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Die Schatzsucher

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Golzew und sein Kumpan Martyn saßen im Anbau eines unauffälligen, fast baufälligen Schuppens zusammen. Im schummrigen Licht einer Petroleumlampe lagen Karten und verschiedene Skizzen ausgebreitet vor ihnen auf dem rohen Holztischchen. An den Wänden stapelten sich in windschiefen Regalen verschiedene Gegenstände, die sie bei ihren heimlichen Touren in die versprengten deutschen Anlagen schon gefunden und mitgebracht hatten. Neben wenig brauchbarem Werkzeug lagen da auch verschieden Waffen und einige desolate Munitionskisten. Diese enthielten aber mehr Ramsch, als wie scharfe Patronen oder ähnliche Dinge. Gerade schlug Martyn mit der Faust auf den Tisch, daß die halbgefüllten Wodkagläser gefährlich wackelten.

„Wir müssen endlich den Stollen mit den Fahrzeugen finden, du Idiot. Was nützt es, in den Gängen weiter irgendwelchen wertlosen Mist zusammenzulesen. Eines Tages fällt uns der ganze Kram überm Schädel zusammen und wir haben gar nichts davon!“

„Gib endlich Ruhe!“ konterte Golzew. „Ich weiß selbst, wo der Hase im Pfeffer liegt. Wir müssen eben noch etwas Geduld haben und uns diesen Abschnitt hier“, er deutete mit dem schmutzigen Zeigefinger auf die fleckige Karte, „näher ansehen.“

„Wer sagt dir überhaupt, daß dieses Ding echt ist“, maulte daraufhin sein Gegenüber.

„Nun mach aber mal einen Punkt. Die Karte habe ich selbst gestibitzt, als die sich aus den Bergen verpißten. Wer soll den da was gefälscht haben? Da war doch gar keine Zeit zu so was.“

Die Männer, beide etwas über 50 Jahre alt, schmächtig gebaut und in schmuddelige Bauernkleidung gehüllt, legten keinen gesteigerten Wert auf Äußerlichkeiten. Sie stammten aus den armen Dörfern am Gebirgsrand und kannten seit ihrer Kindheit nur schwere Arbeit und dann den Militärdienst. Mit Mühe konnten sie die Beschriftungen auf den Karten entziffern. Ihre spärlichen Deutschkenntnisse hatten sie sich bei der Zwangsarbeit erworben. Wer schnell verstand, überlebte da in der Regel eher.

„Wir haben bald die ganzen begehbaren Tunnel und zugesprengten Stollen soweit untersucht, wie es möglich war. Und gefunden haben wir da nur wertlosen Müll“, Golzew deutet mißmutig in das Regal hinter ihnen.

„Der Tunnel mit den Fahrzeugen muß in diesem Bereich liegen. Und da waren wir noch nicht.“ Martyns Finger wiesen auf die dichten Linien einer Bergwand. Die Karte zeigte hier auch den Verlauf einer Waldstraße. „Die Stollen im Berg werden doch irgendeine Verbindung dahin haben. Und wenn es nur ein einziger Gang ist. Anders kann ich es mir nicht vorstellen. Schließlich war alles miteinander verbunden. Wir müssen vom Einstieg zielgerichtet in dieses Gebiet vordringen und dürfen nicht wahllos in den bekannten Gängen umhertappen, wie bisher. Und gleich morgen geht‘s noch mal los!“ Mit Nachdruck setzte Martyn die flache Hand auf den Kartenbereich, wo sich seiner Meinung nach der geheimnisvolle Stollen verbarg.

„Wenn du mich fragst, ich glaube bald immer mehr, der wichtigste Bereich der Anlage, ihr Herzstück sozusagen, liegt weiter unbeschadet im Gebirge“, sinnierte nun Golzew. „Die angefangenen und zugesprengten Stollen und das ganze Wirrwarr und der Müll darin sind nur eine Art Schild zur Täuschung für solche Leute wie unsereins. Alles sieht vordergründig aus, wie eine riesige aufgegebene Baustelle - oberirdisch wie unterirdisch. Man kann da noch Baumaterial und halbwegs brauchbaren Schrott holen, aber das war’s schon. Dabei steckt in Wirklichkeit der Kern noch immer tief im Gebirge. Doch keiner ahnt etwas davon. Gnade einem Gott, wenn man auf einen der wirklichen Zugänge dahin stieße, kann ich da nur sagen ... Da wirst du garantiert pulverisiert, gebraten oder fällst in irgendein abgrundtiefes Loch. Die haben alles Wichtige tödlich abgesichert, kannst du glauben. Und der Kram funktioniert garantiert in hundert Jahren noch.“

„Das kann schon sein“, erwiderte Martyn unwirsch. „Aber was kümmert uns den ihr Teufelszeug. Wir wollen schließlich nur an die Klunkern. Und davon haben sie auf jeden Fall was mit auf den Lkws gehabt. Die wollen wir finden und nicht das verdammte Kernstück einer Anlage. Diese Fahrzeuge sind von außen sicher nur einfach zugesprengt und die Stelle abgetarnt worden. Natürlich muß man vorsichtig sein. Wenn ich allein an die Toten denke, die der Werwolf damals noch in die Bäume hängte ..., brrr, einfach fürchterlich.“

Noch eine Weile unterhielten sich die Männer über ihr weiteres Vorgehen. Dann endlich, weit nach Mitternacht, verlosch die blackende Funzel in dem Schuppenanbau. Türen klappten, ein Licht flackerte nochmlas auf. Dann waren sie auf verschiedenen verborgenen Wegen in der Dunkelheit verschwunden, die das kleine Dorf schon lange einhüllte.

Das Erbe

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