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Fall 2: Fäulnismilieu und Histamin

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Eine 48-jährige Rechtsanwältin litt seit dem 30. Lebensjahr fast täglich an leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen. Hinzu kamen zwei bis drei Migräneanfälle pro Woche, die sie mit Aspirin, Paracetamol oder Triptanen behandelte. Ihre Schulter-Nackenverspannungen wurden regelmäßig durch Massagen und Krankengymnastik behandelt, was ihre Symptome aber nur leicht linderte. Ihre Beschwerden belasteten sie auch psychisch stark und sie war deshalb nur noch stundenweise arbeitsfähig. Neben den zirka drei grippalen Infekten im Jahr, die sie regelmäßig mit Antibiotika behandelte, waren keine weiteren Erkrankungen bekannt. Sie litt auch nicht unter Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Lediglich Blähungen störten sie immer wieder. Diese gingen aber in der stark überwiegenden Kopfschmerzsymptomatik unter. Sie wurde mehrfach internistisch, neurologisch und orthopädisch untersucht. Zwei Aufenthalte in Migränekliniken brachten keinerlei Erfolg. Ihre Schmerzen besserten sich dadurch nicht.


Ihr Blutbild sowie ihre intrazelluläre Mikronährstoffanalyse waren vollkommen unauffällig. Die Leberwerte waren leicht erhöht. Die Schilddrüsenwerte lagen ebenso wie die Entzündungsmarker im Normbereich.

Wegen der Blähungen erstellten wir ein Darmprofil und führten eine Untersuchung der Darmflora durch. Es zeigte sich ein Mangel an Verdauungsenzymen (Pankreaselastase), ein erhöhter Anteil von Fett und Eiweiß im Stuhl, eine stark über der Norm liegende Anzahl an Colibakterien, Enterokokken und Clostridien (Clostridium Species) sowie ein verminderter Anteil an Laktobazillen. Außerdem fiel ein stark (12-fach) erhöhter Histaminspiegel im Stuhl auf, der mit einem Diaminoxidasespiegel im Serum einherging, der gerade noch im Normbereich (DAO 11) lag. In Summe lag also eine Fäulnisdyspepsie vor. Das heißt, ausgelöst durch den Mangel an Verdauungsenzymen, wurden Fett und Eiweiß schlecht verdaut. Das schuf optimale Ernährungsbedingungen und Vermehrungsvorteile für die gasbildenden Fäulnisbakterien. Insbesondere die Clostridien, deren Wachstum durch häufige Antibiotikagaben begünstigt wurde, können giftige Stoffwechselprodukte bilden. Diese müssen über die Leber abgebaut werden. Der Körper der Patientin wurde mit bakteriellen Abfallprodukten und Histamin überschwemmt und vergiftet. Das führte zu Blähungen und einer starken Leberbelastung, die sich in den erhöhten Leberwerten ausdrückte.


Die Überschwemmung mit Bakterientoxinen und Histamin führte außerdem zu einer Störung der Energieversorgung der Mitochondrien und damit zur Irritation des Migränegenerators im Hirnstamm. Dort wurden Neuropeptide ausgeschüttet und der Trigeminusnerv in den Hirngefäßen gereizt. So nahm das Migräneunheil seinen Lauf.

Als erster Schritt der Behandlung wurden eine histaminarme Kost und zu jeder Mahlzeit zwei Kapseln Diaminoxidase, ein histaminabbauendes Enzym, verordnet. Dies führte bereits zu einer Entlastung. Im zweiten Schritt wurden die Clostridien durch die zweiwöchige Gabe von sauerstofffreisetzenden Substanzen nach jeder Mahlzeit stark reduziert. Zu jeder Mahlzeit nahm die Patientin Verdauungsenzyme ein. Der dritte Schritt war der Aufbau einer gesunden Darmflora durch die Gabe von Laktobazillen und Bifidobakterien. Diese konnten nun auf den Schleimhautplätzen siedeln, die durch die Verdrängung der Clostridien frei geworden waren. Sechs Monate nach Beginn der Darmsanierung waren sowohl die chronischen Kopfschmerzen als auch die Migräne komplett verschwunden.

Der Migräne-Detektiv

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