut Nacht bis 1/2 vier Uhr früh in Deinem Journal gelesen und möchte Dir für Deine Arbeit und Ungeschminktheit danken. Viele Einzelheiten sind da wie Eislers Fliege in Bernstein aufbewahrt, sehr bewegend und nützlich. Ein Meisterstück Deine und Friggas Aufzeichnungen aus Moskau. – Die Silvesterfeier mit den Eisler-Liedern7 war übrigens erst 1969/70 – also noch zwei Jahre länger war Eisler hier unbekannt.«

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Schewardnadse auf der 45. UNO-Vollversammlung: Das Ende des Kalten Krieges ermöglicht die Renaissance der UNO. Ein »Lichtjahr« Entfernung zurückgelegt seit 1989. Die Zwangsmaßnahmen gegen den Irak artikuliert er als Ausdruck des Neuen Denkens mit seiner Dominanz gesamtmenschlicher Interessen. Seine Aussagen beschreiben aber natürlich keinen Zustand, sondern ein Seinsollen, eine Bestrebung, die hegemonial werden soll: »Von nun an ist die Weltgemeinschaft gewillt, nach einheitlichen Normen zu handeln.« Daraus folgt: »Dass der Rüstungsstand eines Landes nicht sein ausschließliches Recht und seine Prärogative sein, dass ihm in dieser Hinsicht nicht freie Hand gelassen werden darf.« Die UNO soll mit militärischer Exekutive ausgestattet werden. – Schewardnadse sieht die Gefahr, dass auf den Eisernen Vorhang der Elendsvorhang zwischen Norden und Süden folgt. Die UNO soll sich gegen wissenschaftlich-technischen Monopolismus einsetzen.

In der FAZ vom 15.9.90 berichtet Walter Haubrich über die von Octavio Paz organisierte Intellektuellenkonferenz, von der mir Bolívar Echeverría erzählt hat. »Semprun konstatierte erfreut das Verschwinden des Parteien und Regierungen eng verbundenen ›organischen‹ Intellektuellen, der er selbst ja als Mitglied des Politbüros der KP Spaniens gewesen war, und meinte, die westliche Linke habe die Dissidenten in Osteuropa nicht genügend unterstützt. Die Marktwirtschaft […] habe endgültig [!] ihre Überlegenheit bewiesen, und die Geschichte habe gezeigt, dass die Arbeiterklasse nicht die Gesellschaft führen könne. Als ›organische‹ Intellektuelle im Sinne Sempruns wurden […] auch Heidegger und Lukács wegen ihrer Unterstützung totalitärer Diktaturen kritisiert. Dagegen pries der ungarische Philosoph Ferenc Feher [in der FAZ: Seher] den tschechoslowakischen Präsidenten Vaclav Hável als Beispiel eines ›unorganischen, aktiven, post-machiavellistischen Intellektuellen‹.«

Hans-Christoph Rauh, der mich noch vor kurzem (1988?), als das in seinem Land noch einer üblen Nachrede gleichkam, zum Postmarxisten machte, ist jetzt Postmarxist.

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