Читать книгу PUNKTUM. - Wolfgang Priedl - Страница 14
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ОглавлениеBald nach den Gewittern waren die drei Männer, im Anschluss an ein formidables Abendessen, aus dem Gastraum wieder auf die Terrasse gewechselt. Sie wollen ihre Zigarren genießen.
Rauchen ist aber, seit die Politiker die Meinung vertreten, dass ihre Gesellschaft, die sie zu repräsentieren haben, unmündig ist, obendrein den Wirten die freie Wahl genommen haben, nur mehr im Freien erlaubt. Als die drei Männer sich ihre Zigarren anstecken, sagt der Untersetzte räuspernd, wehmütig: »Das war früher ganz anderes, als man in den Lokalen noch rauchen durfte.«
»Ja, ja, die guten alten Zeiten, als wir selbstbestimmt durch die Welt wandelten. Damals galten die freie Wahl und Selbstverantwortung noch etwas. Wir und die Lokalinhaber durften seinerzeit noch selbst entscheiden. Dafür stinkt es heutzutage in den Diskotheken nach pubertierenden Jugendlichen, wie in einem Turnsaal … «. Sie lachen herzhaft und paffen zufrieden ihre teuren Zigarren.
»… und damals hätte man auch nicht das Licht vor Mitternacht abgedreht. Hätte es alles früher nicht gegeben. Genauso wenig, dass wir hier im Dunkeln unseren Whisky trinken müssen«, ereifert sich der große Hagere und bläst geübt einen Rauchring in die kühle Nachtluft.
Der Glatzköpfige stellt sein Whiskyglas auf dem breiten Geländer der Terrasse ab. Er späht zum See hinüber und sieht einen dunklen Schatten am Bootssteg stehen. Er kneift die Augen zusammen und erkennt eine Gestalt, die eine Soutane mit Kollar und schwarzem Zingulum trägt. Sie kommt auf ihn zu.
Als der Priester an der Terrasse vorüber schlendert, sagt er: »Grüß Gott Herr Pfarrer. Genießen Sie die Kühle der Nacht?«
»Grüß Gott. Ja – manchmal benötigt man einfach Zeit für ungestörtes Nachdenken, um seine Gedanken neu zu sortieren. Das ist der ideale Platz dafür. – Schönen Abend noch … «
»Verzeihen Sie – eine Frage: Tragen Priester auch in ihrer Freizeit ihre Soutane?«, will der Mann wissen.
»In unserer Region gehört es bis heute zum Brauchtum … «, antwortet Joseph im Vorübergehen, ohne anzuhalten. Ihm ist nicht nach Small-Talk. Ihm ist kalt.