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Kapitel 1

Migräne

Was ist Migräne und wie häufig kommt sie vor?

Migräne ist in aller Munde. Doch was genau ist Migräne? Das wollen wir wissen, bevor wir uns auf die Spurensuche begeben. Migräne ist ein meist einseitiger Kopfschmerz. Er tritt oft anfallsartig auf und kann stunden- oder tagelang anhalten. Nicht selten wird der Schmerz von einer Aura mit Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet. Manchmal treten auch Sprachstörungen, Sehstörungen, Gedächtnisausfälle und andere neurologische Symptome auf. In Deutschland leiden zirka acht Millionen Menschen an Migräne. Davon sind etwa zwei Drittel Frauen.

Bei Migräne liegt eine energetische Unterversorgung, eine Fehlsteuerung oder eine Überreizung verschiedener Nervenzentren vor, die durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Ziel jeder Behandlung ist es daher, das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen und das Missverhältnis zwischen Energiebedarf und Energieversorgung auszugleichen.


Das Fass der Ursachen – ein Modell zur Erklärung der Migräne

Die Entstehung einer Migräne kann man sich vereinfacht mit dem „Fassmodell“ vorstellen.

Wir vergleichen den menschlichen Körper mit einem Fass. Dieses Fass füllt sich langsam, wenn mehrere Belastungsfaktoren gleichzeitig auftreten und Volumen einbringen. Welche Faktoren das sein können, beschreibe ich im nächsten Kapitel und in den 44 Fallbeispielen.

Unser Körper besitzt eine sehr hohe Kompensationsfähigkeit. Füllt sich das Fass bis zum oberen Rand, zeigt der Körper noch keine Reaktion. Fließt nun aber ein Tropfen zu viel in das Fass, läuft dieses über und der Körper reagiert. Diese Reaktion entspricht dem Migräneanfall. Es geht also in der Migränebehandlung darum, soviel Volumen wie möglich aus dem Fass herauszunehmen, so dass kleinere Ereignisse, wie Wetterwechsel oder Stresssituationen, es nicht zum Überlaufen bringen. Es ist aus meiner Sicht müßig darüber zu diskutieren, ob man den genetischen Anteil, meist eine durch die Mutter vererbte Mitochondrienschädigung, den wir nicht beeinflussen können und der nach meinen Schätzungen meist zwischen 10% und 30% des Fassvolumens ausmacht, als Ursache bezeichnet und alle anderen Faktoren als Auslöser. Oder aber, ob man alle Faktoren als Ursachen bezeichnet. Im Fassmodell spielt dies ohnehin keine Rolle. Alle Faktoren zusammen füllen das Fass und wir müssen dieses, nach meiner Schätzung, etwa zur Hälfte leeren. Dann tritt keine Migräne mehr auf. Je höher also der genetische Anteil ist, desto mehr andere Faktoren gilt es herauszunehmen. Wir müssen systematisch herausfinden, womit das Fass gefüllt ist und wie wir es zumindest bis zur Hälfte entleeren können. Das ist die Herausforderung!

Wie ein Migräneanfall entsteht

Um zu verstehen, was bei einer Migräneattacke im Körper passiert, tauchen wir medizinisch etwas tiefer in die Materie ein. Das Migräneursachen-Schema auf Seite 17 zeigt uns das Zusammenspiel der Faktoren, die an einem Migräneanfall beteiligt sind.

Verschiedenste Faktoren können zu Störungen in der Mitochondrienversorgung und zur Überaktivität des Migränegenerators im Hirnstamm führen. Dort haben auch Kerne des schmerzempfindlichen Trigeminusnervs ihren Ursprung. Mögliche Belastungsfaktoren sind z. B. mechanischer, chemischer, hormoneller, ernährungsbedingter, verdauungsabhängiger, sinnesorganabhängiger, elektromagnetischer, klimatischer, infektiöser, psychischer, toxischer, immunologischer und genetischer Natur. Aber auch Störfelder im neuraltherapeutischen Sinne können sich belastend auswirken. Der Hirnstamm, unser entwicklungsgeschichtlich ältester Hirnteil, ist für die Steuerung lebensnotwendiger Funktionen im Körper zuständig. Er regelt vegetative Funktionen wie Atmung, Durchblutung, Kreislauf, Körpertemperatur und Verdauung. Der Hirnstamm ist aber auch eine Messinstanz, die äußerst sensibel mit messbarer Nerven-Hyperaktivität und verstärkter Durchblutung auf starke Schwankungen von Sauerstoff, Blutzucker, Flüssigkeit, Salzgehalt und Säure-Basen-Gleichgewicht sowie auf Giftstoffe reagiert. Gefährdet nun eine Situation die Energieversorgung des Gehirns, reagiert ein Bereich des Hirnstamms massiv darauf. Dieser Bereich wird auch Migränegenerator genannt. Der Migränegenerator wird aktiviert, bevor es zu einer Aktivierung des Trigeminusnervs, der von ihm versorgten Blutgefäße und dem damit verbundenen Schmerzempfinden kommt. Neuere PET-Untersuchungen haben dies nachgewiesen. Die Positronen-Emissionstomographie (PET) ist ein Verfahren, bei dem besonders aktive Hirnbereiche in Farbe sichtbar gemacht werden. Der Bereich des Migränegenerators ist vor und während einer Migräneattacke stärker durchblutet und weist eine erhöhte Aktivität auf. Er bleibt aktiv, auch wenn Schmerzmittel, wie z. B. Triptane, den Migräneanfall schon längst unterdrückt haben. Er ist deshalb in der Lage, nach Ablauf der Schmerzmittelwirkung, den Anfall wieder aufflammen zu lassen. Der Trigeminusnerv, der für die sensible Versorgung von Hirnhäuten, Hirnarterien, Hirnrinde, Nebenhöhlen und Gesicht zuständig ist und so Schmerzempfindungen möglich macht, wird aktiviert. Trigeminusfasern bringen Informationen z. B. aus Kopfgefäßen und Gesicht zu ihren Nervenkernen, die vom Mittelhirn bis ins Rückenmark der Halswirbelsäule verteilt sind. Auf Höhe der oberen Halswirbel überlappen sich im Rückenmark Endgebiete von Trigeminusfasern und Halsnervenfasern. Dadurch können störende Reize aus der oberen Halswirbelsäule, wie sie z. B. nach einem Schleudertrauma auftreten, zum spinalen Kern des Trigeminusnervs gelangen und diesen irritieren. Zusätzlich kann dieser aber auch aus Fasern aus dem siebten und dem zehnten Hirnnerv irritiert werden. Dauerreize, die von Narbenstörfeldern, chronischen Entzündungen und anatomischen oder physiologischen Problembereichen, wie z. B. den Kopfgelenken, herrühren, lassen Erregungszonen im Hirnstamm mit erhöhtem Energieverbrauch entstehen. Das passiert u. a. in den Kernen des Trigeminusnervs und in der Hirnrinde. Diese Erregungszonen stehen in Beziehung zueinander und können zur Entwicklung von Migräne führen. Durch die Überaktivität des Trigeminusnervs werden Botenstoffe freigesetzt. Diese beeinflussen in den Blutgefäßen des Gehirns die Gefäßmuskulatur und den Gefäßdurchmesser. Das geschieht auch, wenn zu viel Stickstoffmonoxid in den Gefäßen anflutet. Dies bezeichnet man als Nitrostress. Man geht heute davon aus, dass sich die Arterienwände kurzzeitig entzünden. Dabei kommt es zunächst zu einer Erweiterung der Kopfarterien sowie zu einer erhöhten Durchlässigkeit und Schwellung der Arterienwände (Ödem). Dieses Ödem führt zu einer Verengung der Arterien und somit zu einer verringerten Durchblutung bestimmter Hirnbereiche. Dadurch entsteht die Migräneaura. Die durch die Nervenreizung bedingte Entzündung breitet sich über die ganze Gefäßwand aus und stört die Verbindungen zwischen den Zellen. Diese werden in Folge wieder elastischer. Der Blutdruck erweitert die verengten Gefäße und die Aura verabschiedet sich (Literaturempfehlung 5). Durch die nervenbedingte Entzündung entsteht eine starke Schmerzempfindlichkeit der Gefäßwände.

Die Details der Migräneentstehung sind allerdings wissenschaftlich noch nicht komplett erforscht. Welche Faktoren dazu in der Lage sind, eine Überaktivität des Migränegenerators im Hirnstamm und im Ganglion Trigeminale auszulösen, beschreibe ich ausführlich in den Kapiteln Anamnese, Laboranalysen, osteopathische Untersuchung und neuraltherapeutische Testung.


Abbildung: Migräneursachen-Schema

Wie ich zur Migränetherapie kam

Nach meiner Akupunkturausbildung war ich begeisterter Akupunkteur. Ich traute meinen chinesischen Nadeln fast alles zu und verinnerlichte die Philosophie der traditionellen chinesischen Medizin. Ich lernte viel über die Akupunktur-Meridiane und die auf ihnen liegenden Akupunkturpunkte sowie deren Bedeutung für die verschiedenen Organe und Erkrankungen. Das Schicksal wollte es wohl so, dass ich kurz nacheinander drei Migränepatienten mit Akupunktur von ihrer Migräne befreien konnte. Voller Euphorie dachte ich nun zu wissen, wie Migräneheilung funktioniere. Wie naiv das war, musste ich bald feststellen. Ich warb mit meinen ersten Erfolgen und es kamen viele Migränepatienten zu mir in Behandlung. Doch leider bescherte sich mir ein Misserfolg nach dem anderen. Ich erkannte, dass es höchstens 20% der Patienten waren, denen ich mit Akupunktur helfen konnte. Es musste also auch noch andere Ursachen geben, die durch meine Nadeln nicht zu beeinflussen waren.

Ich entschloss mich im nächsten Schritt zu einer Neuraltherapieausbildung. Dadurch konnte ich meine Erfolgsquote immerhin auf 45% steigern. Damit gab ich mich aber noch nicht zufrieden. Denn wenn jeder zweite Patient die Praxis unzufrieden verlässt, ist das nicht gerade die beste Werbebotschaft für einen Mediziner. Ich absolvierte also die fünfjährige Osteopathie-Ausbildung an der Osteopathie Schule Deutschland (OSD). Gleichzeitig befasste ich mich intensiv mit Ernährungsmedizin, Orthomolekularmedizin, Endokrinologie und bioidentischer Hormontherapie, sowie Mitochondrientherapie nach Dr. Kuklinski. Heute kann ich nach Auswertung meiner aktuellen Statistiken sagen, dass ich 75% meiner Patienten innerhalb von 10 bis 20 Sitzungen von ihrer Migräne befreien konnte. Weitere 10% verspüren zumindest eine deutliche Verbesserung ihrer Symptomatik, das heißt sie erleiden wesentlich seltener Anfälle und die Migräne ist weniger heftig.

Der Migräne-Detektiv

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