Читать книгу Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband - Alfred Bekker - Страница 26

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Wir verließen die Kirche und gingen zurück zum Wagen.

Die Dunkelheit würde bald hereinbrechen. Ein trüber Abend senkte sich über die grauen Steinhäuser von Ranby.

Für einen kurzen Moment glaubte ich die Anwesenheit einer mentalen Kraft zu spüren.

Aber nur sehr schwach.

Es war keine wirkliche Berührung, so wie beispielsweise während der Überfahrt von Portsmouth auf die Isle of Wight.

Schon im Turm, während Miles mit uns gesprochen hatte, hatte ich es hin und wieder wahrgenommen, war mir aber nicht sicher gewesen. Außerdem hatte ich mich vollkommen auf das konzentriert, was der eigenartige und offenbar völlig verängstigte Totengräber uns zu berichten hatte.

Jetzt allerdings war ich mir sicher.

Etwas war dagewesen.

Eine übersinnliche Kraft oder...

Ein Beobachter!

Wir machten uns auf den Weg nach Cornelius Manor, dem Landsitz des mysteriösen Mr. Marcus Cornelius, über den der Totengräber so düstere Andeutungen gemacht hatte.

"Ich frage mich, wohin es unseren guten Inspector Rankine gezogen hat", meinte Tom Brown.

"Ich nehme an, er wird irgendwen in der Umgebung befragen. Ich würde mich nicht wundern, wenn er irgendwelchen Hinweisen nachgeht, von denen er uns nichts gesagt hat!"

"Ich hoffe nur, dass wir ihn nicht auf Cornelius Manor wiedertreffen!"

"Ich nehme an, dass er dort schon war. Auch, wenn er das nicht ausdrücklich gesagt hat."

Während Tom Brown am Steuer saß, holte ich einen Ausdruck der Dokumentation seltsamer Vorfälle auf der Isle of Wight hervor, die Tom Brown im Auftrag des Ordens vom Heiligen Licht erstellt hatte. Die Daten waren zwar auch der DVD, die er mir gebrannt hatte, aber während der Fahrt bevorzugte ich die gedruckte Form, auch wenn ich dabei auf bewegte Bilder aus Fernsehaufzeichnungen verzichten musste.

Die DVD mental abzutasten kostete mich auf die Dauer zuviel Energie. Und ein Laptop auf den Knien ist während der Fahrt auch nicht gerade das Optimale.

Tom Brown hatte sich wirklich eine Menge Arbeit gemacht.

Fieberhaft blätterte ich die Seiten der sehr akribischen Arbeit des Bostoner Archäologen George Maitland um...

Schon während der Fahrt hier her, hatte ich mich intensiv in diese Arbeit vertieft...

Maitland zu Folge gab es seit Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden immer wieder Fälle, die an jenen erinnerten, der sich auf dem Friedhof von Ranby zugetragen hatte...

Zahlreiche Dokumente hatte der Gelehrte in jahrelanger Arbeit dafür durchforstet. Und bei Grabungen an einem Ort, an dem sich zur Zeit der römischen Besatzung im dritten nachchristlichen Jahrhundert eine römische Garnison befunden hatte, war er auf Darstellungen in Reliefs gestoßen, die den Schluss nahelegten, dass es auch zu jener Zeit bereits derartige Vorfälle gegeben hatte.

Ich blätterte weiter.

In Maitlands Arbeit befanden sich unter anderem Abbildungen dieser Steinreliefs.

Während der Fahrt von London nach Portsmouth hatte ich sie mir nur flüchtig angesehen.

Jetzt sah ich die schwarz-weiß Ausdrucke wieder vor mir.

Die Bildqualität war alles andere als gut.

Aber darauf kam es im Augenblick nicht an.

Mir ging es um etwas ganz anders.

"Ich habe es gewusst", murmelte ich.

"Wovon sprichst du, Reilly?", fragte Tom Brown.

"Quarmartegis sequo'on Maltevet", zitierte ich. "Die Inschrift in der Kirche... Ich wusste, dass ich sie schon einmal gesehen habe! Diese Worte standen schon auf einem alten, römischen Relief, das George Maitland für seine Arbeit herangezogen hat..."

"Und?", fragte Tom Brown. "Was haben diese seltsamen Worte zu bedeuten?"

"Maitland glaubt Belege dafür zu haben, dass es sich um eine magische Formel handelt, deren Ursprung noch älter sein muss, als dass sie von Kelten stammen könnte. Eine magische Formel, die an Türen geschrieben wurde, um sich vor der Wiederkehr der Toten zu schützen..."

"Es hat solche Rituale zu allen Zeiten gegeben, Reilly!"

"Mag sein, aber vielleicht hatten die damaligen Bewohner der Isle of Wight einen ganz konkreten Anlass, sich vor den Toten zu fürchten. Maitland belegt anhand seiner Grabungen, dass diese Inschriften schlagartig im dritten Jahrhundert auftauchen..."

"Eine Tradition, die offenbar bis in die heutige Zeit reicht", ergänzte Tom Brown.

"Zu dumm. Ich hätte Miles gerne danach gefragt. Oder den Reverend."

Ich holte mein Handy aus dem Handschuhfach und wählte die Nummer des Klosters von Clairmont, dem Stammsitz des Ordens vom Heiligen Licht. Vielleicht konnte man im dortigen Archiv etwas über jenen Mann in Erfahrung bringen, zu dessen Landsitz wir jetzt unterwegs waren.

Marcus Cornelius.

Wenn er tatsächlich als Okkultist oder Anführer einer geheimen Gruppe tätig gewesen war, mochte es gut sein, dass man in Clairmont etwas über ihn in ihrem Archiv hatte...

Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband

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