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Fall 13: Ungesunde Ernährung und Lebensweise

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Ein 17-jähriges Mädchen kam mit seiner Mutter in meine Sprechstunde und berichtete, sie habe seit sechs Monaten fast täglich Kopfschmerzen, die etwa zweimal wöchentlich in Migräne übergingen. Meist begannen die Kopfschmerzen am späten Vormittag im Schulunterricht und besserten sich gegen Abend. Hinzu kämen Konzentrationsstörungen. Schon in der Anamnese zeigten sich mehrere mögliche Hinweise auf die Ursache. Das Mädchen gab an, bei ihrem Körpergewicht von fünfzig Kilogramm nur einen halben Liter Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Normal wären mindestens zwei Liter. Ich empfehle vierzig Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. Auf die Frage nach ihren Ernährungsgewohnheiten erklärte sie, dass sie meistens nicht frühstücke, mittags gegen 13.00 Uhr eine Portion Pommes Frites oder Nudeln oder ein Sandwich zu sich nehme und abends dann zwischen 17.00 Uhr und 22.00 Uhr noch Pizza, Pasta oder etwas Ähnliches esse. Zwischendurch trinke sie süße Limonaden, ohne die sie nicht leben könne. Seit einem traumatischen Ereignis in der Nachbarschaft könne sie abends nur noch mit Licht einschlafen. Meist schlafe sie vor dem laufenden Fernseher ein.


Der aufmerksame Leser wird auch ohne medizinische Ausbildung bemerken, dass dieser Lebenswandel nicht gesund sein kann. Ich erklärte der jungen Dame, dass eine Änderung der Lebensweise dringend erforderlich sei, wenn sie ihre Kopfschmerzen loswerden wolle. Sie hielt dies zunächst für Unsinn. Da sie aber aufgrund ihrer Kopfschmerzen einen hohen Leidensdruck hatte, erklärte sie sich bereit, testweise einen Monat lang alle meine Änderungsvorschläge umzusetzen. Sie wollte dann anhand ihres Befindens entscheiden, ob sie die Veränderungen beibehalte oder nicht. Ich empfahl ihr, mindestens zwei Liter ungesüßtes Wasser über den Tag verteilt zu trinken. Jeden Morgen vor der Schule unbedingt ein eiweiß- und fettreiches Frühstück mit Ei, Butter, fettem Quark oder Fleisch zu sich zu nehmen, mittags ein ebensolches Mittagessen und abends spät vor dem Schlafen noch ein fettreiches und kohlenhydratarmes Spätstück zu essen. Da sie sich nicht vorstellen konnte, ohne Licht und Fernsehen einzuschlafen, riet ich ihr eine Zeitschaltuhr zu kaufen, die nach einer Stunde Licht und Fernseher ausschaltet. Ich erklärte ihr, dass weitere Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen nur nach dieser Testphase Sinn hätten. Wir vereinbarten einen Folgetermin. Nach vier Wochen erklärte die Patientin lächelnd, dass sie seit drei Wochen weder Kopfschmerz noch Migräne gehabt habe.


Was war passiert? Das Mädchen hatte durch sein mangelhaftes Trinkverhalten und sein unregelmäßiges, kohlenhydratreiches, fett- und eiweißarmes Essverhalten ständig dafür gesorgt, dass in ihrem Hirnstamm Alarm ausgelöst wurde. Der Hirnstamm kontrolliert, ob lebenswichtige Substanzen, wie Flüssigkeit und Glukose in ausreichendem Maße vorhanden sind. Es kam daher zu andauernden, starken Blutzuckerschwankungen und Flüssigkeitsspiegelschwankungen. Als hätten diese beiden Faktoren nicht schon ausgereicht, strapazierte sie ihr Nervenkostüm nachts noch mit Fernseh-Dauerbeschallung und sorgte für eine stark verminderte Melatonin-Produktion. Es gibt Studien, die klar zeigen, dass schon ein kleines, im Schlafzimmer brennendes Lämpchen ausreicht, um die Produktion dieses wichtigen Schlafhormons stark zu vermindern. Da Melatonin wichtige Funktionen hat, unter anderem auch für den Abbau von Histamin im Körper, wurde ihr ganzer Körper durch diesen Raubbau in einen Zustand von Unordnung versetzt. Dieser hätte wahrscheinlich schon alleine gereicht, um Kopfschmerz und allerlei psychische Symptome hervorzurufen.

Der Migräne-Detektiv

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