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7. Pia

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04:45 Uhr.

Seit ca. einer Stunde liege ich hellwach in meinem Bett und starre in die Dunkelheit. Ich muss Melvin sagen, dass er sein Leben radikal ändern soll. Für Celine. Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie sie sich verändert hat! Es schockiert mich, dass ich geglaubt habe, dies sei nicht möglich. Ich, der sich immer für so tolerant und weitsichtig gehalten hat, war im Grunde spießig und voreingenommen. Durch das Bild das ich mir von ihr zurechtgelegt hatte, hatte ich ihr viel zu früh einen Stempel aufgedrückt und war froh, dass die Beziehung zu Melvin beendet war. Dafür schäme ich mich in diesen Minuten in Grund und Boden. Celine hingegen, hatte die Liebe entdeckt. Die Liebe zu sich und zu Melvin. Mit dieser Reife war es ihr möglich, sich in kürzester Zeit zu verändern. Es war doch so einfach. Liebe verändert einfach alles. Eine nie da gewesene Ruhe und Selbstsicherheit ging nun von ihr aus.

Ich wünschte Pia wäre hier! Ich wünschte, sie könnte mir mehr von ihrem Leben erzählen. Ich wünschte, es wäre eine heiße Sommernacht und wir wären nur mit einem dünnen Bettlaken bedeckt und ich würde sie in meinen Armen halten. Ich denke jeden Morgen an sie, wenn sie in Formel eins Manier, eine Stunde lang durch den Stadtverkehr von Zürich, ins Institut rast. Und abends zurück. Wie in „Stadt der Engel“ (mit Nicolas Cage und Meg Ryan) – aber diesmal mit Happy End – wünschte ich, ich könnte unsichtbar neben ihr stehen und ihr zusehen, wie sie in ihren Computer eintaucht und ihre Gefühle und Träume vergisst. Ich würde meine Hand auf ihre Schulter legen, um ihr den Druck zu nehmen. Ich würde ihr meine Energie einhauchen, damit sie innehalten könnte, um zu erkennen, was für eine wunderbare Frau sie ist. Ich wünschte tatsächlich Seth – Nicholas Cage – zu sein, um ihr ein überwältigendes Gefühl von Stärke, Selbstsicherheit und innerer Ruhe vermitteln zu können. Ich wünschte Frederic Henry zu sein. Und sie sei Catherine Barkley. (Um die Verwirrung nicht noch größer werden zu lassen: Das ist jetzt kein Kinofilm sondern Weltliteratur – „In einem andern Land“ von Ernest Hemingway.) Dies wünsche ich mir aber nur, wenn mir jemand garantieren kann, dass wir wiederum ein Happy-End erleben werden, bei dem sie eine astreine, gelungene Entbindung hinlegt und uns einen quietschfidelen Jungen oder ein noch quietschfideleres Mädchen schenkt. Ich wünschte, wir wären in einer traumhaften Suite, mit Blick aufs Meer, an einem ebenso traumhaften Strand. Die Sonne ist gerade aufgegangen und wir liegen uns lächelnd in den Armen, weil wir uns die ganze Nacht geliebt haben. Oder wir wären in meinem Hotelstrandappartement in Santa Monica. Dann würde ich mich auf Zehenspitzen hinausschleichen, während sie noch schläft und zu den Jungs runter in die Küche gehen, die gerade Frühstück für unsere Gäste zubereiten. Ich würde ihnen erzählen, dass Pia in meinem Bett liegt. Oder vielleicht doch nicht. Sie würden es mir sicher auch so ansehen. Ich würde ihr Kaffee, frisch gepressten Orangensaft, Bagels mit viel Honig und Marmelade, Croissants, ein kleines Omelette, und leckere Früchte ans Bett bringen. Nach dem Frühstück würden wir in meinem alten Cadillac Cabrio auf dem Highway Number One Richtung Norden fahren, direkt an der Pazifikküste entlang, vorbei an Ventura, Santa Barbara, Morro Bay, Monterey, San Mateo zur Bucht von San Francisco. „Whale and Dolphins watching“. Sie wäre die ganze Zeit an mich geschmiegt und würde ihren anstrengenden Job vergessen. Unterhalb der Golden Gate Bridge würden wir dann in ein gemütliches Motel einchecken. Ich wünschte weiterhin, sie würde ihre defensive Haltung bald aufgeben und bemerken, wie schön das Leben sein kann! Ich wünschte, ich hätte den Mut, sie einfach anzurufen, um in Echtzeit mit ihr auszugehen. Einen Kaffee trinken, oder ein romantisches Essen beim besten Italiener der Stadt. Sie könnte mir behilflich sein, einen Laptop für meine Schreiberei zu kaufen, da ich von Computern zu wenig Ahnung habe. Anschließend könnten wir fürs Wochenende nach Paris fliegen, um das Rodin Museum, Sacre Coeur oder den Louvre zu besuchen. Galant überlasse ich ihr die Wahl, Paris oder New York. Die schönsten Cafes der Welt gibt es in Paris. Die interessantesten Menschen in New York City. Wenn sie endlich ihre vielen Überstunden abfeiern würde, könnten wir nach N.Y.C. jetten. Auf dem Weg dahin, könnte sie mir den Unterschied zwischen einem Laptop und Notebook erklären und berechnen, ob wir tatsächlich so hoch fliegen wie der Monitor anzeigt.

In New York würde ich ihr das Empire State Building, den Ground Zero, die Brooklyn Bridge, die Kunstgalerien von Soho und Chelsea, das Guggenheim Museum, den idyllischen Central Park, Long Island und Coney Island zeigen. Wir würden den ganzen Tag Taxi fahren, weil man hier immer die schrägsten Typen als Fahrer serviert bekommt. Wir würden einen Abstecher nach Harlem machen, meine uralte Großtante besuchen, die zwar nicht mehr weiß, wer ich bin, aber sich trotzdem immer über Besuch freut. Schließlich würden wir an einem Gospel Gottesdienst teilnehmen – ein Muss, wenn sie mich näher kennenlernen möchte. Gegen sieben Uhr morgens schlummere ich endlich ein. Gut, dass ich ausschlafen kann.

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Nie mehr Blind Date

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