Читать книгу Der Migräne-Detektiv - Dr. medic Roland Pfeiffer - Страница 10

Fall 5: Wirbelblockaden und andere osteopathische Dysfunktionen

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Eine 26-jährige Altenpflegerin kam sehr verzweifelt in meine Praxis. Sie litt seit neun Jahren an Migräneattacken zunehmender Intensität und Häufigkeit. Sie hatte diese lange Jahre als unabänderlich hingenommen. Seit einigen Monaten ging den Anfällen eine Aura mit plötzlichen Sehstörungen und minutenlangem, völligem Ausfall des Sehvermögens voraus. Dadurch wurde ihre Fähigkeit, Auto zu fahren, stark beeinträchtigt. Sie entschloss sich, im Internet nach Abhilfe zu suchen und stieß dabei auf meine Praxis. Ich erklärte ihr mein Behandlungskonzept und die Tatsache, dass nach 10 bis 20 Behandlungen 75% meiner Patienten dauerhaft von ihrer Migräne geheilt sind. Weitere 10% erleben nur noch sehr selten auftretende, deutlich kürzere und weniger intensive Anfälle.


Ich schlug ihr vor, zunächst wie üblich nach der Anamnese und vor der osteopathischen Untersuchung, einige Laboranalysen vorzunehmen. Sie lehnte das rundherum ab, einmal aus Kostengründen und, weil sie überzeugt war, dass die Migräne eher etwas mit ihren Schulter-Nacken-Verspannungen zu tun hatte. Ich schloss daher an die Anamnese direkt die osteopathische Untersuchung an. Ich stellte bei der Patientin eine durch einen Beckenschiefstand bedingte Beinlängendifferenz fest. Das linke Bein war bei ihr dadurch kürzer. In Folge dessen war der 2. Halswirbel (Axis) nach links verschoben und nach rechts rotiert. Der 1. Halswirbel (Atlas) war nach rechts verschoben, rotiert und nach unten gekippt. Hinzu kamen Muskelhartspann und mehrere Wirbelblockaden im Bereich der oberen und mittleren Brustwirbelsäule, starke Muskelverspannungen und Fasziendistorsionen im Bereich des Trapezius-Muskels sowie des Schulterblatthebermuskels. Im Areal der Schädelknochen traf ich auf ein craniosakrales Fehlspannungsmuster und das Zwerchfell zeigte eine reduzierte Beweglichkeit.

Ich behandelte und löste alle Spannungsmuster sowie die Blockaden der oberen Halswirbel mit sanften osteopathischen Techniken und bat die Patientin, zwei Wochen später wiederzukommen. Zwei Tage vor dem zweiten Termin sagte sie diesen aus finanziellen Gründen ab. Außerdem wollte sie erst einmal den Erfolg der ersten Behandlung abwarten. Sie habe immerhin die letzten zwölf Tage keine Migräne mehr gehabt. Auf meinen Einwand hin, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass die Migräne mit nur einer Behandlung dauerhaft beseitigt ist und dass ich ihr gerne in Form von Ratenzahlungen entgegenkommen könne, antwortete sie nicht. Ich verbuchte sie innerlich, mit Bedauern, als Therapieabbrecherin. Drei Jahre später rief sie mich überraschend an und bat mich, ihren Ehemann wegen eines gesundheitlichen Problems zu untersuchen. Sie selbst sei vor langer Zeit bei mir gewesen und mit der Behandlung sehr zufrieden gewesen. Trotz der langen Zeit, erinnerte ich mich wegen ihres auffälligen Namens sofort an sie und fragte sie nach ihrer Migräne. Freudig berichtete sie, dass sie seit meiner Behandlung keine Migräne mehr gehabt habe. Ich war sehr überrascht und bedankte mich für die, wenn auch verspätete, Rückmeldung. Seither weiß ich, dass manchmal schon eine einmalige Auflösung von Spannungen und Blockaden den Körper wieder soweit ins Gleichgewicht bringen kann, dass der Körper die verbliebenen Belastungen gut kompensiert.


Meine Hypothese ist, dass die mit dem Beckenschiefstand verbundene Beinlängendifferenz dazu geführt hatte, dass sich der 1. und 2. Halswirbel verschoben, verdreht und blockiert hatten. Die Blockade der ersten beiden Halswirbel führte zu einer Irritation der Nerven des oberen Grenzstranges. Dadurch wurden auch das Ganglion cervicale superius und der Trigeminusnerv irritiert. Das wiederum beeinflusste die Steuerung der Durchblutung der Hirngefäße und löste Nitrostress und Schmerz aus. Da ich normalerweise 10 bis 20 Behandlungssitzungen auf verschiedenen Behandlungsebenen bis zur völligen Ausheilung der Migräne ansetze, ist der Therapieerfolg nicht immer so eindeutig auf eine Ursache zurückzuführen, wie in diesem Fall.

Der Migräne-Detektiv

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