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September 1990
ОглавлениеJiří Kosta erklärte in einem Gespräch in der Augustnummer der Neuen Gesellschaft den Dritten Weg und die sozialistische Marktwirtschaft für Irrtümer. Den Begriff »Demokratischer Sozialismus« könne man behalten, wenn geklärt sei, dass es sich dabei um eine Orientierung an den Grundwerten Freiheit, Gleichheit, Solidarität handeln muss, die ein innerkapitalistisches Korrektiv anstrebt. Als mitteleuropäische Erfahrung (vor allem der Ungarn) gibt er zu verstehen, dass eine Mischwirtschaft nicht funktioniere und dass er sich die »soziale und ökologische Marktwirtschaft« nur als kapitalistische vorstellen kann.
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Die BRD war unfähig, der RAF jenen Rückzug aus dem Terror offen zu lassen, den die Existenz der DDR möglich machte. Inge Vietts offener Brief an ihr magdeburger Arbeitskollektiv schildert die DDR als einen Staat, dessen Leitwerte sie akzeptierte. Joscha Schmierer, der ihren Brief in der Augustnummer der »Kommune« zitiert, liest aus den Verwicklungen eine typisch deutsche tragische Farce heraus. Die BRD hält krampfhaft den Mythos einer ungebrochenen Kontinuität der RAF aufrecht. – Im Übrigen scheint Schmierer der Versuchung nachzugeben, den Kapitalismus nun, da er gesiegt hat, für ebenso irreal zu erklären wie den besiegten Sozialismus. – Metastasen linken Bewusstseins. Welcher Konformitätsdruck wird nun auf uns wirken?