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Heureka durch radioaktiven Brotschimmel

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Mit den Augen der Taufliege hatte sich die Genetik zum Überflieger der Naturwissenschaften im 20. Jahrhundert entwickelt. Es dauerte allerdings noch weitere dreißig Jahre, bis George Beadle und Edward Tatum den nächsten großen Schritt auf dem Weg zur Entschlüsselung des Erbgutes gingen. Sie fanden heraus: Gene können mehr als nur Erbfaktoren mischen.

Die Biologen verzichteten als erste auf Drosophila melanogaster und setzten einen neuen Testkandidaten auf das genetische Karussell. Nach der Erbse und der Fliege sollte nun schimmeliges Brot das Geheimnis des Lebens entschlüsseln helfen. Praktisch: Um Kulturen des Schimmelpilzes Neurospora crassa zu züchten, brauchten Beadle und Tatum nicht einmal mehr Glasbehälter. Brot, Luft und Wasser waren genug. Überdies ist Neurospora ein einfach gestricktes Lebewesen. Bei nur einem einzigen Satz Chromosomen sind genetische Veränderungen leicht zu erkennen – eine Chance für die Genetik.

An der Stanford University in Kalifornien bestrahlten Beadle und Tatum den Schimmel radioaktiv. Ende der 1930er Jahre war bereits bekannt, dass radioaktive Strahlen Mutationen hervorrufen können – ein Schreckgespenst aus dem Atomzeitalter. Für die Biologen aber öffnete die radioaktive Bestrahlung von Neurospora crassa die Tür zu einem tieferen Verständnis genetischer Zusammenhänge.

Beadle, ein Schüler von Thomas Hunt Morgan, entdeckte bei dem bestrahlten Schimmelpilz tatsächlich einen Defekt. Die Kulturen waren nicht mehr in der Lage, die Nährstoffe zu produzieren, die den Pilz wachsen ließen. Als Beadle die Nährstoffe jedoch künstlich auf den Schimmel gab, begannen einige Pilze wieder zu sprießen. Zusammen mit seinem Kollegen Edward Tatum kam er zu dem Schluss, dass die Pilze keine Nährstoffe mehr produzieren konnten, weil ihre Gene defekt waren. Gene, so lautete die Erkenntnis in Kalifornien, geben nicht nur Erbinformationen von einer Generation an die nächste weiter, sie steuern auch die Enzyme eines Lebewesens. Zum ersten Mal keimte in den Köpfen der Biologen der Verdacht, dass die Genetik die Wissenschaftler zu den tiefsten Geheimnissen des Lebens führen könnte. Dafür gab es 1959 zum zweiten Mal einen Nobelpreis in der jüngsten Disziplin der Biologie.

Vaterschaftstest für Pharao

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