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15. Oktober 1990

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Merab: Individualität, Diskontinuität, Irreversibilität – postklassische Gesichtspunkte. Nietzsche und Heidegger als Zeitgenossen, Marx der erste, dem der Zweifel dämmerte.

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Kaum ist die Nachkriegszeit beendet, ist eine neue Vorkriegszeit angebrochen. Die FAZ spielt mit dem Konzept.

Auf dem Korso der Altstadt von Dubrovnik beobachte ich folgende Gebrauchsweise von Jeans: über einem schwarzen Trikot Jeans, denen die Hosenbeine abgerissen sind, und zwar irre weit oben, heiße Höschen: die Trägerin vielleicht 15, mit ihren Freunden flanierend.

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Valerij Podoroga: Nachdem Ligatschow weg ist, gibt es nur mehr ein letztes Hindernis für die Perestrojka, und das ist Gorbatschow selbst. Ich fragte Merab Mamardaschwili nach seiner Meinung dazu. Er erwiderte, er habe keine, weil Gorbatschow für ihn kein Gegenstand seines Nachdenkens sei – seit 20 Jahren habe er sich geweigert, Politiker auch nur wahrzunehmen. Keiner der Mächtigen soll ihm in der Sonne stehen.

Valerij will mir die Bedeutung von Nikolai Trawkin (Chef der Demokratischen Partei) einschärfen, der viel wichtiger sei als G. Popow. Merab ironisch: Ja, er ist schön exotisch.

Heidegger ist Merab unangenehm, aber fast einziger Zeitgenosse für ihn. Beschreibt ihn als verführt von seiner eigenen Sprachkraft, Poesie, was seinen Gedanken immer zu früh enden lasse. Er selber arbeite an einer Metatheorie des Bewusstseins. Hat soeben ein Buch über Descartes in Druck gegeben.

Was uns auseinanderwirft –

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Bei Rozarij, wo man den besten frischen Fisch in Dubrovnik bekommt, wird am Nebentisch über den Round Table von Cavtat gesprochen. Ein Amerikaner sagt, er habe einen Brief von Paul Sweezy erhalten.

Im Unterschied zu FH, die für Teile der Frauenbewegung arbeitet und von ihnen getragen wird, keine soziale Bewegung, für die zu arbeiten. – Zu lehren wird mir immer suspekter.

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Perestrojka. – Die Prawda soll fürchterlich niedergehen. Freund Frolow hat alle gegen sich, die »Konservativen« und die »Liberalen«; die ersten, weil er ihnen Gorbatschows Kurs aufzwingt, die zweiten, weil er keine Ahnung von Journalismus hat. Jetzt soll die Prawda autonom werden. Bin neugierig, wo das Stehaufmännchen wiederkehrt.

Le Monde vom Samstag behauptet, die Japaner seien verbittert, weil nur Deutschland jetzt seine Vergangenheit als besiegtes Land losgeworden sei.

Assad kriegt die pax syriana im Libanon als Gegenleistung für sein Bündnis mit den USA. Ägypten gewarnt durch die Ermordung des zweiten Mannes im Staat. Jameson meinte, auch das Attentat gegen Schäuble sei in diesem Zusammenhang zu sehen. Er machte mich auf den Artikel von Rafic Boustani und Philippe Fargues aufmerksam: »Entre Golfe et Méditerranée« (Le Monde, 13.10.). Klientelisierung der arabischen Welt durch das Petrogeld der Golfregion. Die Ökonomie des arabischen Nahen Ostens, des »Mashrek«, dreht sich seither um die Verwaltung des Einkommens. Der kosmopolitischste Arbeitsmarkt der Welt. Auch darauf hatte Fred geachtet: der Artikel zeigt, dass beide viktimisierte Länder, der Libanon wie Kuweit, eine in der arabischen Welt beispiellos freie Presse gehabt hatten, die nunmehr ausgeschaltet ist. Der König war nackt: die Verschiebung des Gravitationszentrums des Mittelmeers an den Golf hat den Leuten nichts gebracht.

George Bush laut FJ »in freiem Fall«.

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