Читать книгу Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband - Alfred Bekker - Страница 28

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Der lebende Tote veränderte ein wenig seine Laufrichtung.

Er schien an Toms Seite an dem Volvo vorbeigehen zu wollen.

Die starren Augen musterten uns auf unbehagliche Weise.

Tom Brown sprach ihn an.

"Clyde Ralston?"

Die Gestalt stoppte.

Dann führte sie eine blitzschnelle Bewegung mit der linken Hand durch, während die rechte noch immer das Motorrad hielt.

Der Unheimliche packte Tom Brown am Kragen.

Die Kräfte, über die er verfügte, mussten immens sein. Sie schienen über jedes natürliche Maß hinauszugehen. Er drückte Tom Brown brutal gegen den Wagen. Unerbittlich griff der Unheimliche zu. Tom Brown versuchte, sich zu befreien, aber den Kräften seines Gegenübers hatte er nichts entgegenzusetzen.

Tom Brown wurde roh zu Boden geschleudert.

Er rollte sich ab und war eine Sekunde später wieder auf den Beinen.

Die Totengestalt setzte ihren Weg unbeirrt fort.

Ein dumpfer, knurrender Laut kam über die farblosen Lippen. Der Mund öffnete sich dabei nicht. Die Züge blieben so starr, wie sie zuvor gewesen waren.

"Alles okay?", rief ich.

Tom hielt sich die Schulter.

Die Gestalt führte das Motorrad mit einer Hand. Erst als er den Volvo passiert hatte, bemerkte ich, dass sich das Hinterrad überhaupt nicht bewegte. Die Bremse blockierte offenbar. Aber den Unheimlichen schien das nicht weiter zu stören. Einhändig zog er das Gefährt hinter sich her. Der Reifen rieb über die Straße. Eine ungeheure, geradezu übermenschliche Kraft war dazu nötig.

Tom Brown, der sich indessen wieder aufgerappelt hatte, wich zur Seite. Ich ging zu ihm.

"Was ist mit deiner Schulter?"

"Halb so wild! Ein blauer Fleck..."

Ich murmelte einen Heilungszauber.

Er atmete tief durch. "Mein Gott, wohin geht er?"

"Ich habe nicht die geringste Ahnung... Aber ich spüre die mentale Kraft, die ihn lenkt..."

Die Gestalt, die einmal Clyde Ralston gewesen war, blieb stehen. Sie hob das Motorrad mit einer Hand hoch, als würde es sich um ein Kinderfahrrad handeln. Und dann schleuderte er es zur Seite. Es rutschte die Böschung neben der Straße hinunter.

Dann wandte er den Kopf.

Ich fühlte einen leichten Druck hinter meinen Schläfen.

Eine übersinnliche Kraft...

Der Tote schwankte auf uns zu.

Seine Hände hoben sich. Ein dumpfes Knurren war zu hören.

"Er greift an!", stellte Tom Brown fest.

Ich war starr vor Schrecken.

Plötzlich blitzte etwas in den gebrochenen Augen des Toten.

Ein grünes Leuchten. Es wurde stärker, begann zu pulsieren.

Ich war mir sicher, es bereits während der Überfahrt im Nebel gesehen zu haben. Die übersinnliche Energie, die ich spürte, hing mit dieser Leuchterscheinung zusammen. Da war ich mir absolut sicher...

Was, um Himmels Willen ist das?, durchschoss es mich.

Waren das die finsteren Mächte, von denen der Totengräber nur in Andeutungen gesprochen hatte? Mächte, die in irgendeiner Weise mit Marcus Cornelius, dem mysteriösen Besitzer von Cornelius Manor in Zusammenhang standen?

"Zum Wagen, Reilly!", schrie mir Tom Brown zu. "Was auch immer das für eine Kreatur ist - sie ist stärker als alles, was ich bisher erlebt habe..."

Ich widersprach nicht.

Tom Brown deutete zur Beifahrertür.

Ich nickte.

Der Weg zur Fahrertür war uns versperrt. Dort konnten wir nicht hingelangen, ohne dieser wankenden Schattengestalt direkt in die Arme zu laufen.

Das Leuchten in den Augen des Toten begann immer stärker zu pulsieren. Ein Teil des Kopfes sah plötzlich aus, wie auf einem Röntgenschirm. So stark war die Energie dieses geheimnisvollen Lichtes.

Etwas bewegte sich links von mir, unten, auf dem Boden...

Ich sah mit den Augenwinkeln eine Bewegung. Das Blut drohte mir in den Adern zu gefrieren. Etwas brach aus dem Boden heraus. Der ohnehin brüchige Asphalt bekam weitere Risse, die sich wie die Schlangenlinie eines Flusses über den Boden zogen.

Einem Delta gleich verzweigten sie sich. Brocken von Asphalt hoben sich an mehreren Stellen gleichzeitig...

Aus den Augenwinkeln heraus sah ich den grünlich schimmernden, vertrocknet und beinahe mumifiziert wirkenden Kopf einer großen Ratte aus der Straße hervor dringen.

Und dann...

Eine Hand!

Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband

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