Читать книгу Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband - Alfred Bekker - Страница 37

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Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, vielleicht nur ein Augenaufschlag - oder ein halbes Leben. Ich hätte es in diesem Moment unmöglich abschätzen mögen.

Ich fühlte nur, dass ich auf dem Boden lag.

Ich blickte auf.

Eines dieser kleinen Nachtgeschöpfe, die aus der Erde emporgekommen waren kroch auf mich zu. Der vordere Teil sah aus wie bei einer Ratte. Den hinteren Teil konnte ich nur als Schatten erkennen. Aber für eine Ratte war er zweifellos zu groß.

Ich schrie auf.

In dem Moment, als diese Kreatur mich erreichte, zerfiel sie zu dunkler Erde. Ich fuhr hoch und bemerkte, die Erdklumpen, die bereits auf meinem Rücken waren. Nun fielen sie von mir ab.

"Tom Brown!", rief ich.

Er befand sich einige Meter von mir entfernt.

Ich stand auf und lief zu ihm, während ich den Blick schweifen ließ. Mit Erstaunen nahm ich wahr, wie sich die Reihen der Schattenkreaturen um uns herum lichteten. Sie zogen sich zurück, zerfielen...

Tom Brown murmelte immer wieder die magische Schutzformel vor sich hin.

Dabei zeichnete er mit dem Zeigefinger etwas in den harten, feuchten Boden.

Er arbeitete mit fieberhafter Eile.

Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.

Verwundert sah ich ihm zu...

Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen!

Auf dem Boden sah ich jenes kompliziertes Symbol, das ich einen kurzen Moment vor meiner Bewusstlosigkeit in Bruder Valjeans Buch zu sehen geglaubt hatte.

Als er fertig war, stand er auf, breitete die Arme aus und begann, eine immer gleiche Silbenfolge zu rufen.

Ein stöhnender, fast schmerzerfüllter Laut war zu hören.

In den Gesichtern von Marcus Cornelius und Claudia hatte sich Entsetzen breitgemacht.

Sie hielten jetzt beide den Stein umfasst, dessen pulsierendes Leuchten die Knochen ihrer Hände und Arme sichtbar machte.

Ein Strahl fuhr aus dem Stein heraus, mitten in das Zentrum jenes Zeichens hinein, das Tom Brown in die Erde geritzt hatte.

Ein zischender Laut ertönte. Dann sammelte sich das grüne Licht im Zentrum der Zeichnung zu einem grell aufleuchtenden Ball, der immer kleiner wurde. Er schrumpfte zu einem winzigen Punkt und verschwand.

Im selben Moment erstarrten Claudia und Marcus Cornelius.

Einen Augenblick noch hielten sie gemeinsam den Stein umklammert, dessen Leuchten nun verschwunden war.

Dann zerfielen sie vor unseren Augen.

Sie wurden zu dem, was sie eigentlich schon seit mehr als 1700 Jahren hätten sein müssen.

Staub, den der kühle Nachtwind mit sich nahm.

Tom Brown atmete tief durch. Er wandte den Kopf.

Die aus der Erde hervorgekommenen Kreaturen waren allesamt verschwunden.

Niemand bedrohte uns noch.

"Yramkyrr ist gebannt", sagte ich.

Jedenfalls konnte ich nichts mehr von jener übersinnlichen Kraft spüren, die von Yramkyrr ausgegangen war.

Ich blickte auf das eigenartige Zeichen, das er in den Boden geritzt hatte.

"Woher wusstest du, was du tun musstest?", fragte ich.

Tom Brown lächelte.

"Eine Erinnerung", sagte er. "Eine Erinnerung aus einem früheren Leben. Es waren bislang nur Bruchstücke, mit denen ich nichts anzufangen wusste und die ich auch nicht einordnen konnte. Ich habe lange darunter gelitten. Unser Ordensbruder Pater Domenicus hat vergeblich versucht, eine Reinkarnationstherapie mittels Hypnose bei mir durchzuführen.

Aber jetzt sehe ich klarer."

"Wodurch wurde das ausgelöst?"

"Keine Ahnung. Da war eine mentale Kraft..."

Ja, dachte ich. Meine mentale Kraft...

Oder was sonst?

Tom Brown fuhr fort: "Es war ein sehr kurzes Leben, das hier irgendwo in der Gegend stattfand. Im Alter von vier oder fünf raffte mich eine heimtückische Seuche dahin...Geblieben sind nur ein paar diffuse Eindrücke. Zum Beispiel von einem Ritual zur Bannung von Dämonen, die sonst die Toten zu rufen vermögen... Ich versuchte verzweifelt, mich an die Einzelheiten des Zeichens zu erinnern, das der Druide unseres Dorfes auf den Boden ritzte..." Sein Blick war in sich gekehrt und sehr nachdenklich. "Seltsam, ich hatte das Gefühl, als ob etwas meinen Geist berührte... So etwas habe ich zuvor noch nie erlebt..."

"War es vielleicht...."

"Yramkyrr?"

"Er verfügte über eine gewaltige übersinnliche Energie!"

Tom Brown schüttelte den Kopf.

"Nein. Es war etwas Vertrauteres... Jedenfalls fiel mir im nächsten Moment die Form dieses seltsamen Zeichens in allen Details ein. Es stand gewissermaßen vor meinem inneren Auge..."

Sollten deine magischen Kräfte inzwischen so stark geworden sein, Reilly?, ging es mir durch den Kopf. Zumindest für einen sehr kurzen Moment schien es so gewesen zu sein.

Eine Art Gedankenverbindung!

Welche andere Erklärung wäre denkbar gewesen? Ich hatte keine Antwort. Später erfuhr ich von Bruder Pierre Valjean, dass das aufgeschlagene Buch mit der Zeichnung sich tatsächlich zu jenem, entscheidenden Zeitpunkt in der Bibliothek befunden hatte.

Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband

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