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1.3.2 Introvision

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Parallel zur Untersuchung von Konflikten begann die Verfasserin bereits Ende der 1970er Jahre damit, sich mit der Frage zu befassen, wie sich solche Konflikte wieder auflösen lassen. Auslöser dafür waren die Reaktionen von Bekannten, Freunden und Studenten. Als wir ihnen von unseren Forschungsergebnissen erzählten, reagierten sie praktisch unisono mit der Frage: »Und wie kommt man aus einem solchen Konflikt wieder heraus?« In anderen Worten (auch wenn die meisten zu taktvoll waren, dies so direkt auszusprechen): »Wenn ihr so schlau seid, dann seht doch mal, ob ihr mir helfen könnt, meinen Konflikt aufzulösen!« Erste Versuche, sie theoretisch von der Dysfunktionalität imperativischer Vorstellungen zu überzeugen, führten dazu, dass viele von ihnen sagten: »Ich weiß ja, dass … – aber …!«oder: »Ich weiß ja, dass es nicht schlimm ist zu versagen, aber ich habe trotzdem Angst davor!«

Deshalb wurde ein anderer Weg eingeschlagen. Statt auf die Methode der Überzeugung zu setzen, so wie es in vielen kognitiv-verhaltenstheoretischen Ansätzen geschah und geschieht (z. B. Beck, 1971; Ellis, 1978; Kanfer et al., 2012; Meichenbaum, 1977, 1991; Schulz v. Thun, 1998), begann die Entwicklung der Introvision mit der Prämisse, dass es sinnvoll sei, dem »Schlimmen ins Gesicht zu sehen«, um so den Konflikt »von seiner Wurzel her« aufzulösen. Dabei stellten sich mehrere Fragen:

1. Wie lässt sich das Zentrum des »Schlimmen« finden?

2. Was bedeutet es, dem Schlimmen »ins Gesicht zu sehen«?

3. Inwieweit führt dies tatsächlich zu einer Reduktion oder zu einer Auflösung des Konflikts?

4. Und falls ja: Wie lässt sich das erklären?

Seit Beginn der 1980er Jahre wurde die Methode der Introvision in der Praxis – Einzelberatungen, Seminare, Untersuchungen – erprobt und weiterentwickelt, parallel zu den empirischen und theoretischen Untersuchungen. Wenn Schwierigkeiten in der Praxis auftauchten, wurden diese als Herausforderung für die Theorieentwicklung aufgefasst; umgekehrt führten neue theoretische Einsichten zur Weiterentwicklung der Praxis (s. unten). Als sich herausstellte, dass es Seminarteilnehmern manchmal schwerfällt zu verstehen, was KAW bedeutet, wurden von der Verfasserin im Sinne einer pragmatischen Operationalisierung vier Übungen dazu entwickelt ( Kap. 3), die dann ihrerseits wieder Gegenstand empirischer Untersuchungen wurden.

Gelassenheit durch Auflösung innerer Konflikte

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